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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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passieren!« sagte sie.
    »In unserem täglichen Leben ist jeder gefährdet. Da kann ein Ziegel vom Dach fallen, ein Bullterrier kann dich beißen, ein Lustmörder schlitzt dich auf …«
    »Du machst Witze, du nimmst mich nicht ernst.«
    »Wie könnte ich das?« Habicht lachte und küßte sie auf den Arm. »Wieso bist du plötzlich so depressiv? Eine glückliche Braut hat immer fröhlich zu sein! Und nun saus los und kaufe deinen Pullover. Vergiß eines nicht: Ich mag kein Grün und kein Grau. Sonst ist mir jede Farbe recht.«
    Als Sissi die Wohnung verlassen hatte, begann Habicht aufzuräumen. Das Kaffeegeschirr stand noch auf dem Tisch, die Butterdose, der Brötchenkorb, der Teller mit Wurst, die Glasschalen, aus denen sie Joghurt gegessen hatten, Sahnekännchen und Zuckerdose, hölzerne Frühstücksbrettchen und die Bestecke. Habicht trug alles in die kleine Küche, stellte die verderblichen Sachen in den Kühlschrank und das Geschirr in die Spülmaschine, das Glanzstück der Küche.
    »Ohne Spülmaschine sähe es hier aus wie bei den Pennern!« hatte Sissi einmal gesagt. »Ich bin eine faule Hausfrau.«
    Habicht kehrte zu seiner Couch und seiner Zeitung zurück und überlegte, ob er wieder Dr. Heimes anrufen sollte. Der Eintritt in die Hamburger Anwaltskanzlei würde ihn bestimmt zu giftigen Kommentaren veranlassen, und gerade darauf freute sich Habicht. Er zog eine Zigarette aus der Schachtel, suchte nach einem Feuerzeug oder Streichhölzern und fand keine.
    Es war durchaus nicht Habichts Art, herumzuschnüffeln, aber als er auch in der Küche keine Streichhölzer entdeckte, ging er auf die Suche. In den Schubläden, die er herauszog, lag alles mögliche, nur keine Streichhölzer. Auch in dem schmalen Sekretär im Wohnzimmer fand er nichts, mit dem er seine Zigarette anzünden konnte. Resignierend wollte er schon aufgeben, als er neben einer kleinen Tür des Sekretärs einen unscheinbaren Hebel entdeckte. Neugierig tippte Habicht dagegen und zuckte überrascht zusammen, als die Rückwand des Faches nach vorn klappte.
    Eine Doppelwand. Ein Geheimfach. Ein schmales Versteck, das niemand vermutete.
    Habicht zögerte. War es ein Vertrauensbruch, wenn er die Rückwand ganz aufklappte? Andererseits: Was hatte Sissi zu verstecken? Hatte sie das Geheimfach überhaupt benutzt? Habicht überwand seine moralische Zurückhaltung, zog das Türchen auf und blickte in den Hohlraum dahinter.
    Es war leer bis auf ein Foto. Eine kleine Amateuraufnahme: ein Schwimmbecken, eine Liegewiese, eine Menge Sonnenanbeter – und auf einem rot-weiß gestreiften Badetuch liegend …
    Habicht zog das Foto an sich, ging langsam wie eine aufgezogene mechanische Puppe zur Couch, ließ sich auf die Polster fallen und legte das Foto auf die gläserne Tischplatte.
    So saß er noch da, unbeweglich, wie aus Stein gemeißelt, als Sissi von ihrem Einkauf zurückkehrte. Er hörte, wie sie im Flur etwas auspackte. Papier knisterte, und dann kam sie ins Zimmer, hielt einen neuen Pullover vor sich und strahlte Habicht an. Ein Pullover in Fliederfarbe, seiner Lieblingsfarbe.
    »Wie gefällt er dir, Schatz?« rief sie fröhlich.
    Habicht antwortete nicht. Mit unbewegtem Gesicht nahm er das Foto vom Tisch und hielt es ihr entgegen. Wie zurückgestoßen prallte Sissi gegen den Türrahmen, der Pullover entglitt ihren Händen und fiel zu Boden.
    »Wer ist das?« fragte Habicht unnötigerweise. Seine Stimme klang wie verrostet.
    »Hubert …« Es war nur ein Hauch. Das Entsetzen kam über Sissi wie eine Lähmung.
    »Mein Sohn Robert …« Habicht hielt das Foto höher, und seine Hand begann stark zu zittern. »Auf einer Wiese. In einem Schwimmbad.« Und plötzlich schrie er: »Wie kommst du an das Foto? Wie kommst du an das Foto?«
    »Ich … ich kann es dir erklären …«
    »Wer bist du? Nein! Sprich es nicht aus! Sprich es nicht aus! Du hast dir die Haare blond färben und kurz schneiden lassen. Du trägst blau getönte Haftschalen, damit man deine braunen Augen nicht sieht. Du hast einen gefälschten Paß auf den Namen Sissi Huber. Du … du bist Ulrike Sperling!«
    Sie hielt sich am Türrahmen fest, um nicht umzusinken. »Ich will dir alles erzählen, Hubert. Es ist ja alles ganz anders … bitte, hör mir zu …«
    Ihre Stimme versagte wieder. Habichts Kopfschütteln schnitt ihr das Wort ab.
    »Du hast Robert und Gerda ermordet …«
    »Ich habe nichts getan.«
    »Du hast mir hier Liebe vorgespielt, nur um mich von meiner Suche nach dir
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