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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung
Autoren: Frances Watts
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abgeschüttelt: die Sourisaner, die ihnen übel wollten, weil sie rotbraun waren, die Königlichen Wachen, selbst Oswald und Happy Thompson und Slipper Pink. Die Ruder glitten so geschmeidig durch das Wasser wie eine Brise, die durch Seide fuhr.
    Nach zweihundert Ruderschlägen hatte er seinen Rhythmus gefunden. Es hatte zwar nicht mehr das Gefühl, ganz mühelos dahinzugleiten, aber sie kamen gut voran. Die Schreie der kämpfenden Matrosen waren nur noch schwach zu hören.
    »Alistair«, sagte Alice, »wenn du nicht entführt worden bist, warum bist du dann einfach spurlos verschwunden? Und wie bist du auf das Piratenschiff gekommen?«
    Dann war es also tatsächlich so, wie Alistair vermutet hatte – seine Geschwister wussten anscheinend überhaupt nichts über sein Verschwinden. »Tja, ich hab da so ein Klopfen an den Fensterläden gehört ...« Dann erzählte er ihnen, wie er in Smiggins aus dem Schlafzimmerfenster gegriffen und in Tempelton auf dem Gartenweg von Tibby Rose fallen gelassen worden war.
    »Er ist direkt auf mich draufgefallen!«, setzte Tibby hinzu.
    Und weil Alistair allmählich die Luft ausging, da er ruderte und gleichzeitig redete, fuhr Tibby Rose fort, zu erzählen, was alles geschehen war, nachdem sie Onkel Ebenezer in die Stadt gefolgt waren und entdecken mussten, wie verhasst rotbraune Mäuse in Souris waren. Schließlich kam sie zu dem Gespräch mit Happy Thompson und Slipper Pink. (Slippers Enthüllung über die geheimen Wege in Gerander ließ sie natürlich aus.) Sie erzählte, wie sie nach Sadiz aufgebrochen waren, ehe Oswald sie holen konnte, und wie sie auf der Sickert angeheuert hatten. Alistair ließ die Ruder einen Moment ruhen. Er hatte schon vierhundert Schläge hinter sich und war ein wenig erschöpft.
    »Wir wollen uns der FUG anschließen«, berichtete er. »Tibby hat beschlossen, dass sie nicht nach Tempelton zurückkehren will. Sie ist auch aus Gerander, väterlicherseits. Was meint ihr? Es wäre super, wenn wir vier zusammen beitreten würden.«
    »Alistair, das ist ja unglaublich«, rief Alice aus. Und Alex starrte seinen Bruder voller Ehrfurcht an.
    »Ja, findet ihr nicht auch? Tibby wäre dann D’Artagnan, der sich zu Aramis, Porthos und Athos gesellt, und zu viert könnten wir dann nach –«
    »Ähm, jetzt kommt mir das, was du da sagst, aber wie das reinste Seemannsgarn vor«, sagte Alex.
    »Das ist doch bestimmt wieder aus irgendeinem Buch, Alistair. Aus welchem?«, wollte Tibby Rose wissen. Alice kicherte über Tibbys leidgeprüftes Seufzen.
    »Aus den Drei Musketieren natürlich. Aramis, Porthos und Athos sind die drei Musketiere, und dann kommt ein vierter dazu, D’Artagnan, der –«
    »Um genau zu sein, Alistair«, fiel im Alice ins Wort, »ich wollte nicht sagen, wie unglaublich es wäre, wenn Tibby der vierte Musketier wird. Auch wenn ich das ganz toll finde«, setzte sie mit einem warmen Lächeln für Tibby hinzu, die das Lächeln schüchtern erwiderte. »Was ich gemeint habe, war ... das Floß und die Flucht vor den Königlichen Wachen und fast einen Wasserfall hinunterzustürzen und zu den Piraten zu gehen. Ich hab überhaupt nicht gewusst, dass du so mutig bist!«
    »Mutig?« Alistair musste lachen. »Ich hab mir die ganzeZeit vor Angst in die Hose gemacht und wollte nichts wie nach Hause. Und um wieder nach Hause zu gelangen, war das eben ein paar Gefahren wert.« Dann verblasste sein Lachen. »Allerdings glaube ich, dass wir gar kein Zuhause mehr haben. Wir sind nämlich in Smiggins nicht sicher.« Er seufzte. »Aber immerhin sind wir alle beieinander. Und vielleicht ... wenn wir der FUG beitreten, können wir vielleicht den Kampf von Mama und Papa fortsetzen, um Gerander zu befreien.«
    Gedankenverloren zog er an seinem Schal.
    »Das ist ein toller Vorschlag, der FUG beizutreten wie Mama und Papa«, sagte Alice. »Aber ich bin mir nicht sicher, was Tante Beezer und Onkel Ebenezer davon halten würden. Onkel Ebenezer hat erzählt, dass er sich nach dem Tod von Mama und Papa von der FUG abgewendet hat. Er wirft die Briefe, die sie ihm schreiben, sogar ungelesen fort.«
    Das erklärte nun, warum ihm seine Tante und sein Onkel nie gesagt hatten, dass er nach Tempelton sollte – sie hatten es gar nicht gewusst. Alistair war froh, dass sie ihm diese Tatsache nicht verschwiegen hatten. Aber es bedeutete auch, dass sie von seinem Verschwinden überrascht gewesen sein mussten und sich Sorgen machten, so, wie er es von Anfang an befürchtet hatte.
    Alistair
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