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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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andere Hausmeister hinten in der Höhle lauerte und darauf wartete, in Aktion zu treten.
    Höchstwahrscheinlich jedenfalls.
    »Was hat HK sich denn vorgestellt, was wir mit den Namenslisten tun sollen, als er sie uns gab?«, wollte Jonas wissen.
    »Er hat einfach nur versucht, die Beschädigung kurzfristig etwas zu vergrößern, um näher an euch heranzukommen«, erklärte Angela. »Er hat nicht damit gerechnet, dass ihr so findig und unternehmungslustig sein würdet, die Akten abzufotografieren, die Telefonnummern anzurufen und euch mit mir zu treffen.«
    Katherine grinste.
    »Es war meine Idee, die Fotos zu machen«, flüsterte sie Emily zu, obwohl diese gar nicht wissen konnte, wovon sie redete.
    »Doch euer Unternehmungsgeist hat auch dazu geführt, dass für Gary ein Eingang entstand und er versuchen konnte, euch in der Bücherei zu schnappen«, fügte Angela hinzu. »Wir waren zu viele Leute zur gleichenZeit im gleichen Raum, die alle mit dem mysteriösen Flugzeug in Verbindung standen. Und dann hattet ihr auch noch die Ausdrucke der Listen mit den Zeugen und Überlebenden. Ich weiß wirklich nicht genau, wie es funktioniert, aber es hat ein riesiges Eingangsportal geöffnet.«
    Katherines Lächeln wurde ein wenig schwächer.
    Jonas war immer noch damit beschäftigt, sich alles zusammenzureimen.
    »Und wer hat diese Briefe geschickt?«, fragte er. »HK oder Hodge?«
    »Jeder von beiden hat einen geschickt«, sagte Angela. »Auch wieder mit dem Ziel, einen Eingang zu finden und in eure Nähe zu gelangen. Sie lieferten sich eine Art Wettrennen und schrieben die Briefe noch in den Neunzehnhundertneunzigern, auf alten automatisierten Computeranlagen: Sie schleusten ihre Nachrichten in die Mailprogramme großer Konzerne, damit die Briefe maschinell verarbeitet wurden und in Umschläge gelangten, die sonst vollautomatisch mit Rechnungen oder Kreditkartenangeboten bestückt werden.«
    »Aber die Briefe kamen in schlichten weißen Umschlägen«, warf Jonas ein.
    »Das hatten sie so programmiert«, sagte Angela. »Dieser Teil hat so funktioniert, wie sie es wollten. Aber die alten Computer haben Teile ihrer Nachrichten abgeschnitten. Also mussten sie sich neue Methoden einfallen lassen.«
    Wahrscheinlich sind sie deswegen dazu übergangen, Haftzettel auf die Adoptionsunterlagen zu kleben, überlegte Jonas. Und als er die geheimnisvolle Gestalt gesehen hatte, die sein Zimmer durchsuchte, und Chips Computerdateien verschwunden waren – hatte sie damit nur die »Beschädigung« vergrößern wollen? Jedes unerklärliche Ereignis hatte Jonas, Chip und Katherine noch mehr alarmiert, in Unruhe versetzt und ihnen Angst eingejagt. Hatten die anderen Kinder Ähnliches erlebt? Spielte es überhaupt eine Rolle, wer das alles getan hatte, HK oder Hodge?
    Angela war immer noch nicht fertig.
    »HK hat lange gebraucht, um herauszufinden, dass Hodge sich diese Adoptionskonferenz ausgesucht hatte, um euch zurückzuholen«, berichtete sie. »Er vermutet, dass Hodge diese Höhle schon vor zwanzig Jahren eingerichtet hat, bevor die Beschädigte Zeit anbrach. Er muss sich einfach darauf verlassen haben, dass alles nach wie vor bereit war. Dann brachen Hodge und Gary Hunderte von Gesetzen, um dafür zu sorgen, dass alle Kinder hierherzogen und sie alle auf einmal erwischen konnten. HK hat sich die Adressen mühsam zusammengesucht, indem er Grundstückseinträge aus der Zukunft studierte.«
    Jonas wurde ganz schwindlig, als er versuchte, diese sich durch die Zeiten erstreckenden Verbindungen nachzuvollziehen.
Zukunft, Vergangenheit
. . . die Begriffe hatten nicht mehr die gleiche Bedeutung, auf dieer sich bisher verlassen hatte. In diesem merkwürdigen neuen Bezugsrahmen konnte die Zukunft die Vergangenheit sein und die Vergangenheit die Zukunft und . . .
    »Ach so«, sagte Katherine, als habe
sie
nun alles begriffen. »Deshalb sah es so aus, als wüsste das FBI von Daniella McCarthys neuer Adresse, noch bevor ihre Eltern überhaupt ein Angebot auf das Haus abgegeben hatten.«
    Angela nickte.
    »Immobiliengeschäfte werden nicht immer ganz akkurat dokumentiert«, sagte sie. »Normalerweise tun Zeitreisende so etwas nicht. Sie verlassen sich nicht auf zukünftige Adressen, um Briefe in die Vergangenheit zu schicken. Aber in diesem Fall handelte es sich um einen Notfall, wegen Hodge und Gary. HK meint, sie hätten die Zeit völlig vermurkst.«
    Jonas konnte es sich ungefähr vorstellen. Er erinnerte sich an einen Pfadfinderausflug, auf dem er
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