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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle
Autoren: Andreas Gruber
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die exakten Unterblutgruppen bestimmt, wobei es sich um jene von Faltl, Dornauer und Ostrovsky handelte. Gestern hatte auch Bartoldi die Obduktion der Bohmanns abgeschlossen. Sie waren alkoholisiert und mit einer Mischung aus Rohypnol und Thiopental abgefüllt gewesen. Somit stand Madeleine als Mörderin ihrer Eltern, ihrer Schwester und dreier Ärzte fest. Nachdem Albert im Chemielabor auch noch die Übereinstimmung des Benzinkanisters aus Madeleines Vorratskeller mit den Spuren aus dem Archiv der Gebietskrankenkasse bestätigt hatte, lagen Medeen & Lloyd eindeutige Beweise für eine Brandstiftung vor. Zwar einige Tage zu spät, doch das ließ sich hinbiegen. Die Rechtsanwälte sämtlicher Parteien würden nun wohl klären, wer welche Summe zahlen musste. Jedenfalls hatte sich Albert einen Teil von Hogarts Prämie verdient, und Hogart war Kohlschmieds Klammervertrag entkommen. Nie wieder würde er für Medeen & Lloyd arbeiten, zumindest nicht, solange Kohlschmied als Außendienstleiter fungierte. Dieses Kapitel war für Hogart endgültig abgeschlossen. Doch eine Sache blieb noch zu erledigen.
    Durch den Brand war der Großteil der Einrichtung und Gemälde zerstört worden. Allerdings hatte das Feuer innerhalb der Steinfassade nicht so wild gewütet wie im oberen Stockwerk. Hogart humpelte durch das Atelier, bis er die Reste eines verkohlten Tisches erreichte. Er schob die Trümmer mit der Krücke auseinander. Eine Metallschatulle kam zum Vorschein. Er bückte sich und öffnete sie. Tod Brownings Briefe lagen noch unversehrt darin. Hogart faltete sie zusammen und schob sie in eine Klarsichtfolie, die er mitgenommen hatte. In wenigen Tagen würde der Bagger in dem Gebäude wüten und den Schutt in einen Müllcontainer schaufeln. Ob die Engelsmühle restauriert oder dem Erdboden gleichgemacht wurde, hing davon ab, ob sich ein Käufer für das Grundstück fand. Und dieser Käufer hatte bestimmt kein Interesse an einem achtzig Jahre alten Brief, der von einem Schwarz-Weiß-Film handelte.
    Als Hogart im Freien stand und in den Föhrenwald blickte, ließ er Brownings Briefe in der Manteltasche verschwinden. Irgendwo klopfte ein Specht im Wald. Er wollte bereits zum Taxi gehen, als sein Handy klingelte.
    »Hogart.«
    »He, endlich erreiche ich Sie.« Es war Elisabeth Domeniks Stimme. »Herzlichen Dank für die vielen Blumen. Es ist unglaublich, jeden Tag kamen neue ins Zimmer. Mittlerweile sind sämtliche Regale voll. Die Schwestern haben gar keine Vasen mehr. Alle beneiden mich darum.«
    »Um die Blumen?«
    »Ach was.« Sie lachte. »Um meinen Verehrer.«
    Hogart schmunzelte. »Sind Sie noch im Krankenhaus?«
    »Ja, ich unterzeichne gerade die Entlassungspapiere.«
    »Ich war vor einer Stunde im Krankenhaus, doch Ihr Zimmer …«
    »Ich weiß, ich war in der Cafeteria. Ihr Kollege, dieser Eichinger, kam eigens im Rollstuhl herunter. Er hat mich gesucht, um mir auszurichten, dass Sie hier waren.«
    Eichinger, dieser Amor auf zwei Gipsbeinen! Er musste ihn bei Gelegenheit auf ein Bier einladen. »Dann haben wir uns nur kurz verpasst«, sagte Hogart.
    »Ich weiß, blöd.« Sie raschelte mit einer Zeitung. »Ich habe gehört, Sie haben den Fall allein gelöst. Gratuliere. In der Zeitung steht, Sie sind ein Held, aber das wusste ich schon früher. Allerdings ist das Foto von Ihnen schlecht, in Wahrheit sehen Sie besser aus.«
    »Danke, aber wie können Sie das beurteilen?«, fragte Hogart. »Es war finster, als wir uns im Keller der Krankenkasse begegnet sind.«
    »Sie meinen, als Sie mich dort fast erschossen hätten.«
    Mann, die Frau ging ran. Hogart schmunzelte. »Sie sind ganz schön nachtragend.«
    »Ich vergesse nie etwas. Außerdem schulden Sie mir noch ein Abendessen im Steakhaus. Sie dachten wohl, Sie könnten sich mit all den Blumen um die Einladung drücken.«
    »Wie wäre es mit heute Abend?«, fragte er prompt.
    »Ich werde zwar in Kürze entlassen, aber ich muss noch …«
    »Ich hole sie ab.«
    »Ich habe einen Gips und kann nicht laufen.«
    »Ich auch nicht. Ich gehe auf Krücken.« Sie lachte. »Wie ist das passiert?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Er sah den Hügel hinunter, wo das Auto parkte. »Ich stehe übrigens gerade vor einem Taxi. Was halten Sie davon, wenn ich Sie abhole und nach Hause bringe. Sie nehmen sich so viel Zeit, wie Sie möchten, und abends unternehmen wir etwas.«
    »Klingt gut«, antwortete sie, ohne zu zögern. »Ich bin in einer halben Stunde abflugbereit.«
     
    - Ende -
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