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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung
Autoren: Frances Watts
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einen Stock tiefer wohnte. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass das Leben, so, wie er es gekannt hatte, unwiderruflich vorbei war. Und das stimmte ihn ein bisschen traurig, während er mit Tibby Rose hinter Alex und Alice auf dem Weg nach oben zur Wohnung von Onkel und Tante an Frau Zetlands Tür vorbeischlich.
    Alice klopfte so leise an die Wohnungstür, dass Alistair sicher war, Onkel Ebenezer und Tante Beezer – die doch bestimmt noch schliefen – könnten es nicht gehört haben. Doch fast auf der Stelle wurde die Tür aufgerissen.
    Als Onkel Ebenezer den Mund öffnen wollte, um etwas auszurufen, bedeuteten ihm Alistair und die anderen eilig, zu schweigen. Ebenezer nahm es ohne Fragen hin, dass er den Mund halten sollte. Er trat zur Seite und ließ alle vier eintreten, dann schloss er schnell, aber leise die Tür hinter ihnen.
    »Alex, Alice – und Alistair!«, rief er nun aus und betrachtete die vier Mäuse, die vor ihm standen. »Mein lieber ... violetter? ... Alistair!« Tränen traten ihm in die Augen. Und auch Alistair war so überwältigt, seinen Onkel zu sehen, dass er kein Wort herausbrachte. Er schlang die Arme um Ebenezers rundlichen Körper und drückte ihn.
    Inzwischen war auch Beezer aus dem Schlafzimmer gekommen. Sie gähnte und strahlte. »Ach meine Lieben!« Sie umarmte erst Alice und dann Alex, drückte einen Kuss auf den Teil von Alistairs Kopf, der nicht in Onkel Ebenezers weichem Bauch verborgen war, und wandte sich dann mit freundlichem Lächeln an Tibby Rose. »Wir kennen uns noch nicht«, sagte sie.
    Alistair befreite sich aus Onkel Ebenezers Umarmungund sagte: »Das ist meine Freundin Tibby Rose. Aus Tempelton – in Souris.«
    »Alistair ist auf mich draufgefallen«, ergänzte Tibby hilfreich.
    »So, so, Tibby Rose aus Tempelton?« Ebenezer machte ein gedankenvolles Gesicht. Er nahm Tibbys Hand und schüttelte sie kräftig. »Welche Freude, dich kennenzulernen, Liebes. Eine sehr große Freude.«
    Alistair sah sich in dem vertrauten Zimmer um. Mehr als einmal auf seiner gefährlichen Reise hatte er sich gefragt, ob er es jemals wiedersehen würde. Er konnte kaum glauben, dass er wieder zu Hause war.
    »Seid ihr die ganze Nacht gelaufen?«, fragte Beezer mit einem Blick auf die Kaminuhr. »Ihr müsst ja total erschöpft sein. Aber was machst du denn hier, Alistair? Als sich dein Onkel mit seinen FUG-Kontaktleuten unterhalten hat, wurde ihm versichert, dass du ganz weit fort in einem geheimen Unterschlupf bist.« Sie drehte sich um und sah Alex und Alice mit strengem Blick an. »Was ihr beide auch erfahren hättet, wenn ihr hiergeblieben wärt, wie befohlen!«
    Doch obwohl sie schimpfte, konnte Alistair merken, dass sie so froh war, alle wieder sicher zu Hause zu haben, dass sie nicht wirklich böse auf seine Geschwister war.
    »Aber Alistair ist nicht in dem geheimen Unterschlupf geblieben«, erklärte ihr Alex. »Er und Tibby Rose haben sich von Souris nach Hause aufgemacht. Deshalb war esein glücklicher Umstand, dass wir losgezogen sind und sie gerettet haben.«
    »Um genau zu sein, haben wir Glück gehabt, dass sie uns gerettet haben, Alex«, verbesserte ihn Alice.
    »Es klingt, als ob ihr alle eine Menge erklären müsst«, bemerkte Tante Beezer.
    »Und als ob ihr eine Menge essen müsst, wenn man euch so anschaut«, setzte ihr Mann hinzu. »Ihr seht alle schrecklich abgemagert aus. Bestimmt habt ihr Hunger!«
    »Und wie!«, sagte Alex und lief zur Küche, dicht gefolgt von seinem Onkel, der ganz glücklich sagte: »Ich mache euch das beste Frühstück, das ihr je bekommen habt.«
    »Bist du sicher, dass genug Essen im Haus ist?«, hörte Alistair Alex mit undeutlicher Stimme fragen, als würde sein Kopf schon tief in der Speisekammer stecken.
    »Das hoffe ich doch«, sagte sein Onkel, der immer noch ganz überwältigt klang vor Rührung. »Aber ich habe ja zwei Wochen immer nur für zwei gekocht, weißt du?«
    Entgegen der Befürchtungen von Alex erwies sich das Vorratsregal alles andere als leer. Der Frühstücksschmaus bestand aus Eiern (verlorene Eier, Rühreier, Eier im Glas, Spiegeleier, hart gekochte Eier, weich gekochte Eier), Toast mit Marmelade (Aprikose, Erdbeer, Brombeer – »Nein danke«, sagten Alistair und Tibby Rose gleichzeitig – Heidelbeer und Himbeer) und aus Teeküchlein mit Orangenmarmelade in drei Variationen, Pfannkuchen (mit viel Ahornsirup), überbackenem Toast (auch mit viel Ahornsirup), Haferbrei, Cornflakes und frischem Obst.
    Es dauerte eine Weile,
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