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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Sprechmuschel und erklärte Angela wütend: »So viel Unfähigkeit ist wirklich nicht zu fassen! Im Tower sagen sie, das Flugzeug sei nie gelandet und nie auf dem Radarschirm aufgetaucht. Der Flugdienstberater von Sky Trails meint, sie würden kein Flugzeug vermissen. Alle Flieger, die in der letzten Stunde erwartet wurden, seien am richtigen Gate eingetroffen, und die Flüge, die in der nächstenStunde erwartet werden, verliefen nach Plan. Wie können so viele Leute einfach ein Flugzeug aus den Augen verlieren?«
    Oder wir einfach eines finden?, dachte Angela. Die Situation kam ihr langsam merkwürdig vor, unwirklich. Aber vielleicht war das nur eine Folge davon, dass sie in diesem Job neu war und sie sich stundenlang auf den Computer konzentriert hatte und sich von Monique hatte anschreien lassen müssen. Vielleicht gingen auf Flughäfen ständig Flugzeuge verloren und tauchten wieder auf, und es war einfach nur eines der Dinge, von denen sie ihnen im Schulungslehrgang von Sky Trails nichts erzählt hatten.
    »Hat, äh, jemand versucht, mit dem Piloten Kontakt aufzunehmen?«, fragte Angela vorsichtig.
    »Natürlich!«, erwiderte Monique. »Aber es kommt keine Antwort. Er muss auf der falschen Frequenz funken.«
    Angela dachte an das dunkle Cockpit und daran, dass sie nicht durch die Scheiben hatte sehen können. Sie beschloss, diese Tatsache lieber nicht zu erwähnen.
    »Soll ich zurückgehen und weiter warten?«
    Monique nickte heftig und schrie wieder ins Telefon: »Was soll das heißen, es ist nicht Ihre Verantwortung? Meine ist es auch nicht!«
    Angela war froh, wieder einen breiten Gang und zwei Wartezonen zwischen sich und Monique bringen zu können. Sie kehrte zum Eingang der Passagierbrückeam Flugsteig 2B zurück. Die leicht abfallende Schleuse, die zum Flugzeug hinüberführte, war immer noch leer und die bunten Reiseposter an der Wand – »Sky Trails! Ihr Ticket in die Welt!« – wirkten grell und aufdringlich. Angela betrat die Fluggastbrücke.
    Ich gehe einfach nur so weit, bis ich sehen kann, ob die Flugzeugtür offen ist, sagte sie sich. Das mag gegen die Regeln verstoßen, aber solange Monique damit beschäftigt ist, den ganzen Flughafen zusammenzubrüllen, wird sie sowieso nichts mitbekommen.
    Dort, wo die Schleuse abknickte, spähte Angela um die Ecke. Sie konnte nicht weit sehen, entdeckte aber einen kleinen Rollwagen des Flugpersonals, der mit sauber angeordneten Getränkekartons bestückt war. Offensichtlich stand die Flugzeugtür sperrangelweit offen. Angela war im Begriff, sich abzuwenden, und überlegte bereits, ob sie diese Information an Monique weitergeben sollte oder nicht, da hörte sie – ja, was war es? Ein Wimmern? Ein Weinen?
    Sie konnte das Geräusch nicht eindeutig zuordnen, aber es reichte aus, um sie weitergehen zu lassen.
    Neue Angestellte von Sky Trails rettet am ersten Arbeitstag einem Fluggast das Leben, ging es ihr durch den Kopf und sie stellte sich vor, wie viel Lob und Glückwünsche – und vielleicht auch eine Lohnerhöhung – sie erhalten würde, sollte sich ihre Fantasievorstellung bewahrheiten. Im Schulungslehrgang hatte sie gelernt, eine Herzdruckmassage durchzuführen. Siewusste mit Erster Hilfe Bescheid und kannte den Standort jedes einzelnen Notfalltelefons im Flughafen. Sie ging schneller und schließlich rannte sie.
    An der Außenseite des Jumbojets entdeckte sie überrascht einen unbekannten Namenszug: TACHYON stand da, eine Fluggesellschaft, von der Angela noch nie gehört hatte. Vielleicht eine private Chartergesellschaft? Doch plötzlich, noch während sie den Namen anstarrte, verwandelte er sich in das vertraute Flügel-und-Wolken-Symbol von Sky Trails.
    Angela blinzelte.
    Das kann nicht sein, sagte sie sich. Das war nur eine optische Täuschung, weil ich gerannt bin und ich mir über dieses Weinen oder Wimmern Gedanken mache.
    Sie betrat das Flugzeug. Sie sah zuerst nach links ins Cockpit. Auch hier stand die Tür offen, doch die kleine Kanzel war leer und die Instrumente dunkel.
    »Hallo?«, rief Angela und sah nach rechts, wo sie eine Flugbegleiterin mit perfekt sitzendem Make-up erwartete – oder vielleicht einen Flugbegleiter und einen Piloten, die sich über einen hingestreckten Fluggast beugten, einen alten Mann vielleicht, der plötzlich eine Herzattacke oder einen Schlaganfall erlitten hatte. Oder wenigstens einen Haufen Passagiere, die sich im Mittelgang drängten, Laptops oder Stofftiere unter dem Arm, die sie von irgendwelchen sonst wo
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