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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle
Autoren: Andreas Gruber
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nie!« Tatjana hielt die beiden zu einem Victory-Zeichen gespreizten Finger hoch.
    Hogart ging durch den Flur. Sabina kam ihm entgegen.
    »Du gehst schon?«
    »Muss noch was erledigen.«
    »Der Bart steht dir gut.« Sie richtete sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke für alles, mein grauer Wolf.« Dann verschwand sie in die Küche.
    Hogart öffnete die Eingangstür. Mutter stand mit ihrem Begleiter im Treppenhaus. Sie nahm erst den Finger vom Klingelknopf, als sie Hogart bemerkte.
    »Was machst du hier?«, entfuhr es ihr.
    »Vielleicht meiner Nichte zum Geburtstag gratulieren?«, schlug Hogart vor. Er drängte sich auf den Krücken an seiner Mutter vorbei und nickte ihrem Lebensgefährten zu.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Halte dich lieber fern von Tatjana. Was immer du anfasst, schafft nur Probleme. Nicht nur, dass du Kurt in diese Lage gebracht hast, sondern auch das arme Mädchen. Stell dir vor, ihr wäre etwas passiert. Wärst du doch nur Sachbearbeiter bei der Versicherung geblieben, statt so ein miserabler Detektiv zu werden. Dann könntest du dir endlich eine Frau suchen und kämst auf andere Gedanken. Und dieser Bart! Grässlich!«
    Typisch Mutter, sie konnte einfach keine Ruhe geben. Ihrem Begleiter schien die Sache mehr als peinlich zu sein. Er reichte Hogart die Hand. »Entschuldigen Sie bitte, sie meint das nicht so.«
    »Und ob ich das so meine!«, protestierte sie.
    Na klar, dessen war Hogart sich sicher. Er hatte bereits kehrtgemacht, als er es sich anders überlegte, noch einmal umdrehte und mit seiner Mutter auf Tuchfühlung ging.
    »Noch ein Wort aus deinem Mund«, flüsterte er ihr ins Ohr, »und ich erzähle deinem Kumpel hier, dass du Vater jahrelang mit seinem Geschäftspartner betrogen hast - und dich auch jetzt noch regelmäßig mit ihm triffst.«
    Sie wurde blass und schnappte nach Luft. »Woher weißt du das?«
    »Selbst ein so miserabler Detektiv wie ich hat seine Kontakte.«
    »Aber das …«
    »Noch ein Wort!«, drohte er ihr. »Ich sage nur Caruso-Hotel.« Er ließ seine Mutter mit offenem Mund zurück und hinkte durch den Innenhof auf die Straße, wo ein Taxi auf ihn wartete.
     
    Hogart humpelte durch den Korridor der unfallchirurgischen Abteilung des Wilhelminenspitals. Mit der Krücke stieß er die Tür zu einem der Patientenzimmer auf.
    Eichinger richtete sich abrupt im Bett auf. Er trug ein niedliches blaues Hemd, das ihm bis zur Hüfte reichte. Beide Beine waren eingegipst - eines bis zum Knie, das andere bis zum Oberschenkel. Neben dem Bett stand ein Rollstuhl.
    »Mit dir habe ich am wenigsten gerechnet«, sagte Eichinger.
    Zum Glück war er allein im Raum. Hogart mühte sich durchs Zimmer, lehnte die Krücken an den Nachttisch und setzte sich stöhnend auf das freie Nachbarbett.
    »Eigentlich bin ich wegen Elisabeth Domenik hier, meiner Kollegin von der Versicherung. Sie liegt einen Stock tiefer, doch ihr Zimmer ist leer.«
    »Hätte ich mir denken können, dass du nicht wegen mir den weiten Weg machst.« Das Fernsehgerät lief. Eichinger schaltete es mit der Fernbedienung aus. »Ich habe sie in der Cafeteria getroffen. Du stehst doch nicht etwa auf die Kleine, oder?«
    »Sie ist eine Kollegin. Ein LKW hat sie angefahren.« Hogart betrachtete Eichingers Gips, auf dem rund ein Dutzend Kripokollegen unterzeichnet hatte. »Wie geht es dir?« Soviel Hogart wusste, war der Ermittler in jener Gewitternacht unterkühlt und mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert worden.
    »Ich habe mehr Nägel und Schrauben in den Knochen als ein Eisenwarenhändler in seinem Laden.« Eichinger versuchte zu grinsen. »Aber du siehst auch nicht besser aus.«
    »Die Ferse macht Probleme beim Gehen.«
    »Ich meinte dein Gesicht, Kollege.«
    Hogart fuhr sich unwillkürlich über den Bart. Es war lange her, dass Eichinger ihn Kollege genannt hatte.
    Der Ermittler stützte sich auf den Ellenbogen. »Du hast diese Madeleine Bohmann ganz schön zugerichtet. In den Zeitungen stand, du hättest ihr ein volles Magazin in den Körper gepumpt.«
    »Die Zeitungen«, wiederholte Hogart abschätzig. »Es waren nur drei Kugeln. Madeleine war noch eine Stunde am Leben und ist erst auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.«
    »Ich weiß, Garek hat es mir erzählt. Wie auch immer, für die Presse bist du der Held.«
    »Über dich haben sie mehr geschrieben. Du Schuft hast mich von der Titelseite verdrängt.«
    »Tja, Ehre, wem Ehre gebührt.«
    Hogart wusste,
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