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Die dunklen Wasser von Arcachon

Die dunklen Wasser von Arcachon

Titel: Die dunklen Wasser von Arcachon
Autoren: David Tanner
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Nautilus -Welt – das war der große Rummel am Strand –, für Decayeux’ eigenen Sohn war der Posten eines Sportdirektors vorgesehen.
    Kirchner schaute Guillaume an. Er sah einen schwachen Mann, der nie gelernt hatte, sich zu wehren.
    »Verstehen Sie, was das ist?«, fragte Guillaume.
    »Ich glaube schon«, antwortete Kirchner, »auf dem Zettel stehen eure zukünftigen Posten.«
    »Genau. Decayeux hatte sich alles ganz genau ausgedacht. Wir waren aufgeregt, wir waren auch dankbar, ich meine, unsere Zukunft sah auf einmal ganz anders aus. Wir würden Arbeit haben, Geld, wir waren glücklich da am Tisch, für einen Moment, mit diesen Zetteln, aber dann sagte Nadine: ›Aber, sag mal, das fällt mir jetzt erst auf, wieso steht denn Julien hier nicht drauf?‹ Und Decayeux machte ein ernstes Gesicht und sagte: ›Da sind wir beim Problem.‹« Guillaume fuhr sich durch die Haare, er kratzte sich an den Schläfen, er wischte an sich herum, je näher er dem Verbrechen kam. »Decayeux sagte, dass Julien ein Verräter sei, das hat er gesagt. Er erzählte uns, dass Lacombe in Paris Stimmung machte gegen das Projekt, als Einziger auf weiter Flur. Dass er seine Meinung geändert hatte. ›Er ist nicht mehr für, sondern gegen uns‹, sagte Decayeux. Darüber waren wir gar nicht weiter überrascht. Lacombe hatte ja auch mit uns immer kritischer über Nautilus gesprochen. Wir wussten, dass er nicht mehr voll hinter der Sache stand, dass er auf einmal Bedenken hatte. Aber Decayeux malte das jetzt aus. Er sagte, Julien sei das einzige Problem, das noch zu lösen wäre, dann könne Nautilus beginnen. Er sagte auch, dass Julien als Finanzminister genug Macht hätte, alles in letzter Sekunde zu stoppen, und, so sagte er: ›Das darf auf keinen Fall passieren.‹«
    Es ist eine üble Geschichte , dachte Kirchner, wirklich übel .
    »Wir fanden, dass er damit recht hatte, also dass es nicht an Lacombe allein hängen konnte, ob Nautilus käme oder nicht. Deca fragte seinen Vater: ›Aber wie bringen wir ihn davon ab?‹, und darauf sagte Decayeux, dass wir ihn nicht mehr davon abbringen könnten, ›jedenfalls nicht mit Worten‹, hat er gesagt. Die Stimmung am Tisch ist darüber wieder in den Keller gegangen, aber dann sagte der alte Decayeux, wenn wir uns hier am Tisch alle einig wären, ›wenn die Direktoren von Nautilus an einem Strang ziehen‹, hat er gesagt, ›dann können wir die Sache regeln‹. Und so, wie er das gesagt hat, wussten wir, was er meinte. Er musste es gar nicht aussprechen. Wir wussten, dass er sagte, dass Lacombe aus dem Weg geräumt werden muss.«
    Kirchners Gedächtnis füllte sich mit den immer neuen Details dieser Geschichte.
    »Ich muss mir jetzt mal ein paar Notizen machen, Guillaume, sonst entwischt mir hier die Hälfte«, sagte er, holte eine Kladde aus dem Rucksack und schrieb sich Stichwörter auf, die er auf keinen Fall vergessen durfte.
    Guillaume sah ihm dabei zu. Er hatte das Gröbste jetzt hinter sich, er war erleichtert, aber Kirchners Notizen erinnerten ihn daran, dass diese Sache noch lange nicht ausgestanden war.
    »Was wird passieren, wenn Sie das alles in die Zeitung schreiben?«, fragte er.
    »Das wird ziemlich schlimm werden«, antwortete Kirchner.
    »Hab ich mir gedacht«, sagte Guillaume und zog an seiner Zigarette, »das hab ich mir gedacht. Nadine und ich, wir haben schon überlegt, ob wir hier wegziehen. Ich hab Verwandtschaft im Süden, wissen Sie, in der Auvergne, da könnten wir neu anfangen.«
    Kirchner ging darauf nicht weiter ein. »Wie ging der Abend weiter?«, fragte er stattdessen.
    Guillaume setzte von Neuem an: »Decayeux sagte, wenn wir uns einig sind und die Sache zusammen durchstehen, dann hätte er einen Plan. Er könne dafür sorgen, dass Lacombe uns nicht mehr in die Quere käme, aber wir müssten auch etwas tun, ›die Lasten müssen gleich verteilt sein im Direktorium‹, sagte er.« Guillaume machte ein angewidertes Gesicht. »Er hat uns zu Komplizen gemacht. Aber in Wahrheit sind wir selber schuld, nicht wahr? Wir haben uns blenden lassen vom Geld und den Posten, wir haben nicht gesehen, was das für ein Wahnsinn ist.«
    »Was wollte er von euch?«
    »Wir sollten die Leiche verschwinden lassen. Decayeux meinte, dass es falsch wäre, sie irgendwo an Land zu deponieren. ›Wir sind hier am Tisch alle Seeleute, deshalb wissen wir, dass das Meer da draußen nichts von ihm übrig lassen wird. Es geht nur so. Ihr habt die Boote, auf euch kann ich mich verlassen‹,
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