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Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
Autoren: Linda Howard
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Familienlebens, das sich vor ihm abspielte, verglich er mit dem, was er bisher in seinem Leben erfahren hatte.
    Irgendwann ließ er sich dazu herab, ihnen mitzuteilen, er hieße Sooner. Einen richtigen Namen habe er nicht.
    Maris hatte ihn fragend angeblickt. „Sooner?“
    Ein hartes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, und er sah viel älter aus, als es für einen Jungen seines Alters normal war. „Ja, wie ein Straßenköter.“
    „Nein.“ Für Wolf war der Name ein Hinweis. „Du bist zum Teil Indianer. Wahrscheinlich kommst du ursprünglich aus Oklahoma, in dir fließt also vermutlich Cherokee-Blut.“
    Der Junge sah Wolf nur stumm an, aber in seinem Blick lag die Andeutung von Erleichterung – Erleichterung, dass er vielleicht doch mehr wert war als ein herrenloser Hund.
    Seine Beziehung zu den einzelnen Familienmitgliedern war kompliziert. Sooner war fest entschlossen, Abstand zu Mary zu halten, aber das war schlicht und einfach unmöglich. Sie bemutterte ihn ebenso wie den Rest der Familie. Einerseits ängstigte ihn das halb zu Tode, anderseits saugte er ihre Zuneigung wie ein Schwamm in sich auf. Vor Wolf war er auf der Hut, so als könne der große Mann jederzeit mit Fäusten und Tritten auf ihn losgehen. Wolf, erfahren im Umgang mit wilden Tieren, besiegte die Angst des Jungen auf die gleiche Art, wie er das Zutrauen der Pferde gewann. Er ließ ihn von allein auf sich zukommen und herausfinden, dass die Angst unbegründet und unnötig war, bot Respekt und Freundschaft und schließlich Liebe an.
    Michael war zu jener Zeit bereits am College. Als er nach Hause kam, machte er ganz selbstverständlich Platz für den Neuankömmling. In Michaels Gesellschaft war Sooner völlig entspannt, er spürte die automatische Akzeptanz.
    Mit Josh kam er ebenfalls zurecht, aber bei dessen sonnigem Gemüt wäre alles andere auch sehr ungewöhnlich. Josh war es, der Sooner in die vielen verschiedenen Dinge einführte, die auf einer Pferderanch zu erledigen waren. Josh brachte Sooner das Reiten bei, auch wenn er eindeutig der schlechteste Reiter in der Familie war. Nicht dass er nicht gut war, aber die anderen waren besser, vor allem Maris. Josh war das gleich, sein Herz gehörte den Flugzeugen, so wie es bei Joe gewesen war. Vermutlich hatte er deshalb auch mehr Geduld für Sooners Fehler als jeder andere.
    Maris war wie Mary. Ein Blick auf den Jungen, und sie hatte ihn unter ihre schützenden Fittiche genommen, unabhängig davon, dass Sooner fast zweimal so groß und schwer war wie sie. Sooner gehörte ihr, so wie ihre älteren Brüder ihr gehörten. Sie plapperte unablässig auf ihn ein, spielte ihm Streiche, ärgerte ihn, so wie es typisch für eine kleine Schwester war. Sooner hatte nicht die geringste Ahnung, wie er mit ihr umgehen sollte. Manchmal betrachtete er Maris argwöhnisch, als sei sie eine wandelnde Zeitbombe, die jederzeit losgehen konnte, aber es war Maris, die ihm das erste echte Lächeln entlockte. Es war Maris, die ihn dazu brachte, sich an der Familienunterhaltung zu beteiligen, langsam zuerst, bis er gelernt hatte, wie so etwas ablief, wie Geben und Nehmen eine Familie festigte. Mit ihren Streichen konnte Maris ihn immer noch in Sekundenschnelle auf die Palme bringen, ebenso wie sie ihm ein lautes Lachen entlocken konnte. Eine Zeit lang fragte sich Wolf, ob zwischen den beiden wohl ein romantisches Verhältnis entstehen würde, wenn sie älter wären, aber das passierte nicht. Ein Beweis, wie fest Sooner in die Familie integriert wurde. Die beiden waren Bruder und Schwester, mehr nicht.
    Was Zane anging, war die Sache jedoch sehr viel komplizierter gewesen.
    Zane war auf seine Art ebenso auf der Hut wie Sooner. Wolf erkannte Krieger, er selbst war immer einer gewesen. Was er in seinem jüngsten Sohn sah, erschreckte ihn manchmal. Zane war still, eindringlich und immer wachsam. Er bewegte sich geschmeidig wie eine Raubkatze, völlig geräuschlos. Wolf hatte alle seine Kinder in Selbstverteidigung unterrichtet, auch Maris, aber bei Zane war es etwas anderes gewesen. Der Junge hatte die Techniken verinnerlicht, als hätte er sich ein paar Handschuhe übergezogen, die allein für ihn gemacht worden waren. Er besaß das scharfe Auge eines Scharfschützen – und die tödliche Geduld.
    Der vorherrschende Instinkt in Zane: beschützen. Er war sofort misstrauisch gegen den Eindringling, der sich auf dem familiären Territorium eingenistet hatte. Gemein war er nicht zu Sooner, er verspottete ihn nicht, war
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