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Die Einsaetze

Die Einsaetze

Titel: Die Einsaetze
Autoren: Markus Griesheim
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…kann die Ermittlungen um Jahre hinauszögern, ich weiß, aber für mich ist
er dringend tatverdächtig. Die Leiche liegt vor seiner Haustür. Der Typ ist arm. Christian Paulus
hatte eine leere Brieftasche bei sich. Und dann liegt noch sein Autoschlüssel auf Duponts Staffelei.
Für mich sieht das so aus: Dieser Dupont hat Paulus aufgelauert, ihn abgeknallt, ausgenommen und
in den Main geschubst. Hat bestimmt die Strömung unterschätzt oder war besoffen, als er die
Leiche ins Wasser hievte. Und den Wagen hat er möglichst weit weggefahren, um von dem Ort
abzulenken.“
„Ein alter Säufer, der sauber ein Genick durch schießt? Zweimal?! Denkst du, das
dort vorne ist James Bond?! Und der soll einfach so letzten Montag ohne aufzufallen ein fremdes
Auto quer durch die Stadt gefahren und mit dem Taxi oder dem Bus in aller Seelenruhe wieder hier
her zurückgekommen sein?!“
„Ich weiß nicht, warum nicht? Wir können ja bei der Tankstelle nachfragen, die die
Quittung ausgestellt hat. Vielleicht erinnert sich jemand an ihn. Oder die haben Dupont sogar auf
Video. Er kann ja dem DNA-Test zustimmen, wenn er nichts zu befürchten hat. Wir haben genug
Probenmaterial im Wagen gefunden. Der Anfangsverdacht ist für mich ausreichend, um hier eine
richterliche Anordnung zu bewirken.“
Van de Hoogten zuckt mit der Schulter und rollt seine Unterlippe nach außen.
„Das wäre zu einfach!“, entfährt es Palmstedt.
Aber auch gut. Palmstedt bräuchte sich dann keine Gedanken mehr über diesen Fall zu
machen. Der Alptraum Kowalczyk wäre endlich wieder ausgeträumt. Palmstedt kann sich dann
wieder dem Alkohol, den Frauen und seiner eigentlichen Arbeit hingeben. Zu seiner Normalität
zurückkehren.
„Ich glaube, er hat die Leiche im Fluss oder im Park gefunden, ihm die Brieftasche
und den Schlüssel abgenommen und sie dann weiter treiben lassen.“
Viel lieber würde Palmstedt van de Hoogtens Version glauben. Als sie zurück beim Hausboot
sind, zeigt ihnen Yvonne Hassinger ein armlanges Papprohr, in dem man Poster und Bilder
aufbewahren kann.
„Wir haben doch noch was gefunden!Greif mal rein!“
Van de Hoogten zieht den ihm angebotenen Plastikhandschuh über und steckt seinen Arm in
das ihm unter die Nase gehaltene Rohr. Zwei Sekunden später fasst er mehrere Bündel Hundertund Zweihunderteuroscheine in der Hand, die von Gummibändern zusammengezurrt werden. Er
zeigt die Scheine Palmstedt. Sie untermauern van de Hoogtens These.
„Naja, die Banken zahlen kaum Zinsen im Moment“, kommentiert Palmstedt den
Fund.
Palmstedt kann förmlich dabei zusehen, wie der alte Frederic sich in van de Hoogtens
Gehirnfurchen immer tiefer als Raubmörder einnistet.
Sie überschlagen die Summe. Es sind fast Fünfzigtausend Euro. Sicher zu viel Geld, als dass
ein Student es hätte bei sich führen können. Aber eines waren diese Scheine sicherlich nie: Nass!
„Glatt wie frisch aus der Presse!“, stellt van de Hoogten im selben Moment fest.
„Hoffentlich erzählt er uns nicht, dass er eines seiner Kunstwerke verkauft hat.“
„Doch, so etwas in der Art wird er erzählen“, vermutet Palmstedt.
Frederic weiß, wie es hinter der Mauer aussieht. Die Wahrheit würde ihn sicherlich wieder
dahin zurück bringen.
„Na schön, ich ruf dich an! Wenn wir jetzt noch die Waffe beim Restmüll finden würden
...“
Dann wendet sich van de Hoogten seiner Kollegin zu, die neben dem Wagen wartet.
„Yvonne, fahr zu der Tankstelle. Zeig denen Duponts Foto und schau dir die
Kassenvideos an. Hoffentlich haben die die Bänder der letzten Tage noch.“
Yvonne Hassinger nickt zustimmend. Mit einem prüfenden, ja mahnenden Blick zu Palmstedt
steigt sie in ihren Dienstgolf und macht sich auf den Weg. Auch van de Hoogten müht sich auf den
Beifahrersitz seines Wagens, in dem schon Dupont auf der Rückbank sitzt, stumm auf die
metallenen Schließen um seine Handgelenke starrend.
„Maître, Sie wissen ja, was auf Sie zukommt. Wollen Sie einen Anwalt dabei
haben?“
Ohne die Antwort abzuwarten, gibt van de Hoogten dem Fahrer ein Zeichen, zu starten. Er
grüßt Palmstedt zum Abschied mit einer knappen Handbewegung durch die Scheibe.
Dann macht sich auch Palmstedt auf den Weg zu seinem Wagen, den er oben an der
Hauptstraße geparkt hat. Um 22 Uhr beginnt sein Nachtdienst. Er muss für Katja einen Bankier
vom Flughafen abholen und in ein Hotel in Niederrad fahren. Und womöglich die ganze Nacht im
Wagen verbringen, da der Kunde irgendwann im Morgengrauen schon wieder
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