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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Prolog
    Inspector Lindsay Boxer

    Es ist ein ungewöhnlich warmer Augustabend, trotzdem zittere ich am ganzen Leib, während ich auf der großen Steinterrasse vor meiner Wohnung stehe. Ich schaue hinaus auf das wunderbare San Francisco und presse meinen Dienstrevolver gegen die Schläfe.
    » Verdammt sollst du sein, Gott! «, flüstere ich. Was für ein Gefühl, aber meiner Meinung nach passend und gerechtfertigt.
    Ich höre Sweet Martha fiepen. Ich drehe mich um. Sie betrachtet mich durch die Glastüren, die auf die Terrasse führen. Sie weiß, dass etwas nicht stimmt. »Alles in Ordnung«, rufe ich ihr durch die Tür zu. »Mach Platz, Mädchen.«
    Doch Martha geht nicht ins Körbchen, sie lässt mich nicht aus den Augen. Sie ist eine liebe, loyale Freundin, die mir seit sechs Jahren jeden Abend mit ihrer feuchten Schnauze einen Gute-Nacht-Kuss gibt. Während ich in die Augen der Border-Collie-Hündin schaue, kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht hineingehen und die Mädels anrufen sollte. Claire, Cindy und Jill wären hier, noch ehe ich das Telefon weggelegt hätte. Sie würden mich in die Arme nehmen, streicheln und alles Richtige sagen. Du bist etwas ganz Besonderes, Lindsay. Alle mögen dich, Lindsay.
    Allerdings bin ich ziemlich sicher, dass ich morgen Abend wieder hier draußen stehen werde - oder übermorgen. Ich sehe einfach keinen Ausweg aus diesem Schlamassel. Hundertmal habe ich alles durchdacht. Ich kann verteufelt logisch sein, aber offensichtlich bin ich auch äußerst gefühlsbetont. Das war
meine Stärke als Inspector bei der Polizei von San Francisco. Es ist eine seltene Kombination, und ich glaube, dass ich deshalb erfolgreicher war als sämtliche männliche Kollegen in der Mordkommission. Von ihnen würde natürlich auch keiner jetzt hier stehen, um sich mit der Dienstwaffe das Gehirn wegzupusten.
    Ich streiche mit dem Pistolenlauf über meine Wange, dann hebe ich ihn wieder an die Schläfe. O Gott, o Gott, o Gott! Ich muss an sanfte Hände denken, an Chris, und das bringt mich zum Weinen.
    Viele Bilder stürmen zu schnell auf mich ein, als dass ich damit fertig werden könnte.
    Diese schrecklichen Honeymoon-Morde, die unsere Stadt in Angst und Schrecken versetzt haben, vermischt mit Großaufnahmen meiner Mutter und sogar ein paar Momentaufnahmen meines Vaters. Meine besten Freundinnen - Claire, Cindy und Jill - unser verrückter Club. Ich kann sogar mich selbst sehen - jedenfalls so, wie ich mal war. Niemand hatte jemals gedacht, dass ich wie eine Beamtin der Mordkommission aussah, wie der einzige weibliche Inspector der gesamten Polizei von San Francisco. Meine Freunde meinten immer, ich ähnele mehr Helen Hunt, die in Mad About You mit Paul Reiser verheiratet war. Ich war auch einmal verheiratet. Aber ich war nicht Helen Hunt, und er bestimmt nicht Paul Reiser.
    Das hier ist so schwierig, so schlimm, so falsch. Es ist so völlig gegen meine Natur. Immer noch sehe ich David und Melanie Brandt vor mir, das erste Paar, das in der Mandarin Suite des Grand Hyatt Hotels getötet wurde. Ich sehe dieses grauenvolle Hotelzimmer, in dem sie so völlig sinnlos gestorben sind.
    Damit hat alles angefangen.

Erster Teil
    David und Melanie

1
    Wunderschöne, langstielige rote Rosen füllten die Hotel-Suite - wirklich die perfekten Geschenke. Alles war perfekt.
    Irgendwo auf diesem Planeten mag es vielleicht einen noch glücklicheren Menschen geben, dachte David Brandt, als er die Arme um seine frisch angetraute Ehefrau Melanie schloss. Vielleicht irgendwo im Jemen - irgendeinen Allah preisenden Bauern mit einer zweiten Ziege. Aber auf keinen Fall in San Francisco.
    Das Paar blickte aus dem Fenster des Wohnzimmers in der Mandarin Suite des Grand Hyatt Hotels. In der Ferne sahen sie die Lichter von Berkeley, Alcatraz, die anmutige Silhouette der hell beleuchteten Golden Gate Bridge.
    »Es ist unglaublich«, sagte Melanie strahlend. »An diesem Tag würde ich nicht eine einzige Kleinigkeit ändern.«
    »Ich auch nicht«, flüsterte er. »Na ja, vielleicht hätte ich meine Eltern nicht eingeladen.« Beide lachten.
    Vor wenigen Momenten hatten sie sich im Ballsaal des Hotels von den letzten der dreihundert Gäste verabschiedet. Endlich war die Hochzeitsfeier zu Ende: die Reden, das Tanzen, die fotografierten Küsse über der Torte. Jetzt waren die beiden endlich allein und hatten den Rest ihres gemeinsamen Leben vor sich.
    David ergriff die zwei mit Champagner gefüllten Gläser, die er auf einem Lacktisch
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