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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten
Autoren: S Booth
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des Victim Support, dem Verein zur Unterstützung der Opfer, beschränkte.
    Cooper half gern, wenn er konnte. Aber während er hier neben PC Tracy Udall am Straßenrand im Tal von Longdendale stand, fragte er sich ernsthaft, ob er nicht doch auf ein Abstellgleis abgeschoben worden war.War nach Anfangserfolgen seines Teams mit Sergeant Boyce als Aufstiegskandidat zu rechnen? Wartete in ein paar Monaten der Job eines uniformierten Sergeants auf einen glücklichen Detective Constable? Cooper fragte sich, was Detective Sergeant Diane Fry als seine unmittelbare
Vorgesetzte wohl aus dieser Situation machen würde. Aber er musste sich nicht sehr anstrengen, um ihr grinsendes Gesicht vor sich zu sehen. Sie wäre froh, ihn los zu sein, da war er sicher.
    Cooper stand in der Sonne und stellte fest, dass ihm unter seiner gewachsten Jacke der Schweiß aus allen Poren trat. An Frühlingstagen wie diesen wusste man nicht, was man anziehen sollte, wenn man morgens aus dem Haus ging. Ganz gleich, wofür man sich entschied, es war klar, dass man entweder nass werden oder sich zu Tode schwitzen würde. Wahrscheinlich beides. Das Wetter im Peak District war völlig unberechenbar, und das zu jeder Jahreszeit, egal, wie lange man hier schon lebte. Im Freien war man permanent beschäftigt, Lagen an Kleidungsstücken an- und wieder auszuziehen, wenn man nach einem schweißtreibenden Aufstieg plötzlich dem bei ßenden Wind einer ungeschützten Hochebene ausgesetzt war. Im April wusste man nie zu sagen, welches Wetter einen in den nächsten fünf Minuten erwartete. Eine Windbö, ein Sturm, sintflutartige Hagelschauer oder eine plötzlich heiß herunterbrennende Sonne – innerhalb einer Stunde war alles möglich.
    Unten im umgebauten Gehöft machten sich die aus ihren Betten gescheuchten Verdächtigen langsam fertig für den Abtransport. Mit etwas Glück würden sie eine Weile kein Sonnenlicht zu Gesicht bekommen.
    »So eine abgelegene Farm ist der ideale Stützpunkt für illegale Operationen. Und zwischen Edendale und hier gibt es Gott weiß wie viele davon«, seufzte Udall.
    »Zu viele«, pflichtete Cooper ihr bei.
    »Auch als Drogenlabor sind sie nicht schlecht. Aber wenn Sie mich fragen, heißt das, die Spezialisierung auf die Spitze zu treiben. Entschieden zu weit. Wenn die Leute hier als Bauern schon nicht überleben können, sollen sie lieber Teestuben aufmachen oder Zimmer mit Frühstück vermieten.«
    »Aber mit Drogen verdient man mehr Geld. Und man muss sich nicht mit dämlichen Touristen herumschlagen.«

    »Die Nachbarn werden einen Schock bekommen«, sagte Udall. »Hier hat keiner nennenswerte Sicherheitsvorkehrungen, wie man sieht. Keine Mauern, keine Gitter vor den Fenstern, und die paar dekorativen Lampen bescheinen doch nur den Garten und den Fischteich und sonst nichts. Und der Afghane sieht auch nicht aus, als würde er großartig einen auf Wachhund machen.«
    »Die Leute hier in der Gegend sind nun mal der Ansicht, dass sie ihre Häuser nicht in Festungen verwandeln müssen.«
    »Schon, aber der Architekt ist nicht von hier. Bis vor zwei Jahren hat er noch in Sheffield gewohnt. Er sollte es eigentlich besser wissen.«
    »Das liegt an dieser Landschaft«, erklärte Cooper. »Sie wiegt die Leute in einem falschen Gefühl von Sicherheit und geistiger Gesundheit.«
    Wäre Cooper ehrlich zu sich selbst gewesen, hätte er zugeben müssen, dass sein kurzer Abstecher zum Rural Crime Team der Division E sich bereits wie ein Schwall frischer Luft anfühlte, der zum Fenster hereinwehte. Der Winter in Edendale war lang und hart und voller Komplikationen gewesen. Darunter Diane Fry, um nur eine davon zu nennen.
    Und er hatte beschlossen, sein Leben zu ändern und nicht mehr auf der Bridge End Farm zu wohnen. Mit fast dreißig Jahren war er endlich von zu Hause ausgezogen. Jetzt hatte er den Salat und musste sich um alles selbst kümmern und sich mit den unerwarteten Schwierigkeiten herumschlagen, die Eigentum mit sich brachte, auch wenn seine Wohnung in Edendale nur gemietet war. Aber er besaß jetzt sein eigenes Reich, und das Leben sah gleich ganz anders aus. Das und sein bedrohlich näher rückender dreißigster Geburtstag ließen vieles in einem anderen Licht erscheinen. Er kam sich vor, als sei er plötzlich aus seinem familiären Alltagstrott herausgehoben und in eine andere Richtung geschoben worden, so dass er nicht mehr wusste, wer oder was er war. Irgendwie ähnelte er diesem
ehemaligen Farmhaus da unten – eigentlich war
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