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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)
Autoren: Marita Sydow Hamann
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plötzlich auftauchte. Aber das ist eine andere Geschichte«, sagte sie dann. »Ihr seid im Gegensatz zu mir Gäste auf dieser Welt, und einen Gast kann man nicht einfach enteignen. Jedenfalls solange Ragnar nicht mit seinem Dolch zu einer Gefahr für die Euripiden wird. Würdest du sie damit angreifen, wäre er wohl schneller weg, als du denken könntest«, fügte sie sarkastisch hinzu. Unterdessen wanderte der Dolch weiter zu Charlie.
    Sie sah in Gedanken, wie Tyrfing von Vater zu Sohn weitergegeben worden war – immer und immer wieder. Ein Gegenstand aus der alten Zeit – aus ihrer Zeit.
    »Oden«, sagte Biarn plötzlich und scheinbar zusammenhanglos. Alle sahen ihn verblüfft an, bis auf Charlie, die immer noch den Dolch anstarrte.
    Was war das auf dem Griff? Sie fuhr mit dem Zeigefinger über das mattglänzende Irminsul, und mit einem Mal … Verwirrt starrte Charlie auf den Dolch in ihrer Hand.
    Noch bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, ertönte Biarns heisere Stimme.
    »Oden versucht Mimers Brunnen wieder in Gang zu bringen. Das ist wichtig. Ich bin davon überzeugt, dass er sich damals mit Mimer verbündet hat und durch die Weisheit des Brunnens an das Wissen gelangte, das ihn so mächtig werden ließ. Der Brunnen muss ihm auch geholfen haben, seine Fylgjen zu dem zu machen, was sie heute sind – nämlich gestaltgewordene Abbilder seiner selbst.«
    »Und für den Brunnen braucht er Elfenmilch«, sagte Tora.
    »Ganz genau«, nickte Biarn.
    Seine Worte kamen etwas langsamer als zuvor, doch er schien seine Gedanken noch sortieren zu können.
    »Deshalb bewachen seine Bärsärker Gymer in seinem Nebel der Zeit. Er benötigt Gymers Kelch mit Elfenmilch, um den Brunnen in Betrieb nehmen zu können. Wahrscheinlich war Mimer auf Reisen, als der Magier Altair den Riss in der Zeit verursacht hat. Ich gehe davon aus, dass etwas schief ging, als er das Amulett in drei Teile spaltete, um die rechtmäßigen Erben des Throns vor Oden in Sicherheit zu bringen. Weil die Tore zwischen den Welten verschlossen waren konnte Mimer nicht zurückkehren, und Odens Quelle der Weisheit war versiegelt oder versiegt. Zum Glück«, fügte Biarn hinzu, »hält Gymer den Nebel der Zeit noch aufrecht. Wir können nur hoffen.«
    Die Gefährten hatten kaum Zeit, die Erklärung zu verdauen, da sagte Charlie mit einem Blick auf den Dolch in ihren Händen:
    »Sag mal, waren diese Runen auf dem Griff vorhin auch schon da?«
    »Runen? Was für Runen!«, rief Ragnar und eilte zu ihr ans Bett. Biarn versuchte die Watte in seinem Kopf zur Seite zu schieben.
    Hatte Charlie etwas von Runen auf dem Dolch gesagt?
    Diese verfluchte Medizin hatte es wirklich in sich. Seine Schmerzen waren so gut wie verschwunden, das musste er zugeben. Doch zu welchem Preis?
    »Runen? Wo?«, fragte er mit schleppender Stimme.
    »Auf dem Griff!«, rief Tora aufgeregt. »Da steht etwas!« Kunar ging rasch ans Kopfende von Charlies Bett und sah ihr über die Schulter.
    »Kannst du vorlesen, Kunar?«, bat Charlie. »Die Zeichen verschwimmen ständig vor meinen Augen.« Sie blinzelte und versuchte die Runen mit reiner Willensstärke festzuhalten, doch sie hüpften fröhlich umher.
    »Da steht … Moment noch …« Kunar gab sich Mühe, die Zeichen zu entziffern. »Da steht: Benutze mich , sagte er dann und wandte sich dann den anderen zu.
    »Was?«, fragte Tora verblüfft. »Soll sie etwa jemanden erdolchen?« Alle Augenpaare waren auf Charlie gerichtet.
    »Das glaube ich kaum«, sagte Biarn endlich. Ragnar machte eine Bewegung, als ob er ein Schwert ziehen würde.
    »Probiere es mal damit«, sagte er. »So wird der Dolch bei Gefahr zum Schwert.«
    Charlie starrte ungläubig in die Runde, dann führte sie den Dolch so gut sie konnte in einer nachahmenden Bewegung von links nach rechts über die Bettdecke.
    Tyrfing verwandelte sich so schnell, dass sie dem Prozess kaum folgen konnte, in ein stattliches und schweres Schwert. Charlies Arm wurde auf die Bettdecke gezogen.
    Nun scharten sich alle um Charlie und das Schwert.
    »Da sind Verzierungen zu erkennen«, sagte Sora und beugte sich neugierig vor.
    »Tatsächlich«, murmelte Ragnar. »Die sind bei mir niemals erschienen.« Er klang ein wenig verletzt. Charlie strich mit der Hand über die Verzierungen. Mit einem Mal tauchten weitere Runen auf! Wie Wasser spülten sie über die Klinge von Tyrfing – mehr und immer mehr, bis kein Platz mehr war!
    »Ich glaube, wir haben das Buch der Familien gefunden«, sagte Biarn
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