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Die Einsaetze

Die Einsaetze

Titel: Die Einsaetze
Autoren: Markus Griesheim
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brauchen dringend einen, der unterschreibt.“
     
Schneider hat
die letzte Schachtel
Brände geöffnet
und hält
dem
Bürgermeister einen
Birnenbrand hin.
     
„Es ist doch noch viel zu früh, um… ach, was soll‘s!“ Winter nimmt das ihm
angebotene Fläschchen entgegen. Beide leeren ihres auf ex.
     
„Und zwar bald.“
     
„Ja, bevor es noch schlimmer wird!“
    Schneider reicht dem Bürgermeister ein weiteres Fläschchen, dieses Mal den Apfelbrand. Sie
werden bald liefern müssen, sonst verliert der Landrat sein Gesicht. Und sie ihre Posten. Dann
war alles umsonst. Dann ist alles verloren. - Sie haben auch ihr privates Geld in dieses völlig
überzogene Projekt gesteckt.
*
    „So, so, Ihre Ersparnisse?!“ Van de Hoogten zieht verächtlich die Augenbrauen hoch,
sieht zu seiner Kollegin hinüber, deren Miene ebenfalls Zweifel an Duponts Argumenten erkennen
lässt. Das fahle Licht der Neonröhren über ihren Köpfen verleiht ihnen allen vampirgleiche
Gesichter.
„Wie kommt’s dann, dass dreieinhalbtausend Euro in einer laufenden Hunderter-
    Seriennummer liegen?!“
„Ich hab’ ein paar große Scheine bei der Bank eingewechselt.“ Dupont zuckt mit der
Schulter ein „Na-und?“
„Warum haben Sie das Geld nicht einfach auf ihr Konto eingezahlt! Trauen Sie den
Banken nicht?“, fragt Yvonne Hassinger nach, die sich die Ärmel ihrer Bluse hoch krempelt.
Die Fahrt zur Tankstelle hat nichts erbracht, die Videoaufzeichnungen von letztem Montag
waren schon überspielt. Auch mit dem Bild von Dupont konnte dort keiner etwas anfangen. Sie war
wieder umsonst unterwegs, der Tag war lang bis jetzt und sie ist müde. Und dann waren sie und van
de Hoogten vorhin noch aufeinander geprallt wegen Palmstedt. Allzu viel Freundlichkeit darf dieser
Dupont von ihr daher nicht mehr erwarten.
„Ich hab’ nicht viel Geld, ich hatte noch nie welches, und außerdem weiß man ja
mittlerweile, wie die Banken mit Geld umgehen.“
„Und da stecken sie alles lieber in die Röhre, verstehe! Wie kommt jemand wie Sie
überhaupt an so große Scheine?“
Van de Hoogten reibt sich die Augen. Auch er hat letzte Nacht nicht viel geschlafen. Und
Dupont kann den Fetten nicht leiden. Es gibt Tage, da weiß Dupont nicht, wovon er satt werden
soll.
„Ich verkauf’ halt ab und zu mal Bilder, manchmal arbeite ich auch auf Bestellung
größere Sachen aus. Für Yuppie-Wohnungen, Sie wissen, so leer stehende Hallen mit wenigen
Möbeln, aber viel Kunst. Das kostet dann halt was!“
Dupont lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Was denkt der Fette sich?!
„Und die Kunden zahlen natürlich bar, die haben ja auch alle ein Problem mit großen
Scheinen, sind wahrscheinlich froh, wenn sie die gegen Kunst eintauschen dürfen.“
Van de Hoogten kramt in seinem Jackett. Irgendwo muss noch ein Schokoriegel sein.
„Ich hab’ Quittungen...“
„Schön, machen Sie nur weiter so!“, schreit van de Hoogten los. In einer Innentasche
wird er fündig. Der Riegel ist darin weich geworden. Dupont aber ist eine harte Nuss. Leider
passten, wie Palmstedt vermutete, Duponts Fingerabdrücke nicht zu denen im Wagen oder auf der
Tankquittung. Solange Dupont nicht dem DNA-Test zustimmt, hat er nichts wirklich gegen ihn in
der Hand, es sei denn, Paulus‘
Fingerabdrücke
sind auf
den Scheinen. Die Abteilung
der
Polizeitechniker arbeitet daran. Also müssen Hassinger und van de Hoogten diesen Mann irgendwie
beschäftigen . Vielleicht verfängt er sich ja in Widersprüchen.
„Fangen wir noch einmal mit dem Wagenschlüssel an!“, fordert van de Hoogten jetzt
in einem ruhigeren Ton. Er setzt sich legere auf den Tisch, der wacker diese Last erträgt. „Wo genau
lag der Schlüssel, als Sie sie gefunden haben?“
„Das habe ich Ihnen schon alles erzählt!“
„Fein! Prima! Dann erzählen Sie es eben noch einmal!“
Van de Hoogten gibt sich jetzt ganz gelassen. Er zieht die zweite Hälfte des erweichten
Schokoriegels aus der Packung und sieht genüsslich kauend zur Decke. Seine Stimme wird noch
leiser. Er lässt die Beine baumeln.
„Wissen Sie, bei uns Beamten kommt das Geld von alleine. Es tropft ganz einfach so
von der Decke. Langsam. Leise, nicht viel: Aber ständig.“
Van de Hoogten sieht nach oben, als könne er seine Bezüge wie in einer Tropfsteinhöhle
tatsächlich herunter rieseln sehen, und zerknüllt das Riegelpapier, das er Dupont ins Gesicht wirft.
„Wir haben Zeit.“
Duponts Kehle ist trocken, er hat seit gestern Abend keinen Schluck mehr getrunken. Aber
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