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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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junge Ehefrauen in der Sonne und ließen sich von emsigen Nichtstuern bewundern.
    Robert fand es allmählich ordinär – und belästigend, wie die Männer das schlafende Mädchen fixierten. Er konnte sich seine Empörung nicht erklären, sie war einfach da, und sie war plötzlich so stark, daß er hätte aufspringen und ausrufen können, man solle weitergehen und die Schlafende auch mit Blicken in Ruhe lassen. Daß er selbst sie unentwegt ansah, verdrängte er dabei, ebenso den quälenden Gedanken, wie man mit ihr ins Gespräch kommen könnte, wenn sie aufwachte. Jetzt schon suchte er nach Worten, aber alles, was ihm einfiel, fand er fad, ja geradezu blöd und dazu angetan, sich lächerlich zu machen. Dennoch blieb Robert in drei Metern Entfernung von ihr sitzen, ließ den Blick nicht von ihren Schenkeln und Brüsten und rätselte: Wie sind ihre Augen? Sind sie braun oder grau oder gar grün …? Blau bestimmt nicht, Schwarzhaarige mit blauen Augen sind eine Seltenheit. Er einigte sich auf ein warmes Dunkelbraun.
    Seine Betrachtung wurde jäh unterbrochen. Kinder, die etwas entfernt mit einem Ball spielten und ihn hin und her schossen, was eigentlich verboten war, erlösten ihn von allem Rätselraten. Ein Schuß, zu hoch, um ihn aufzufangen, ließ den Ball in einem Bogen auf die Schlafende fallen und traf sie mitten auf den Bauch. Das Mädchen zuckte zusammen und richtete sich auf. Gleichzeitig war Robert emporgeschnellt, war mit einem Sprung neben ihr und nahm ihr den Ball aus der Hand. Er warf ihn den Kindern zurück, ging dann in die Hocke und sah das Mädchen an. Es hatte tiefbraune Augen, wie erwartet. Jetzt, wo sie saß, stachen die Rundungen ihrer Brüste noch mehr hervor. Das schmale Oberteil des Bikinis verdeckte sie kaum. Das Mädchen blickte Robert erstaunt an, mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln in den Mundwinkeln.
    »Kinder«, sagte Robert unbeholfen. »Hat der Ball Ihnen weh getan?«
    Es sei nicht der Rede wert, antwortete sie. Ihre Stimme war weich und dunkel wie ihre Augen. Sie griff zur Seite nach ihrer Sonnenbrille und setzte sie auf die schmale Nase. Im übrigen sei es gut, daß sie geweckt worden sei, sie hätte schon viel zu lange in der Sonne gelegen, und morgen habe sie wieder einen Sonnenbrand. Zum Glück habe sie eine gute Creme, die sofort half, ein Präparat, das in Hawaii hergestellt würde und die Brandschmerzen auf der Stelle linderte.
    Auf Roberts Frage, ob sie auf Hawaii gewesen wäre, lachte sie, ein perlendes, kehliges Lachen, wie er es noch nie gehört hatte. Nein, das könne sie sich nicht leisten. Aber Hawaii sei ein Platz auf dieser Welt, von dem sie träume. Unter Palmen im weißen Sand liegen, das würde alle Sehnsüchte erfüllen. Nein, die Creme habe eine Freundin mitgebracht, die nach Hawaii eingeladen worden sei. Von einem spendablen Freund.
    Für Robert wurde es problematisch, einen weiteren Gesprächsstoff zu finden. Eigentlich hätte er jetzt aufstehen und gehen müssen. Aber die Nähe dieses Mädchens – nein, sie war kein Mädchen mehr, das sah er jetzt, sondern eine junge Frau, vielleicht sogar verheiratet und um einige Jahre älter als er, die Nähe dieser bezaubernden Frau hielt ihn fest wie ein Magnet.
    »Ich heiße Robert Habicht«, stellte er sich vor.
    »Und ich bin Ulrike Sperling …« Sie lachte wieder ihr gutturales Lachen. »Ist das nicht zum Kringeln? Ein Habicht trifft auf einen Sperling.«
    Robert nickte stumm. Was seine Kameraden jetzt geantwortet hätten, wußte er genau. Das Harmloseste wäre gewesen: Das ist ja die reinste Vögelei! Aber er hätte nie gewagt, so etwas auszusprechen.
    »Welch ein Zufall«, sagte er endlich. Und dann mit viel Mut: »Sind Sie öfter hier im Bad?«
    »Ab und zu.« Er bemerkte, wie sie ihn hinter der Sonnenbrille musterte, und kam sich sehr unsicher vor. »Und Sie?«
    »Auch ab und zu.«
    Sie lehnte sich im Sitzen zurück und stützte sich mit den Armen auf. Dann sagte sie, daß er sicher nicht zu den hier herumstrolchenden Playboys gehöre und daß sie raten möchte, was er sei.
    »Ein Student!« sagte sie.
    »Noch nicht. Ich … ich mache gerade erst Abitur.«
    »Oh! Sie sehen aber älter aus. Eine indiskrete Frage: Wie alt sind Sie?«
    »Interessiert Sie das wirklich?«
    »Würde ich sonst fragen?«
    »Achtzehn …«
    Als er es aussprach, dachte er, daß nun die einzige Konsequenz für ihn sei, aufzustehen und zu gehen. Aber ihre Entgegnung hielt ihn zurück.
    »Da haben Sie ja noch das ganze Leben vor sich.
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