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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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mit seiner Gruppe einmal an einen klaren flachen Bach gekommen war. Jonas und einige andere Jungen waren sofort ins Wasser gestürmt und hatten angefangen, sich gegenseitig nass zu spritzen, und sich sogar mit Schlamm beworfen. Ihr Pfadfinderführer hatte ihnen einen langen Vortrag über diese Störung der Natur gehalten, bis Jonas sich am Ende reuevoll fragte, wie viele Urtierchen er wohl ermordet hatte. Er begriff, dass die Zeit mit diesem Bach vergleichbar war. Wahrscheinlichwar es gar nicht vorgesehen gewesen, dass Chips Familie umzog. Womöglich hatte in dem Haus in Jonas’ Straße eigentlich eine ganz andere Familie wohnen sollen. Und es gab mindestens zwölf Familien, die umgezogen waren, mindestens zwölf Familien, deren Leben man verändert hatte . . .
    Nein, sechsunddreißig Familien, überlegte Jonas und spürte plötzlich einen Kloß im Hals. Mom und Dad sollten mich eigentlich gar nicht adoptieren. War für sie ein anderes Kind vorgesehen gewesen? Sollte Katherine überhaupt einen Bruder haben?
    Katherines Gedanken schienen in eine ähnliche Richtung zu gehen.
    »Selbst wenn HK es schafft, sämtliche Beschädigungen der Zeit in der Vergangenheit zu reparieren, und selbst wenn er alle Kinder wieder zurückschickt, wie will er die Schäden reparieren, die
heute
entstehen?«, fragte sie mit belegter Stimme. »Wie will er meinen Eltern erklären, dass sie keinen Sohn mehr haben?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Angela. »Er macht sich auch um meine nicht existierenden fünf Kinder große Sorgen. So, wie er sich aufführt, könnte man meinen, eines von ihnen hätte irgendwann Präsident werden sollen.«
    Nachdenklich sah Jonas auf die andere Seite hinüber. In diesem Augenblick hörte er Schreie und sah in der Gruppe um Gary einige Kinder aufspringen.
    Doch nicht nur Kinder sprangen auf, auch Gary.
    »He!«, schrie Jonas. »Wer hat Gary losgebunden?«
    Erstaunlicherweise schien genau das passiert zu sein. Die nutzlos gewordenen Seile hinter sich herziehend, hechtete Gary durch die Höhle.
    »Einige Leute sind eben schlau genug, zu begreifen, dass die Zukunft die einzige Lösung ist!«, schrie er.
    »Aber . . .« Irgendwie hatte Jonas erwartet, dass sie diese Entscheidung durch eine Abstimmung treffen würden. Glaubten sie denn nicht alle an die Demokratie?
    Plötzlich begriff er, wohin Gary rannte.
    »Chip!«, schrie er. »Pass auf!«
    Doch Gary warf sich bereits auf seinen Freund und riss ihm den Taser aus der Hand, ehe dieser irgendetwas tun konnte. Gary wirbelte herum und rannte weiter. Er zielte mit dem Taser auf Jonas.
    Nein, er zielte auf Katherine.
    »AHHHHH!«, schrie sie auf und stürzte zu Boden, wobei ihr der Definator aus der Hand fiel.
    Jonas bückte sich, um ihn aufzuheben, aber Gary war schon zur Stelle und riss ihn an sich. Und wie es aussah, tippte er bereits Instruktionen ein. Er schob sich den Taser unter den Arm und gab eine ganze Folge von Befehlen ein. Dann hob er den Kopf und sah grinsend zu HK hinüber.
    »Pech gehabt, du Versager«, sagte er spöttisch. »Ich glaube, einige von uns sind einfach überzeugender.«
    »Nein . . . du kannst doch nicht . . .«, keuchte HK.
    »Benutz die Altersumkehrung«, rief ihm Mr Hodge vom anderen Ende der Höhle zu und achtete gar nicht auf HK. »Wenn sie Babys sind, ist die Gruppe leichter zu handhaben.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Gary und drückte mit einem breiten Grinsen auf weitere Knöpfe. Er trat einen Schritt zurück und richtete den Definator auf Jonas, Katherine und die anderen Kinder, die um Angela herumstanden.
    »Fühlst du dich gut genug, um wieder aufzustehen, Schätzchen?«, sagte er zu Katherine, die immer noch am Boden lag und sich von dem Stromstoß des Tasers erholte. Emily hatte sich über sie gebeugt und entfernte schweigend die Drähte. »Das würde mir die Sache ein bisschen erleichtern.«
    Katherine hob den Kopf.
    »Ich bin nicht Daniella McCarthy!«, schrie sie. Sie hatte Tränen in den Augen – dieser Taser musste wirklich wehtun. »Ich hab gelogen! Ich bin keines Ihrer verschollenen Kinder der Geschichte. Ich bin einfach nur . . . seine Schwester!« Sie zeigte auf Jonas. »Sie müssen mich gehen lassen! Sie müssen alle gehen lassen!«
    »Das kann nicht sein.« Mr Hodge warf Gary einen wütenden Blick zu. An seinen Fesseln zerrend, hüpfte er zu ihm hinüber. »Du hast doch gesagt, die Handabdrücke hätten alle gestimmt.«
    »Das haben sie auch«, beteuerte Gary.
    »Ich hab den Felsen nicht angefasst«, sagte
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