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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus, die ihm völlig neue Welten öffnete.
    Ein paar Tage später sprach er mit Dr. Heimes darüber.
    »Noch immer auf Phantomjagd?« fragte der Freund, als er Habichts Stimme am Telefon erkannte.
    »Nein. Ich habe kapituliert.«
    »Bitte? Wiederhole das!«
    »Ich gebe auf«, erwiderte Dr. Habicht einfach.
    »Du hast noch nie drei vernünftigere Worte gesagt! Wann kommst du wieder nach München?«
    »Nie mehr … Oder nur noch zu Besuch.«
    »Du bist also immer noch auf der Suche nach deinem Verstand?«
    »Ich habe mir das alles reiflich überlegt, Julius. Ich habe hier eine Frau kennengelernt, eine phantastische Frau. Sissi Huber heißt sie …«
    »Das klingt wie ein Wiener Wäschermädel aus der Operette …«
    »Sie ist Wienerin. Wir lieben uns, und wir wollen zusammenbleiben. Aber hier in Hamburg.«
    »Je älter du wirst, um so anfälliger wirst du für Dummheiten.« Dr. Heimes tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn, aber das konnte Habicht ja nicht sehen. »Hast du vergessen, daß du Oberregierungsrat in der Bayerischen Staatskanzlei bist? Was willst du in Hamburg?«
    »Ich werde aus dem Amt ausscheiden und hier in Hamburg in eine Anwaltskanzlei eintreten. Ich kann von mir sagen, daß ich ein guter Jurist in Verwaltungsfragen bin. Natürlich werde ich ab und zu nach München kommen und die Gräber von Robert und Gerda besuchen, aber mein zweites Leben will ich mir in Hamburg aufbauen. Kannst du das verstehen?«
    »Nein.« Dr. Heimes schüttelte den Kopf. Diese Sissi Huber! Zum erstenmal in seinem bisher biederen Leben bricht Hubert aus und stolpert in die Arme einer Frau, die er gerade ein paar Wochen lang kennt. Sie muß ihm im Bett Dinge gezeigt haben, von denen Gerda nie geträumt hätte. Und das hat dem lieben Hubert den Verstand geraubt. »Woher kennst du diese Sissi?«
    »Aus einer Bar.«
    »Und so von Hocker zu Hocker seid ihr euch näher gekommen?« fragte Dr. Heimes ironisch.
    »Nein, sie stand dahinter und hat mir ein Pils gezapft.«
    Aus München antwortete Schweigen. Dr. Heimes hatte Mühe, diese Mitteilung zu verdauen. Hubert ist wirklich verrückt geworden, das war sein erster Gedanke. Gerda ist an dem Schock gestorben, ihm hat er das Gehirn geschädigt. Hubert ist behandlungsbedürftig. Er muß in eine Klinik. Man kann ihn jetzt nicht mehr allein lassen.
    »Ich komme nach Hamburg!« sagte Dr. Heimes bestimmt.
    »Hast du meine Adresse?« fragte Habicht hämisch.
    »Du wirst sie mir sagen.«
    »Einen Teufel werde ich tun!«
    »Ich werde dich von der Polizei als gemeingefährlichen Idioten suchen lassen.«
    »Dafür hast du keine Beweismittel.« Habicht lachte. Dr. Heimes' Aufregung traf ihn nicht mehr. Er hatte auch nicht darauf gehofft, für seinen Schritt in die Zukunft Verständnis zu finden. »Aber du kannst mir helfen. Verkauf mein Haus.«
    »Ich habe das überhört. Hubert …«
    »Ich werde in Hamburg ein neues Haus kaufen. Alle Vollmachten für den Verkauf schicke ich dir zu, und wenn du einen Käufer hast, komme ich zur Vertragsunterzeichnung nach München. Darüber sollten wir nicht diskutieren. Das ist ein klarer Weg. Du hörst in Kürze wieder von mir.«
    Habicht legte auf. Uff, das war geschafft. Es gab jetzt nur noch eine Schwierigkeit: die Begründung, warum er aus dem Staatsdienst ausscheiden wollte. Vielleicht war es einfacher, als er dachte, nachdem er einfach nicht mehr zum Dienst erschienen war und die Entscheidung von Regierungsdirektor Dr. Hassler nicht abgewartet hatte. Es konnte sogar sein, daß ein Dienststrafverfahren eingeleitet worden war; das beschleunigte seine, Habichts, Kündigung. Es gab da nur eine beamtenrechtliche Hürde: Er war Beamter auf Lebenszeit, und ein Fernbleiben vom Amt ist keine so schwere Verfehlung, daß man den Beamtenstatus verliert. Die Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand, das würde die Konsequenz sein. Mit einer verminderten Pension, aber man brauchte trotzdem kein trockenes Brot zu essen.
    Die Witwe Bertha Hellenkamp war erschüttert, als Habicht ihr Mitte Februar mitteilte, daß er ausziehen wolle. Sie hatte in den vergangenen Wochen mit Sorge gesehen, daß der Herr Doktor nächtelang nicht in seinem Bett geschlafen hatte, daß sie ihn nur noch selten mit Kaffee und Kuchen verwöhnen konnte, und zum Abendessen kam er überhaupt nicht mehr in die Wohnung.
    »Gefällt es Ihnen nicht mehr bei mir, Herr Doktor?« fragte Bertha und war dem Weinen nahe. »Ich kann mir das denken … die Huren gegenüber. So ein feiner Herr wie Sie –
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