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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten
Autoren: S Booth
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er für etwas ganz anderes gemacht.
    »Solche Anwesen sollten heutzutage unbedingt über Alarmanlagen verfügen. In den vergangenen achtzehn Monaten ist fast jedes Haus in Longdendale, egal, wie groß, im Visier von Einbrechern gewesen«, erklärte Udall. »In manchen ist sogar mehr als ein Mal eingebrochen worden. Und wenn die Einbrecher nicht gleich beim ersten Mal Erfolg haben, peilen sie eben noch mal die Lage und kommen später wieder.«
    »Profis also?«
    »Zweifellos.«
    »Lokale Banden? Oder eher von der reisenden Zunft?«
    »Also, wir sind definitiv der Ansicht, dass sie irgendwo in unserem Revier ein Lager für ihr Diebesgut angelegt haben. Wahrscheinlich auch in so einem abgelegenen Gehöft.«
    »Worauf haben sie es denn abgesehen?«
    »Die Typen haben sich auf Antiquitäten spezialisiert: Uhren, Porzellan – auf alles, das klein ist und aussieht, als könnte es einiges wert sein. Es gibt einen riesigen Markt für diesen Nippes.Wahrscheinlich richten sie es so ein, dass sie immer eine Lastwagenladung zusammenbekommen, und schaffen das Ganze dann hinüber in die Staaten oder irgendwohin nach Europa. Ist leicht verdientes Geld.«
    Das Shetlandpony machte sich gerade über die zwei Moschusenten her und trieb sie quer über die Koppel, bis sie mit den Flügeln zu schlagen und ärgerlich zu quaken begannen.
    »Hat der Architekt die Umbauten eigentlich selbst entworfen?«, wollte Cooper wissen.
    »Ich denke schon. Aber dabei ist es ihm weniger auf die Sicherheit als auf die Optik angekommen, finden Sie nicht auch?«
    »Da haben Sie Recht. Er hätte es wirklich besser wissen müssen. Da kommen sie.«
    Die Beamten der Sondereinsatztruppe führten zwei Männer
am Ellbogen aus dem Zielobjekt. Beiden Männern waren die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt. Sie sahen aus, als hätten sie hastig irgendetwas übergezogen, das gerade zur Hand war. Cooper hatte es auch nicht viel anders gemacht. Aber die beiden könnten immerhin eine Weile ihre Füße in einer warmen, trockenen Zelle hochlegen, sobald sie auf der Polizeidienststelle in Glossop waren.
    Cooper richtete sein Fernglas westwärts und suchte die kahle Landschaft des nördlichen, so genannten Black Peak Districts aus Torfmoor und Heidekraut nach weiteren Anzeichen von Zivilisation ab. Ein schmales, von Bäumen gesäumtes Tal, aus dem ein Kirchturm hervorlugte, erregte seine Aufmerksamkeit.
    »Was ist das da drüben?«, fragte er.
    »Das? Oh, das ist Withens.«
    Cooper sah nicht viel von dem eigentlichen Dorf. Es schien am Grund einer Senke zu liegen und sich an einen engen Spalt in der Moorlandschaft zu schmiegen. Der untere Teil der Hänge oberhalb des Dorfes war mit Bäumen bewachsen, durch die nur hier und da ein Hausdach hervorblitzte. Das Tal war so eng, dass es aussah, als würden die zwei gegenüberliegenden Hänge nur auf den richtigen Zeitpunkt warten, um wieder zusammenzuwachsen und das Dorf – und mit ihm alle seine Bewohner – komplett zwischen sich zu zermahlen.
    »Withens«, wiederholte Cooper und ließ den Klang des Namens in seinem Mund zergehen, als kostete er einen Bissen einer unbekannten Speise, unsicher, ob sie sich als bitter oder süß, als weich oder nur schwer zu kauen erweisen würde.
    Oberhalb des Dorfes erstreckte sich ein Hochmoor, eine düstere Fläche aus dunklen Khaki- und Grüntönen, ohne jede Auflockerung durch die dunkellila Blüten des Heidekrauts, das im Sommer wenigstens etwas Farbe in die Landschaft brachte. Der größte Teil des Moors hier war sumpfiger Boden, nasses, morastiges Torfmoor, das bei jedem Schritt federnd nachgab,
sich an den Stiefelsohlen festsaugte und an die Hosenbeine klammerte. Jenseits des Tales erhob sich der Bleaklow Mountain genau an der Wasserscheide von England. Jährlich prasselten mehr als sechzig Zoll an Niederschlägen auf die ausgedehnten Torfrinnen und die festen Stellen im Sumpf.
    »Wir können ja hinterher, wenn wir hier fertig sind, ins Dorf hinuntergehen und uns dort umschauen«, schlug Udall vor. »Das heißt, wenn es Sie interessiert. Aber Withens ist kein Idyll. Wie der Zufall es will, hat der Pfarrer erst gestern einen Einbruch gemeldet.«
    »Gut.«
    Cooper bemerkte zwei schwarze Flecken am Himmel, die über dem Moor kreisten. Dankbar für jedes Lebenszeichen in dieser Ödnis, richtete er sein Fernglas darauf.
    Aber diese beiden Lebewesen waren nicht unbedingt willkommen. Cooper konnte zwar nicht erkennen, was die Aufmerksamkeit der zwei Aaskrähen erregt hatte,
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