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0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen

0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen

Titel: 0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen
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Schnell sprang Staatsanwalt Gregor Intosh von seinem Platz auf. Mit verachtungsvollem Blick streifte er den Verteidiger, Rechtsanwalt Thomas Malcolm von Malcolm and Malcolm.
    Der junge Verteidiger lächelte seinen Gegner freundlich an.
    Intosh ging weiter. Unvermittelt blieb er vor dem Angeklagten stehen.
    David Bruce hielt dem kalten Blick des Staatsanwaltes unbeweglich stand.
    Plötzlich wirbelte Intosh auf dem Absatz herum. Sein Blick tastete jeden einzelnen der Geschworenen ab.
    Knisternde Hochspannung lag über dem vollbesetzten Saal des Geschworenengerichts im zweiten Stock des Court House im City Hall Park.
    Fast unwirklich klangen die Geräusche des Straßenverkehrs von der Chambers Street und dem Broadway durch die Fenster in den Raum.
    Besonders lange verweilte der Blick des Staatsanwaltes auf dem Obmann der Geschworenen. Es schien, als ob Intosh eine stumme Zwiesprache mit Fulton, dem biederen Lebensmittelhändler, halte. Sicher ahnte Intosh, was in Fulton vorging.
    Tatsächlich war der Lebensmittelhändler aus der Stone Street entschlossen, mit aller Kraft für den Spruch »Nicht schuldig« zu kämpfen. Ihm reichte das Beweismaterial gegen den jungen David Bruce nicht aus.
    Wieder wirbelte der drahtige Staatsanwalt herum. Sein Blick erfaßte jetzt Richter Emerett.
    Ein, zwei Sekunden dauerte es nur, aber Ehren Emerett fühlte sich unter dem Blick des Staatsanwaltes unbehaglich. So, als sei er selbst plötzlich der Angeklagte.
    Intosh hatte den Kampf, den er mit seinen Augen führte, genau berechnet.
    »Euer Ehren!« klang jetzt seine Stimme schneidend in die lastende Stille des Saales.
    Ganz langsam drehte er sich wieder zur Geschworenenbank.
    »Madam, meine Herren!«
    Noch einmal machte er eine wohlberechnete Pause. Dann legte er los, um das mitreißende Plädoyer des Verteidigers zu zerfetzen.
    »Mr. Malcolm hat gut gesprochen! Er hat überzeugend gesprochen! Er hat so gut und überzeugend gesprochen, weil er dafür bezahlt wird! Er wird sehr gut dafür bezahlt! Aber alles Geld dieser Welt kann uns nicht darüber hinwegtäuschen, daß David Bruce ein Mörder ist! Das weiß Mr. Malcolm…«
    »Einspruch!« rief Thomas Malcolm, der jüngste der Rechtsanwaltsdynastie Malcolm in den Saal, in dem sich bereits wieder Unruhe bemerkbar machte.
    Krachend knallte der Hammer des Richters auf die Tischplatte.
    »Einspruch stattgegeben!« entschied Richter Emerett.
    Staatsanwalt Gregor Intosh hatte damit gerechnet. Er wußte, daß sein letzter Satz nicht in das Protokoll kam. Er hoffte aber, daß er auf die Geschworenen gewirkt hatte.
    »David Bruce ist ein Mörder! Nie zuvor hat es überzeugendere Indizien für einen Mord gegeben, als in diesem Fall. David Bruce ist kein Mörder, der seine Tat kaltlächelnd zugibt. Er ist ein Mörder, der zu feige ist, seine Tat zuzugeben. Die Gerechtigkeit verlangt es, daß Sie, meine Herren Geschworenen, dies erkennen. Aus Ihrem Spruch muß hervorgehen, daß David Bruce ein feiger Mörder ist. Er allein hat aus purer Mordlust das Leben eines unschuldigen Menschen ausgelöscht. Das ist die Wahrheit, alles andere ist bezahlte Lüge…«
    Wie von einer Tarantel gestochen sprang Rechtsanwalt Thomas Malcolm auf. Doch seinen empörten Einspruch konnte er nicht mehr anbringen.
    Ein dröhnender Schlag gegen die große Tür des Verhandlungssaales war die Ouvertüre zu dem, was jetzt geschah.
    Die Tür wurde aufgerissen.
    Zwei Polizeibeamte versuchten, eine schlanke junge Frau festzuhalten. Es gelang ihnen nicht. Die Frau taumelte in den Saal. Hunderte von Augen richteten sich auf sie.
    Drei, vier Schritte wankte die Frau in den Saal hinein.
    Staatsanwalt Gregor Intosh starrte fassungslos auf sie.
    Mary Intosh erwiderte den Blick ihres Mannes. Mit weit aufgerissenen, vom Entsetzen gezeichneten Augen stand sie ihm gegenüber.
    Unvermittelt stieß sie einen gellenden Schrei aus. Dann brach sie inmitten des Saales zusammen.
    Gregor Intosh löste sich aus der Erstarrung. Mit hastigen Bewegungen kämpfte er sich durch die Mauer der neugierig um die Frau drängenden Zuhörer. Dann stand er bei ihr.
    »Mary…« sagte er leise.
    »Francis, Francis, Francis…« stammelte die Frau.
    Wie eine kalte Hand griff es nach dem Herzen des Staatsanwaltes. Aber bevor er etwas fragen konnte, raffte sich die Frau mit letzter Kraft zusammen.
    »Francis«, sagte sie noch einmal, »sie haben Francis entführt. Wenn Bruce verurteilt wird, dann…«
    ***
    Mit einer geradezu irrsinnigen Geschwindigkeit raste die
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