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Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
Autoren: Linda Howard
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auch nicht unfreundlich. So etwas lag nicht in Zanes Natur. Er hielt sich einfach nur zurück, nicht ablehnend, aber auch nicht willkommen heißend. Doch da die beiden ungefähr gleich alt waren, war Zanes Akzeptanz für Sooner die wichtigste, und so reagierte er auf Zanes Zurückhaltung mit der gleichen Taktik – sie ignorierten sich gegenseitig.
    Während die Kinder ihre Verhältnisse miteinander klärten, setzten Wolf und Mary alle Hebel zur Adoption in Bewegung. Sie hatten Sooner nach seinem Einverständnis gefragt, und er hatte mit einem gleichgültigen Schulterzucken und einem tonlosen „Von-mir-aus“ geantwortet. Mary ließ sich davon nicht täuschen und verdoppelte ihre Anstrengungen.
    Wie es sich ergab, wurde die Adoption am gleichen Tag rechtskräftig, da auch Zane und Sooner ihre Beziehung zueinander bereinigten.
    Es war der Staub, der Wolfs Aufmerksamkeit erregte. Zuerst dachte er sich nichts dabei, denn als er zum Korral hinübersah, saß Maris ruhig auf der obersten Zaunlatte und schaute zu. Wahrscheinlich ein Pferd, das sich auf der Erde wälzt, dachte Wolf, und ging weiter seiner Arbeit nach. Zwei Sekunden später jedoch nahmen seine scharfen Ohren eindeutige Geräusche wahr und etwas, das sich verdächtig nach fliegenden Fäusten anhörte.
    Wolf ging über den Hof zum Korral. Zane und Sooner hatten sich in eine Ecke zurückgezogen, in der man sie vom Haus aus nicht sehen konnte, und steckten mitten in einer handfesten Prügelei. Wolf sah sofort, dass, obwohl er den Jungen auch Straßenkampf beigebracht hatte, sie sich zurücknahmen und sich auf das konventionelle Boxen beschränkten. Wolf lehnte sich neben Maris an den Zaun.
    „Worum geht es da?“
    „Sie kämpfen es aus“, kam die nüchterne Antwort.
    Maris nahm den Blick nicht von den Streithähnen.
    Josh gesellte sich bald darauf ebenfalls dazu. Zane und Sooner waren beide groß und kräftig für ihr Alter. Sie standen voreinander und schlugen sich die Fäuste ins Gesicht. Wenn einer von ihnen wankte und in die Knie ging, wartete der andere, bis er wieder aufgestanden war und sich gefangen hatte. Die beiden kämpften verbissen und waren geradezu unheimlich still, bis auf die unwillkürlich ausgestoßenen Laute, wenn ein Faustschlag landete.
    Mary sah die Gruppe am Zaun stehen und kam dazu, um herauszufinden, was los war. Sie stellte sich neben Wolf und legte ihre schmale Hand in seine große. Er konnte fühlen, wie sie bei jedem Schlag zusammenzuckte, aber als er sie ansah, erkannte er den schulmeisterlichen Lehrerinnenausdruck auf ihrem Gesicht. Er wusste, Mary Elizabeth Mackenzie stand kurz davor, die Klasse zur Ordnung zu rufen.
    Fünf Minuten ließ sie ihnen. Es hätte Stunden so weitergehen können, beide Jungen waren zu stur, um aufzugeben. Also musste sie die Sache beenden. „Na schön, Jungs, das reicht jetzt. In zehn Minuten ist das Abendessen fertig. Ich erwarte euch sauber und ordentlich am Tisch.“ Damit ging sie zum Haus zurück, absolut sicher, für Ruhe gesorgt zu haben.
    Hatte sie. Der Kampf war zu einer zu erledigenden Aufgabe mit Zeitrahmen reduziert worden.
    Beide Jungen hatten der zierlichen Gestalt mit dem streng gereckten Rücken nachgesehen. Dann hatte Zane sich wieder Sooner zugewandt, den blauen Blick trübe aus den geschwollenen Augen. „Einen noch“, hatte er grimmig ausgestoßen und seine Faust in Sooners Gesicht gesetzt.
    Sooner war in die Knie gegangen, wieder aufgestanden, hatte sich den Staub von der Hose geklopft und den Schlag erwidert.
    Danach hatten sie sich die Hände geschüttelt, auch wenn beide vor Schmerz das Gesicht verzogen, als sie an ihre aufgeschlagenen Fingerknöchel kamen. Man betrachtete sich jetzt als gleichgestellt, auf der gleichen Ebene. Dann waren sie zusammen ins Haus gegangen, um sich zu waschen. Schließlich war es Zeit zum Abendessen.
    Bei Tisch teilte Mary Sooner mit, dass sie grünes Licht für die Adoption bekommen hatten. Seine hellen Augen blitzten kurz auf, aber er sagte nichts.
    „Du bist jetzt ein Mackenzie“, hatte Mary stolz verkündet. „Du brauchst einen richtigen Namen, also suche dir einen aus.“
    Ihr war gar nicht der Gedanke gekommen, dass Sooner dafür Zeit zum Überlegen brauchen könnte. Aber Sooner hatte nur in die Runde geblickt, in die Gesichter der Familie, in der er durch pures Glück gelandet war, und ein trockenes Grinsen hatte sich um seine aufgeplatzten Lippen gelegt. „Chance“, hatte er gesagt, und so wurde aus dem unbekannten Jungen ohne Namen
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