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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Autoren: Ulrike Schweikert
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überschritt und sich unter die Altehrwürdigen einreihte. Doch bis dahin hatten sie noch viel Zeit, die Wunden zu heilen und die Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Luciano konnte nur hoffen, dass dies nicht zu lange dauern würde. So, wie sich Clarissa im Augenblick benahm, war es schlichtweg anstrengend, und er wusste nicht, wie lange er es schaffen konnte, sie von den anderen abzuschirmen, von denen keiner bereit war, ihr die gleiche Geduld entgegenzubringen, die Luciano aufbrachte. Was sein Vetter Maurizio zu dem Ganzen sagte, wollte er nicht einmal in seinen Gedanken wiederholen. Und selbst Chiara, die er als seine Cousine achtete und liebte und mit der er stets gut ausgekommen war, fand deutliche Worte.
    » Weißt du, Luciano, bei aller Liebe, es ist nicht gut, wenn du ihr das alles durchgehen lässt. Weder für dich noch für Clarissa. Sie ist jetzt eine Servientin der Nosferas. Ob das nun gut oder schlecht ist, gerecht oder die Folge eines Verrats. Es ist eine Tatsache, die sich nicht mehr ändern lässt. Sie gehört in unsere Welt und muss sich den Regeln unserer Gemeinschaft anpassen. Schon möglich, dass die Vamalia in Hamburg oder die Lycana in Irland anders mit ihren Unreinen umgehen und ihnen mehr Freiheiten gewähren. Ja, sie behandeln, als wären sie denen reinen Blutes ebenbürtig. Was hilft es? Bei den Nosferas ist es eben anders. Sie hätte es auch noch schlimmer treffen können, wenn ein Dracas sie gewandelt hätte!«
    Da hatte sie auch wieder recht. Aber das Argument ließ Clarissa nicht gelten.
    » Jedenfalls wirst du ihr durch deine falsche Rücksicht den Schmerz nicht ersparen, und du kannst sie auch nicht bis in alle Ewigkeit vor allem beschützen und bewahren. Hilf ihr lieber, sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden, in die du sie gebracht hast.«
    » Und wenn sie mich dafür hasst? Wenn unsere Liebe dadurch zerstört wird?«, fragte er seine Cousine verzagt.
    Chiara legte den Arm um seine Schultern. » Ach Luciano, mach dir nichts vor. Ihre menschliche Liebe ist längst mit ihrem Blut davongeflossen. Vielleicht schafft ihr es, etwas Neues für euch zu finden. Aber glaub mir, das geht nur innerhalb unserer Familie und ihrer Regeln, nicht gegen sie.«
    Die Worte seiner Cousine trafen ihn hart, vielleicht gerade weil er die tiefe Wahrheit in ihnen spürte. Luciano unterdrückte einen Seufzer. Warum musste die Liebe so kompliziert sein?
    Der Zug ratterte weiter nach Norden. Die Nacht floss träge dahin. Luciano streckte noch einmal seinen Geist aus, verließ seine eigene Kiste und drang in die daneben ein. Seine Gedanken liebkosten die hübsche junge Vampirin, die sich noch immer nicht in ihr Schicksal fügen und dem Geliebten verzeihen wollte, der ihr das angetan hatte.

Ankunft bei den Vyrad
    » Die Nosferas sind angekommen«, verkündete Hindrik und trat in die einfache Schlafkammer, in der sich Alisa gerade einrichtete. Dieser Raum war das erste, was sie vom Heim der Vyrad zu Gesicht bekommen hatte.
    » Wie schön. Wo sind sie?«, erkundigte sich die Vamalia und räumte einen zweiten Stapel Bücher in das Regal, das über ihrem Sarg an der Wand befestigt war. Daneben zeigte ein Fenster auf einen L-förmigen Hof hinaus mit alten Bäumen und einem hübschen Brunnen. Schwere Vorhänge sorgten dafür, dass bei Tag kein Sonnenstrahl ins Zimmer dringen konnte.
    » Die Nosferas sind noch in ihren Kammern im Haus nebenan, aber ihr sollt nun alle in den großen Saal kommen. Ich sage Sören und Tammo Bescheid und bringe euch dann hinüber.«
    Alisa nickte ein wenig zerstreut und ließ den Blick von den letzten Büchern in ihrer Reisekiste zu den Kleidern schweifen, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen. Unbewusst wiederholte sie im Kopf ein paar englische Sätze, die sie über die Ferien geübt hatte. Die Vyrad hatten in ihrer Einladung verlangt, dass sich die Erben im Voraus mit der englischen Sprache vertraut machen sollten. Wie ungewöhnlich! Wollten sich die Vyrad etwa davor drücken, die Erben zu unterrichten? Doch ihre Gedanken schweiften schnell wieder ab.
    » Ist gut. Ich ziehe mich noch rasch um.« Ihre Hand griff nach den langen, rotblonden Strähnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten. » Und mein Haar sollte ich vorher auch neu aufstecken, findest du nicht?«
    Sie sah ihn aus ihren hellblauen Augen fragend an. Hindrik schmunzelte. Wie hatte sich Alisa verändert. Nicht nur äußerlich war sie zur Frau gereift. Noch vor einem Jahr hätte sie keinen Gedanken an ihre
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