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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Interesse von Sky Trails, dass die Angestellten die Leute warnen, um sie in Sicherheit zu bringen?
    Mit der gleichen Widerspenstigkeit behielt Angela das am Flugsteig 2B geparkte Flugzeug weiter im Auge, statt den Kopf zu senken und sich wieder auf ihren Computer zu konzentrieren.
    »Äh, Monique«, sagte sie einige Augenblicke später. »Sollte eine von uns vielleicht rübergehen und den Passagieren beim Aussteigen helfen – beim Deboarden, meine ich?« Sie war stolz darauf, dass ihr der offizielle Fachbegriff der Fluggesellschaft fürs Aussteigen eingefallen war.
    Neben ihr verdrehte Monique die Augen.
    »Die für 2B zuständigen Gate Agents werden sich schon darum kümmern«, sagte sie streng.
    Angela schielte zum Schalter 2B hinüber, der still und verlassen dalag. Nicht einmal eine Nachricht liefüber die LC D-Anzeige hinter dem Schalter und informierte darüber, dass das Flugzeug gelandet war oder wo es herkam.
    »Es ist aber niemand da«, blieb sie stur.
    Schließlich hob Monique seufzend den Kopf.
    »Super. Einfach super«, murmelte sie. »Immer muss ich ausbügeln, was andere Leute vermasselt haben.« Mit ihren perfekt manikürten Fingernägeln begann sie auf der Computertastatur herumzuklackern. Dann hörte sie urplötzlich auf. »Moment mal, das kann nicht sein.«
    »Was denn?«, fragte Angela.
    Monique schüttelte den Kopf.
    »Muss ein Pilotenfehler sein«, sagte sie und verzog abfällig das Gesicht. »Irgendein Blödmann ist am falschen Gate vorgefahren. Dieses Gate ist bis zum Cleveland-Flug um einundzwanzig Uhr dreißig nicht besetzt.«
    Angela hätte Monique gern darauf hingewiesen, dass, wenn Sky Trails das Wort
Unglück
aus dem Sprachgebrauch ihrer Angestellten verbannt hatte, die Passagiere vielleicht auch davor bewahrt werden sollten, das Wort
Pilotenfehler
zu hören. Aber Monique griff bereits zum Telefon und raunzte Befehle in den Hörer.
    »Ja, Bob, ein Riesenschlamassel«, sagte sie gerade. »Du musst irgendjemanden herschicken . . . Nein, ich habe keine Ahnung, an welches Gate das Flugzeug sollte. Woher soll ich das wissen? Glaubst du, ich kannhellsehen? . . . Nein, ich kann die Zahlen auf dem Flugzeug nicht erkennen. Weißt du nicht, dass es draußen dunkel ist?«
    Mit ihrer freien Hand gab sie Angela hektisch ein Zeichen.
    »Mach wenigstens die Tür auf!«, zischte sie.
    »Du meinst . . .«
    »Die Tür zur Passagierbrücke!«, sagte Monique und zeigte darauf. Angela hoffte, dass ein Teil der Verachtung auf Moniques Gesicht auch Bob galt und nicht allein ihr. Sie stellte sich vor, dass sie Bob eines Tages treffen und sich mit ihm auf Moniques Kosten über sie amüsieren würde. Trotzdem ging sie folgsam in die Wartezone vor Flugsteig 2B hinüber und zog die Tür der Schleuse auf, die zum Flugzeug hinüberführte.
    Niemand kam heraus.
    Angela zupfte sich eine Fluse von ihrem blauen Rock und nahm Haltung an. Sie stand kerzengerade da, genau wie in den Übungsvideos. Sie war vielleicht nicht in der Lage, sich Stand-by-Codes zu merken, aber gerade stehen konnte sie durchaus.
    Es kam immer noch niemand.
    Angela kam sich langsam albern vor, so stramm neben einer offenen Tür zu stehen, durch die keiner kam. Sie neigte den Kopf und spähte in den Gang hinein – er war leer und beschrieb einen Bogen, sodass sie nicht bis zum Flugzeug sehen konnte, um festzustellen, ob dort schon jemand die Tür geöffnet hatte. Sierichtete sich wieder auf und sah durch die Glasscheibe direkt ins Cockpit des Flugzeugs. Drinnen war es dunkel und man konnte nicht hineinsehen, was Angela seltsam vorkam. Sie arbeitete erst seit fünf Stunden in diesem Beruf und war mit vielen anderen Dingen beschäftigt gewesen, doch sie war sich ziemlich sicher, dass die Piloten nach der Landung noch eine ganze Weile im Cockpit blieben, um Formalitäten oder sonstige Dinge zu erledigen. Zumindest war Angela sicher, dass sie warten würden, bis alle Passagiere ausgestiegen waren, ehe sie im Cockpit die Lichter ausmachten.
    Angela warf noch einen Blick in die menschenleere Schleuse und ging dann zu Monique zurück.
    »Natürlich bin ich sicher, dass da ein Flugzeug am Gate steht! Ich kann es mit eigenen Augen sehen!« Monique brüllte regelrecht in den Hörer. Kopfschüttelnd sah sie Angela an, und zum ersten Mal tat sie es auf fast kameradschaftliche Weise, so als wollte sie sagen:
Wenigstens
du
weißt, dass hier ein Flugzeug steht! Anders als diese Schwachköpfe, mit denen ich es hier zu tun habe!
Monique legte die Hand über die
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