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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten
Autoren: S Booth
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glaube ich. Deswegen hat er das Haus auf mehrere Jahre vermietet. Der gegenwärtige Bewohner hat noch eine Anschrift in South Manchester. Seine dortigen Nachbarn sagen, er sei Autohändler.«
    Unten am Haus war es still geworden. Die davor wartenden Polizisten überprüften nervös ihre Ohrstöpsel. Diese Momente zermürbenden Schweigens im Funkverkehr dauerten nie lange, aber sie waren schlimmer als jedes noch so hektische Gebrüll.
    Cooper betrachtete die zweckentfremdeten Farmgebäude und dachte an seinen Bruder Matt, der mehr denn je damit zu kämpfen hatte, seine Familie mit dem Ertrag der Bridge End Farm über die Runden zu bringen. Die Einnahmen aus landwirtschaftlichen Betrieben mit Viehhaltung waren gewaltig in den Keller gesackt, und das nicht nur wegen der Nachwirkungen der Maul- und Klauenseuche. Farmer wie Matt lebten permanent am Rand der Pleite und konnten nur abwarten, ob und wann die Bank ihnen den Geldhahn zudrehen und den Überziehungskredit kündigen würde. Es hatte schon einige Vorteile, ein regelmäßiges Gehalt von der Polizei von Derbyshire zu beziehen.
    »Was ist mit der umgebauten Scheune?«

    »Da sind jetzt Ferienwohnungen drin«, erklärte Udall. »Zwei Apartments mit einer gemeinsamen Terrasse nach hinten raus. Zweifellos ein willkommenes Zubrot, falls es auf dem Krematoriumssektor mal eng wird.«
    »Da sehe ich keine große Gefahr. Es wird immer genügend Leute zum Verbrennen geben. Und heutzutage wird der Platz für Erdbestattungen knapp.«
    »Ja, die Plätze auf den Friedhöfen sind wirklich sehr begehrt. Die Leute tun alles, um dorthin zu kommen. Sogar sterben.«
    »Ist das auch auf Sergeant Boyce’ Mist gewachsen?«
    Udall errötete leicht, erwiderte aber nichts. Stattdessen zupfte sie am Saum ihrer Weste und zog sie über ihre Hüften. An ihrem Dienstgürtel hingen Gummiknüppel, Handschellen, Tränengas und eine Reihe von Gürteltaschen, deren Sinn und Zweck Cooper vergessen hatte. Er meinte sogar, sich zu erinnern, dass es damals, als er noch in Uniform Dienst geschoben hatte, das alles nicht gegeben hätte. Die Veränderungen im Polizeidienst erfolgten immer schneller, und sechs Jahre in Zivil waren lange genug, um jeden Kontakt mit der uniformierten Truppe zu verlieren.
    Tracy Udall hatte das dunkle Haar schmerzhaft straff nach hinten zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden, der vorwitzig unter ihrem weißen Hut mit der kurzen Krempe hervorlugte. Aus dem, was sie ihm erzählt hatte, hatte Cooper geschlossen, dass der Vater ihrer Kinder sich gleich nach der Geburt aus dem Staub gemacht hatte. Jetzt war sie wahrscheinlich knapp über dreißig. Leider war Sergeant Jimmy Boyce verheiratet und hatte selbst vier Kinder.
    Cooper wusste, dass er eine Menge von Police Constable Udall und ihren Kollegen lernen konnte – die alltägliche Routine und die Basispolizeiarbeit, die ihm nach sechs Jahren am Schreibtisch bei der Kripo in Edendale fremd geworden waren. Sein Chief Superintendent bei der Division E hatte als Erster etwas von »Zusatzqualifikation« gemurmelt, als das mit der erhofften
Beförderung in den Rang eines Detective Sergeant doch nicht geklappt hatte. Zusatzqualifikation bedeutete in dem Fall eine Versetzung in eine Spezialabteilung, jedoch ohne die Vorteile und Vergünstigungen einer Beförderung. Unausgesprochen schwang dabei mit, dass sich eine breiter gefächerte Erfahrung vorteilhaft auf zukünftige Aufstiegschancen auswirken würde. Nichts als leere Versprechungen, hätte Coopers Mutter wahrscheinlich gesagt.
    Aber jetzt war er plötzlich hier, vorübergehend versetzt zum Rural Crime Team, zur Landpolizei, und in beratender Funktion für Sergeant Boyce’ Einsatztruppe uniformierter Polizisten tätig. Diese Leute hier kannten die Probleme der Dörfer des Peak District bestens. Ihr Wissen entstammte langen Jahren als Gemeindepolizisten, in denen sie regelmäßigen Kontakt zu den Einheimischen pflegten und immer ein offenes Ohr für deren Sorgen und Nöte hatten. Oft ging es dabei um eine Anzahl von Einbrüchen, kleineren Diebstählen, Sachbeschädigungen und Verkehrsvergehen, die praktisch ungestraft blieben. Prioritätensetzung lautete heutzutage die Devise, und Eigentumsdelikte waren da ganz unten angesiedelt. In manchen ländlichen Gebieten mussten sich die Bürger schon glücklich schätzen, wenn sie überhaupt etwas von der Polizei hörten und sich der Kontakt nicht nur auf die Ausgabe einer Aktennummer für die Versicherung und ein mitfühlendes Anschreiben
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