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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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einen Klempner heiratenund fünf Kinder bekommen sollte. ›Hm, das glaube ich eher nicht!‹, habe ich zu ihm gesagt. Er muss mich mit jemandem verwechselt haben.«
    Jonas schloss sekundenlang die Augen. Vielleicht hatten HK, Hodge und Gary ihn auch mit jemandem verwechselt. Wäre es nicht schön, einfach ganz normale leibliche Eltern zu haben? Ein paar verwirrte junge Leute zum Beispiel, denen klar geworden war, dass sie noch nicht reif genug waren, um selbst ein Kind aufzuziehen . . .
    »Wohin sind Sie an dem Tag gegangen, an dem wir uns in der Bücherei getroffen haben?«, wandte sich Katherine an Angela. »Jonas hat Sie verschwinden sehen.«
    »Du meinst heute Nachmittag?«, fragte Angela.
    »Nein, das war vor zwei, drei Wochen«, erwiderte Katherine.
    Angela starrte sie ungläubig an.
    »Das ist nicht dein Ernst!«, sagte sie. »Wirklich?« Sie schüttelte den Kopf. »Diese Zeitspielereien können einen wirklich um den Verstand bringen. Ehrlich, für mich fühlt es sich an, als wäre das erst eine Stunde her. Anderthalb Stunden vielleicht.«
    Jonas beäugte sie misstrauisch.
    »Drei Wochen fühlen sich für Sie an wie eine Stunde?«, hakte er nach.
    »Weil ich nicht ›in der Zeit war‹, wie HK es nennt«, erklärte Angela. »Er hat mich an einen Ort gebracht, den er die Weltzeit nennt. Von dort aus konnten wirden Verlauf der gesamten Geschichte überblicken. Es ist schwer zu beschreiben, aber es war so ähnlich, als würde man in einem Flugzeug sitzen und von oben auf das hinabschauen, was sich unten abspielt. Oder vielleicht wie Google Earth, wo man eine bestimmte Stelle immer näher heranzoomen kann und dann wieder verkleinert, um einen größeren Überblick zu erhalten.«
    »Dann können HK, Hodge und Gary also nach Belieben vorwärts und rückwärts durch die Zeit sausen?«, sagte Jonas und merkte, dass ihm bei diesem Gedanken fast schlecht wurde. »Sie könnten in der Zeit zurückreisen und mich, sagen wir, in dem Moment angreifen, in dem ich vorhin die Höhle betreten habe, und mich auf die Art in die Zukunft oder in die Vergangenheit schicken?«
    Hoffnungslosigkeit machte sich in ihm breit. Er stellte sich vor, wie er endlos vor- und zurückgeschickt wurde, während HK und Hodge sich jahrhundertelang um ihn stritten.
    »Nein«, sagte Angela. »So funktioniert das nicht. Es gibt noch etwas, was HK das Paradox der Dopplungen nennt. Niemand kann eine bestimmte Zeitspanne mehr als einmal durchleben. Es kann also zum Beispiel keine zwei oder drei Duplikate von HK geben, die aus verschiedenen Zeiten hier ankommen und hinten in der Höhle darauf warten, Gary anzugreifen. Und auch keine zwei oder drei Duplikate von mir.«
    Das beruhigte Jonas ein wenig.
    »Ich will nicht behaupten, dass ich das alles verstehe«, fuhr Angela fort, »aber weil euer Flugzeug in unsere Zeit eingedrungen ist, wohin es eigentlich nicht gehörte und wo es das Leben vieler Menschen verändert hat, haben wir alle etwas durchlebt, was man eine Beschädigte Zeit nennt. Wie eine Art atomar verseuchtes Gebiet. Als Mr Hodge gesagt hat, dass er dreizehn Jahre lang nicht zu euch gelangen konnte, hat er das wörtlich gemeint. Es war Zeitreisenden lange Zeit nicht möglich, hereinzukommen. Und sie konnten innerhalb dieser Zeitspanne auch nur einige wenige Momente beobachten; zum Beispiel eine Geburtstagsparty, auf der du jede Menge
Mountain Dew
getrunken hast, Jonas.«
    Dieser wurde knallrot vor Verlegenheit.
Da war ich erst zehn
, hätte er am liebsten eingewendet. Doch Angela redete weiter.
    »Als sie wieder in unsere Zeit eindringen konnten«, sagte sie, »war es nur an Orten, die sie Schadensstellen nennen. Orte, an denen die Zeit am schlimmsten beschädigt war. Katherine und Jonas, erinnert ihr euch noch an HKs Erscheinen in der Toilette und in Mr Reardons Büro? Wie er auftauchte und verschwand?«
    »Klar«, sagte Jonas. Katherine nickte nur.
    »Das waren die einzigen Stellen, die er aufsuchen konnte. Mr Reardon war gerade in der Toilette, als er von der Landung des Flugzeugs erfuhr, und sein Chef stand neben diesem Schreibtisch, als er vom Verschwindendes Flugzeugs hörte. Daher waren diese Stellen für HK eine Art Eingang«, sagte Angela.
    »Aber der andere Hausmeister ist doch ins Wartezimmer gekommen«, sagte Jonas. »Der Mann, der mir das
Mountain Dew
gegeben hat . . .«
    »Das war wirklich nur ein Hausmeister vom FBI«, erklärte Angela. »HK hat ihn bestochen, ihm zu helfen.«
    Wenigstens war damit klar, dass nicht auch noch der
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