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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Heimes vorwurfsvoll. »Mußtest du es so auf die Spitze treiben?«
    »Es macht alles leichter, Julius. Wenn wir uns wiedersehen, wirst du mich kaum noch erkennen. Von dem alten Habicht ist nur noch der Name übrig geblieben.«
    »Das ist eine Tragödie!« rief Dr. Heimes schmerzvoll. »Soll ich wirklich verkaufen?«
    »Ja. Aber vorher komme ich nach München. Ich gebe dir Nachricht.«
    Völlig außer Fassung war Hua Dinh Son geraten. Seit drei Wochen saß er in seinem Hotel ›Fischer-Klaus‹ herum und hörte nichts mehr von dem großen Bruder. Das Zimmer war bezahlt, in einem Umschlag fand er Geld genug, um nicht zu verhungern, aber sonst herrschte Schweigen. Zweimal mußte Son in Wolomin anrufen und seiner Frau Marika erklären, er sei auf zähe Verhandlungspartner gestoßen, aber das Geschäft werde er trotzdem abschließen, da sei er ziemlich zuversichtlich. Marika wünschte ihm viel Glück. Ob Son in Wolomin oder irgendwo anders war, änderte ihr Leben nicht. Auch wenn er neben ihr im Bett lag, hatte sie nichts von ihm. Daran hatte Marika sich gewöhnt, und sie vermißte auch nichts. Statt mit Sex fütterte sie ihren Körper mit Schokolade, Kuchen und Torten und wurde so rund wie ein Speckknödel.
    Was Son in diesen drei Wochen am meisten störte, war, daß er nicht mehr üben konnte. Den Gedanken, irgendeinen Menschen an einem stillen Ort mit der Stahlschlinge zu erwürgen, nur um in der Perfektion des Tötens nicht nachzulassen, schob er immer wieder von sich. Es konnte ja sein, daß der große Bruder dadurch in Zorn geriet. Aber seltsam war es doch, dieses Schweigen!
    Dr. Habicht hatte sich wenige Tage, nachdem er zu Sissi gezogen war, bei verschiedenen Anwaltskanzleien vorgestellt und die Aussichten sondiert, als Sozius oder Mitanwalt einzutreten. Man zeigte überall großes Interesse, aber jedesmal mußte er die Frage beantworten, warum er den sicheren Staatsdienst aufgeben wolle.
    »Es sind rein familiäre Gründe«, erklärte Habicht. »Ich bin Witwer, habe eine neue Frau kennengelernt, wir werden heiraten, aber meine zukünftige Frau möchte in Hamburg bleiben. Ich will ihr diesen Wunsch erfüllen.«
    Das war eine plausible Begründung. Was Liebe doch alles bewirken kann! Die Anwaltskollegen fanden Habicht sehr sympathisch, und vor allem die Kanzlei Dr. Hübner, Wachenfels & Partner war bereit, in weiteren Gesprächen die Möglichkeiten eines Eintritts in die Kanzlei zu diskutieren.
    Rutkins Frage, ob eine baldige Hochzeit geplant sei, konnten weder Sissi noch Habicht beantworten.
    »Wir lieben uns«, sagte Habicht, »aber bis zu einer Heirat ist noch vieles zu regeln. Der Verkauf des Hauses in München, die Kündigung bei der Regierung, ein neues Haus in Hamburg, der Vertrag mit der Kanzlei … Tausenderlei Dinge kommen auf uns zu. Es wird noch etwas dauern. Aber wenn das alles hinter uns liegt, dann – das verspreche ich – wird es eine Hochzeit geben, die so schnell keiner vergißt!«
    Und Chinesen-Otto sagte: »Ehrensache, daß sie bei mir stattfindet!«
    »Und ich bekomme einen eigenen Anwalt!« Rutkin lachte. »So etwas kann ich immer gebrauchen.«
    Nur Sissi schwieg. Sie blickte wie geistesabwesend vor sich hin, als habe sie alles gar nicht gehört.
    An einem späten Vormittag im März fragte sie Habicht: »Ich will mir einen Rollkragenpullover kaufen. Kommst du mit?«
    »Muß das sein?« Habicht hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und las in der morgendlichen Zeitung.
    »Ich möchte, daß er dir gefällt, Schatz.«
    »Du hast einen hervorragenden Geschmack. Du wirst schon das Richtige aussuchen. Und außerdem: Mir wird immer alles gefallen, was du kaufst.«
    Sie kam zu ihm, beugte sich über ihn und küßte ihn. »Ich liebe dich wahnsinnig«, sagte sie.
    »Und du weißt, wie sehr ich dich liebe.«
    »Ich habe Angst …«
    Er ließ die Zeitung auf seinen Schoß sinken. »Angst? Wovor?« fragte er erstaunt.
    »Daß es einmal nicht mehr so ist. Daß alles zusammenbricht.«
    »Uns kann nichts, gar nichts trennen.« Er griff nach ihrer Hand, küßte sie und hielt sie fest. »Nichts!«
    »Wenn wir uns trennen, ist das mein Tod …«
    »Red nicht solch einen Unsinn! Nur der Tod kann uns trennen.«
    »Genau das meine ich.«
    »Du bist gesund, ich bin gesund – es müßte da schon ein Unglück passieren.«
    »Daran denke ich immer.«
    »Die Chancen sind gering, daß mich ein Auto überfährt!« Es sollte ein Scherz sein, aber Sissi legte ihm sofort ihre Hand über den Mund.
    »Mir könnte etwas
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