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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Leib, aus dem alle Kraft wegfloß.
    »Wir … wir gehen zur Polizei«, sagte er dumpf. Er glaubte es jedenfalls zu sagen, denn er hörte sich selbst nicht mehr. »Dort wirst du alles erzählen. Ich … ich kann dich nicht töten! Aber für mich bleibst du eine Mörderin!«
    Lautlos fiel Sissi in sich zusammen. Habicht hob sie vom Boden hoch, trug sie auf die Couch und legte die Pistole neben sie auf den Tisch.
    Eine Weile saß er neben der Ohnmächtigen, sah sie mit einem Gefühl aus Liebe und Zerstörungswillen an, stand dann auf, kleidete sich an und verließ die Wohnung.
    Bis zum nächsten Morgen zog er durch St. Pauli, von Bar zu Bar, von Spelunke zu Spelunke und betrank sich bis zur Besinnungslosigkeit. Er merkte noch, daß Chinesen-Otto ihn in sein Lokal zog, und wachte am anderen Morgen in Sissis Wohnung auf. Er schrak hoch und starrte um sich. Als er ihren Namen rief, kam keine Antwort.
    Er war allein.
    Sissi war verschwunden …
    Gegen Morgen, genau um 4 Uhr 27 laut Polizeibericht, fand ein Angetrunkener im Möller Park, in der Nähe des Jüdischen Friedhofes, eine Frauenleiche. Als er sich über sie beugte, mußte er sich erbrechen und rannte sofort zur nächsten Polizeistation.
    Die schnell herbeigekommene Mordkommission unter Kriminalrat Lohse stellte fest: Mord durch Erdrosseln mit einer Stahlschlinge. Name: Sissi Huber, 34 Jahre alt. Eintritt des Todes: gegen ein Uhr nachts.
    »Unser erster Stahlschlingen-Mord!« sagte Kriminalrat Lohse. »Das kann heiter werden. Bisher haben die Chinesen sich auf alle möglichen Arten umgebracht, das ist eine neue Variante. Oder eine neue Organisation. Da steht uns noch allerhand bevor.«
    Man legte Sissi Huber in einen Zinksarg und transportierte sie in die Gerichtsmedizin. Die Ermittlungen begannen.
    Gegen halb acht Uhr morgens klingelte es an der Tür. Habicht, noch vom Alkohol benommen, schwankte in den kleinen Flur und öffnete. Zwei Beamte – Habicht erkannte sofort, daß es Beamte waren – zeigten ihre Marken. Kriminalpolizei. Habicht starrte die Männer verständnislos an.
    »Ja?« fragte er. »Kommen Sie rein, meine Herren! Kriminalpolizei? War Frau Huber schon bei Ihnen?«
    »Wer sind Sie?« war die Antwort.
    »Dr. Hubert Habicht. Oberregierungsrat in der Bayerischen Landesregierung in München.«
    Die Herren von der Kripo zeigten Wirkung. Ein Oberregierungsrat im Kaschemmenviertel von St. Pauli, dazu noch angetrunken, ist selten.
    »Was machen Sie hier? Hier in dieser Wohnung?«
    »Sie gehört Frau Huber. Wir sind verlobt.«
    »Verlobt?« Eine gedehnte Frage. Habicht wurde ungehalten.
    »Ist es für die Polizei so ungewöhnlich, daß Verlobte eine gemeinsame Wohnung beziehen?«
    Die nächste zwangsläufige Frage: »Wo waren Sie heute nacht?«
    »Hier. Betrunken! Sie können es noch riechen.« Habicht wurde grantig. »Was berechtigt Sie zu dieser Frage? Wenn Frau Huber, beziehungsweise Frau Sperling, bei Ihnen war, dann sollten Sie über alles informiert sein. Ist meine Verlobte noch auf dem Präsidium? Ich werde sofort einen Anwalt für sie beauftragen.«
    »Nicht nötig, Herr Oberregierungsrat.« Der ältere der Kripobeamten druckste herum. »Wann haben Sie Frau Huber zum letztenmal gesehen?«
    »Ich lebe nicht mit einer Uhr, aber es muß so gegen 15 Uhr gewesen sein. Dann bin ich weggegangen. Und dann habe ich getrunken bis heute morgen. Wir … wir hatten eine Auseinandersetzung. So, wie man sich eben mal streitet …«
    Der ältere Beamte räusperte sich wieder. Jeder Kriminalbeamte scheut sich davor, das Endgültige auszusprechen.
    »Wir müssen Ihnen, Herr Oberregierungsrat, eine betrübliche Mitteilung machen«, sagte er zögernd. »Frau Huber ist tot …«
    Durch Habicht fuhr ein eiskalter Strahl. Er erstarrte und spürte, daß sein Herz aussetzte.
    »Was sagen Sie da?« stotterte er. »Was sagen Sie da?«
    »Frau Huber wurde heute nacht ermordet. Mit einer Stahlschlinge erdrosselt. Es … es tut uns leid …«
    Es war der Augenblick, in dem für Dr. Habicht zum zweitenmal eine Welt zerbrach. Er ließ sich auf die Couch fallen, starrte gegen die Decke und sagte mit ungeheurer Beherrschung:
    »Ich danke Ihnen, meine Herren. Und jetzt – bitte – lassen Sie mich allein. Ich stehe Ihnen später jederzeit zur Verfügung.«
    Und als er allein war, weinte er, so wie er beim Tod seines Sohnes Robert und seiner Frau Gerda nicht geweint hatte.
    Dr. Habicht kehrte nach München zurück.
    Er meldete sich wieder bei der Bayerischen Regierung, das
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