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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Platz für eine Duschkabine war. Die Möbel waren Billigware, aber geschmackvoll in der Zusammenstellung. Was Habicht auffiel, waren die vielen Topfblumen, die Sissi mit Hingabe zu pflegen schien und die der kleinen Wohnung eine fröhliche Note verliehen.
    »Nimm Platz«, sagte Sissi und zeigte auf die mit einem geblümten Stoff überzogene Couch. »Sieh dich um. Gefällt es dir?«
    »Es ist herrlich warm und weiblich gemütlich bei dir.«
    Sie lachte. »Gibt es auch eine männliche Gemütlichkeit?«
    »Und wie! Mit Zigarettenqualm und Bierdunst!« Habicht fiel in ihr Lachen ein und setzte sich auf die Couch. Sissi hängte ihre beiden Mäntel an einen Kleiderständer und wirkte in ihrem schillernden Abendkleid in dieser Umgebung wie ein verirrter exotischer Vogel. Sie schien das selbst zu merken und deutete auf die Tür zum Schlafzimmer.
    »Ich zieh' mich schnell um. Hast du Durst? Im Kühlschrank stehen Bier, Fruchtsaft, Whisky und Wodka. Bedien dich.«
    »Bist du ein heimlicher Säufer?« rief Habicht ihr nach, als sie im Schlafzimmer verschwand, aber die Tür offen ließ.
    »Das ist nur für Gäste«, rief sie zurück. Eine Schranktür klappte.
    »Gäste? Ich denke, das hier ist eine einsame Insel?«
    »Ab und zu verpflege ich Schiffbrüchige …«
    Ihre fröhliche Antwort versetzte Habicht innerlich einen Stich. Es war völlig unsinnig, dieses plötzliche Gefühl, aber es war gegenwärtig und drückte ihm aufs Herz. Er wehrte sich dagegen, doch er konnte nicht verhindern, daß er etwas spitz fragte: »Wie fühlt man sich als Lebensretterin?«
    Sissis Lachen erzeugte Schmerz in ihm. Sie kam aus dem Schlafzimmer zurück und setzte sich neben Habicht auf die Couch. Ihr seidener Morgenmantel war fast durchsichtig und ließ ahnen, daß sie darunter nur einen BH und einen knappen Slip trug. An den Füßen leuchteten goldene hochhackige Pantoffeln, mit weißem Fell besetzt.
    »Was trinken wir?« fragte Sissi. Habicht starrte geradeaus. Sissis Schönheit anzusehen und ihre Nähe zu spüren, erzeugte bei ihm auf einmal Widerstand. Wie viele Männer mochten schon auf dieser Couch gesessen haben? Wie viele lüsterne Blicke hatten diesen schönen Körper abgetastet? Wie viele Hände ihn berührt?
    Steh auf, Habicht, sagte Hubert sich, und verkriech dich in deinem Zimmer bei der Witwe Bertha Hellenkamp. Sieh in dieser Frau hier nicht mehr als eine Animierdame aus der Bar. Steh auf!
    Aber er blieb sitzen und sagte sogar: »Wenn du mir einen Wodka mit Orangensaft mixen kannst …« Dann verfolgte er Sissi mit seinen Blicken, wie sie in die kleine Küche ging, Gläser aus einem Wandschrank holte, dazu Wodka und Fruchtsaft aus dem Kühlschrank, und wie sie zurückkam, leichtfüßig, fast tänzelnd, die Gläser in den Händen balancierend, umspielt von dem dünnen Seidenmantel, das Gesicht umrahmt von ihrer hellblonden Ponyfrisur.
    »Bitte!« Sissi hielt ihm sein Glas hin. Hubert nahm es, aber er trank noch nicht. Auch als sie ihm zuprostete, reagierte er nicht. »Was ist?« fragte sie verwundert.
    »Ich muß dir etwas sagen.«
    »Dann sag es.«
    »Es ist vielleicht eine Riesendummheit.«
    »Dummheiten können ein ganzes Leben verändern.«
    »Du sagst es.« Habicht suchte wieder nach Worten. »Ich … ich weiß nicht, wie es gekommen ist, aber es ist nun einmal so: Ich habe mich an dich gewöhnt. Ich empfinde ein besonderes Glücksgefühl, wenn du bei mir bist. Ich merke, wie ich die Vergangenheit hinter mir lasse und in die Gegenwart zurückkomme. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich … ich glaube schon.«
    »Ich möchte, daß du bei mir bleibst. Ich bin Witwer, ich habe niemanden zu fragen, sondern bin völlig frei in meinen Entscheidungen.« Er holte tief Atem und schrie es dann fast heraus: »Verdammt, begreif es doch! Ich liebe dich!«
    »Weißt du, was du da sagst?« antwortete sie mit ganz leiser Stimme.
    »Und du?«
    »Ich liebe dich auch …«
    »Dann komm mit mir nach München.«
    »Überall hin, nur nicht nach München! Ich ziehe mit dir ans Ende der Welt, nach Feuerland oder zum Nordpol, aber nie, nie nach München! Und bitte, frag mich nicht, warum! Bitte, frag nicht!«
    Habicht blieb die Nacht über bei Sissi. Es war eine Nacht, die für ihn zum letzten Anstoß wurde, ein neues Leben zu beginnen. Eine Nacht, der keine Reue folgte, sondern nur ein Glück, das sich in den ganzen Menschen einbrannte, eine Seligkeit, von der Habicht nicht geglaubt hätte, daß es sie überhaupt gab. Er lieferte sich ganz einer Liebe
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