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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle
Autoren: Andreas Gruber
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herauszog.
    »Wie ist Ostrovsky an das Video gekommen?«, flüsterte sie in sein Ohr.
    Sie wartete seine Antwort erst gar nicht ab, sondern stach erneut zu, diesmal in den anderen Oberschenkel. »Ich weiß es nicht!«, brüllte Hogart.
    Sie zog die Schere aus seinem Fleisch, holte erneut aus, fuhr ihm jedoch übers Gesicht. Hogart drehte den Kopf nicht rechtzeitig zur Seite. Er spürte den Schnitt. Blut lief ihm über Wange und Hals in den Hemdkragen.
    »Dornauer drehte ein Video von Lindas Therapie«, presste er hervor. »Er muss es Ostrovsky geschickt haben.«
    »Warum?«
    »Weil Ostrovsky sich regelmäßig nach Lindas Gesundheitszustand erkundigte«, vermutete er.
    »Wer bist du wirklich? Wie bist du an das Video rangekommen?«, fragte sie mit einer so leisen, beherrschten Stimme, dass er sie kaum verstand.
    Ohne seine Antwort abzuwarten, stach sie ihm die Schere erneut in den Oberschenkel und drehte die Klinge im Fleisch. Er brüllte nur noch auf. Mittlerweile war seine Hose nass und er saß in einer Blutlache, die sich immer weiter ausbreitete.
    »Dir ist das Lachen wohl vergangen?«, murmelte sie. »Komm, lach doch wieder über mich, so wie vorhin. Verarsch mich noch ein wenig!«
    Sie ließ die Klinge über sein Gesicht und über seine Brust gleiten. Manche Hiebe gingen daneben, manche zerfetzten sein Hemd, manche öffneten seine Haut.
    Trotz der Schmerzen dachte er an Linda. So musste sie sich gefühlt haben, als Madeleine auf sie eingestochen hatte, bevor sie die Treppe hinuntergestürzt war und sich die Wirbelsäule gebrochen hatte.
    »Ich frage dich zum letzten Mal. Wie bist du an das Video gekommen?«
    Hogart wurde schwarz vor Augen. Sein Magen rebellierte. »Kurz vor seiner Ermordung hat Ostrovsky meinen Bruder angerufen«, rief er mit zusammengepressten Augen, da er eine weitere Attacke vermutete. Doch sie hörte ihm zu. »Kurt ist Chiropraktiker!«, rief er. »Er war einer von Ostrovskys Studenten. Ostrovsky vertraute ihm. Er hat das Video hinter einer losen Fliese im Badezimmer versteckt. Ich habe es dort gefunden.«
    »Und wer ist die kleine Schlampe?«
    »Kurts Tochter!«
    Madeleine dachte eine Weile nach, dann holte sie erneut aus und trieb die Schere in Hogarts Wade.
    »Wer bist du wirklich?« Sie stemmte sich auf die Schere. »Wie bist du an das Video gekommen?«
    Hogarts Lider flatterten.
    »Wie bist du an das Video gekommen?«
    Sie drehte die Klinge und er brüllte die Antwort heraus.
    Er hyperventilierte, sein Herz raste auf Hochtouren. »Ich habe es in Ostrovskys Badezimmer gefunden!«
    Sie zog die Schere heraus und trieb die Spitze durch Hogarts Schuh in die Ferse. »Wie bist du an das Video gekommen?«
    Er hatte keine Kraft mehr zu antworten. Er hörte das Geräusch, mit der die Klinge aus seinem Fleisch herausgerissen und wieder hineingerammt wurde. Seltsamerweise spürte er die neuerlichen Schmerzen nur noch dumpf, als wären sie ausgeblendet. Vielleicht hatte Madeleine schon eine Arterie getroffen. Dann würde er binnen Minuten verbluten und es war bald vorbei. Und wenn nicht? Würde er je wieder gehen können, falls er die Tortur überlebte?
    Madeleine schlug ihm mit der Hand ins Gesicht. Nach der nächsten Ohrfeige kam er wieder zu sich. Er spürte das Blut im Mund und auf der Lippe.
    »Wie bist du an das Video gekommen?«
    »Leck mich«, keuchte er.
    Hogart sehnte nur noch eine Ohnmacht herbei. Da durchfuhr ein elektrischer Schlag seinen Körper. Der Donner krachte so laut wie nie zuvor. Die Mühle erbebte in ihren Grundfesten. Madeleine sprang auf und blickte zur Decke. Ein Knall, als stürze die Kuppel der Mühle mitsamt der Holzkonstruktion und den Windflügeln ein, drang zu ihnen herunter. Der Blitz musste direkt ins Gebäude eingeschlagen haben. Das Gebälk knirschte. Eine gewaltige Staubwolke stob vom oberen Stockwerk über die Treppe ins Atelier. Im nächsten Augenblick drang auch schon das Prasseln des Feuers zu ihnen. Das gesamte obere Stockwerk musste in Flammen stehen.
    Hogart spürte die sengende Hitze und roch das verkohlte Holz. Er hoffte, Madeleine würde nach oben stürzen, um ihre Habseligkeiten vor dem Brand in Sicherheit zu bringen, doch sie wandte den Blick ab. Mit funkelnden Augen starrte sie ihn an, während sie dem Toben der Flammen lauschte.
    »Wir bringen es draußen zu Ende.«
    Sie packte sein Fußgelenk. In ihrem Anfall von Wahnsinn entwickelte sie unglaubliche Kräfte. Ohne abzusetzen, schleifte sie ihn über den Boden nach draußen. Er hinterließ eine
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