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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle
Autoren: Andreas Gruber
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den Beifahrersitz, um sie hochzulagern, und ließ sich mit dem Rücken in den Schlamm fallen. Einen Atemzug lang starrte er in den Nachthimmel - der Regen benetzte sein Gesicht -, dann fielen ihm die Augen zu.
     
    Er wusste nicht, wie lange er so da gelegen hatte. Die Polizeisirene weckte ihn. Als er die Augen aufschlug, blendete ihn das Blaulicht. Mindestens zwei Einsatzfahrzeuge, ein Panzerwagen und ein Ambulanzwagen fuhren an ihm vorbei durch den Schlamm. Es regnete immer noch.
    »Lasst mich durch!« Gareks Stimme.
    Im nächsten Moment kniete sich der Beamte neben Hogart auf den Boden.
    »Alter, wie geht’s dir? Bist du angeschossen?« Garek tastete ihn ab.
    »Ich bin okay.«
    »Ich brauche einen Sanitäter!«, brüllte Garek.
    Hogart packte Garek mit der rechten Hand am Kragen. Er konnte seinen Arm wieder bewegen. »Kümmert …«
    »Sag nichts«, unterbrach Garek ihn. »Wir haben Eichingers Dienstwagen über den Peilsender geortet. Keine Sorge, die Jungs von der Cobra sind da.«
    »Kümmert euch um Eichinger. Er liegt mit gebrochenen Beinen im Brunnenschacht.«
    »Eine Seilwinde, rasch!«, brüllte Garek.
    Die Männer rannten über den Hügel und riefen sich Kommandos zu.
    Dann wurde Hogart wieder schwarz vor Augen.

EPILOG
     
    Gelbe und rote Luftballons baumelten von den Türstöcken, Dutzende Papierspiralen lagen auf dem Teppichboden verstreut. In der zweistöckigen Wohnung der Hogarts ging es zu wie bei einer Faschingsfeier im Endspurt. Fehlte noch, dass jemand Konfetti von der Balustrade des Treppenaufgangs runterrieseln ließ.
    Im Wohnzimmer knallte ein Sektkorken. Hogart ging in Deckung. Das Geschoss zischte an ihm vorbei und prallte gegen den Spiegel im Vorraum. Sabina hatte sich mit der Überraschungsparty für Tatjana wieder einmal selbst übertroffen. Im Esszimmer roch es nach Kaffee und Nusstorte, und aus dem Wohnzimmer drang der raue, schlecht abgemischte Sound einer Punkband. Sie feierten den siebzehnten Geburtstag der Kleinen, und die Wohnung war mit Leuten voll bis unters Dach. Allerdings herrschte eine klare Grenzlinie, die durch den Korridor verlief. Die Freunde der Familie saßen im Esszimmer und tranken Kaffee, während Tatjanas Band- und Schulkollegen die Sektflaschen im Wohnzimmer köpften.
    Sabina lief mit einem Backblech voller Pizzabrötchen an Hogart vorbei. »Wann dreht ihr endlich diesen Lärm leiser?«
    »Leiser? Das ist kein Lärm!«, rief Tatjana aus dem Wohnzimmer.
    »Das ist das neue Demo von Johnny Depp«, erklärte Hogart seiner Schwägerin. »Ein bisschen mehr Respekt.« Er zwinkerte Sabina zu. »Die haben immerhin zwei Wochen lang in Gullys Keller dafür geprobt.«
    Sabina drehte sich um. »Gully?«
    Hogart nickte ins Wohnzimmer. »Der Typ mit den langen Haaren.«
    »Welcher von denen mit den langen Haaren?« Sabina grinste ihm zu und verschwand mit dem Backblech im Wohnzimmer. »Essen, meine Herrschaften!«
    So übel war sie gar nicht. Seitdem die Kripo Kurt letzte Woche aus der Untersuchungshaft entlassen hatte, schien sich das Eheleben der beiden wieder eingerenkt zu haben. Zumindest machte Sabina einen entspannteren Eindruck als zuvor. Während sie Brötchen verteilte, sprang Tatjana aus dem Gewühl der Menschenmenge heraus, um den Sound der Stereoanlage leiser zu drehen. Dann kam sie mit Gully im Schlepptau aus dem Wohnzimmer und stellte sich neben Hogart in den Gang. Partnerlook war immer noch angesagt. Beide trugen ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift: Wir können auch ohne Spaß Alkohol haben. So änderten sich die Zeiten.
    »Amüsierst du dich, Hog?«
    »Unheimlich, Spider!«
    »Das ist Gully.«
    »Kenne ich bereits - Hi.« Hogart nickte dem etwa Achtzehnjährigen zu. »Glaubt ihr nicht, dass ihr mal Ärger mit Depps Rechtsanwälten bekommt?«
    »Ach wo, der ist cool, außerdem haben wir ja Dr. Fliesenschuh, der regelt das, korrekt?« Tatjana boxte Hogart in die Seite.
    Dieser verzog schmerzhaft das Gesicht.
    »Oh, sorry. Das ist übrigens mein Onkel, der Versicherungsdetektiv, von dem ich dir erzählt habe. Ich werde später auch einmal Detektiv - falls das mit der Band nicht klappen sollte.«
    »Klar.« Gully nickte. »Starke Leistung, Mann. Hab’s in der Zeitung gelesen.«
    »Danke, Mann«, antwortete Hogart.
    »Hör auf, so zu reden!« Tatjana bedachte Hogart mit einem maßregelnden Blick. »Sorry.«
    »Du tust es schon wieder!« Tatjana kniff die Augenbrauen zusammen.
    »Wie geht’s deinen Eltern?«, fragte Hogart. »Du weißt schon, diese Sache
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