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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition)
Autoren: Susannah Kells
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Skavadale, die Waffe entspannt in der Hand, ging zu Luzifer.
    Der versuchte mit seinen silbernbekleideten Armen, ihn abzuwehren, doch gegen die Kraft des Zigeuners war der Mann hilflos. Skavadale zog ihm die Kapuze vom Kopf, und Campion sah endlich ihren Feind.
    Dies war der Mann, der sie mit einem feingesponnenen Faden über das Meer gezogen hatte.
    Toby ließ Campion los und drehte sich zu Luzifer um, der ohne seine Kapuze lächerlich aussah, wie ein ehrfurchtgebietender Richter, der, seiner Perücke beraubt, nichts anderes ist als ein verängstigter, schwacher Mann. Toby runzelte die Stirn. «Warum?»
    Luzifer sagte nichts. Er schaute von Toby zu Campion und wieder zu Toby. Er hatte geglaubt, Toby wäre tot, und jetzt, da er sah, dass er lebte, musste er erkennen, dass er von einer schlaueren Hand ausgespielt worden war. Heftig schüttelte er den Kopf, als würde Toby verschwinden, wenn er es nur vehement genug leugnete. «Nein! Nein!» Entsetzen spiegelte sich auf Luzifers Gesicht, dem Gesicht eines Mannes, der sich seiner Intelligenz rühmte und der doch auf einen klügeren Feind getroffen war. «Nein!»
    Toby gab dem Mann in dem silbernen Gewand einen Schubs, sodass er gegen Larkes Leiche stolperte. «Warum?» Seine Stimme wurde lauter. «Warum?»
    Vor dem Zorn wich der Mann in Silber zurück in die Hauptkammer, die Marmorstufen hinunter zu seinem blutenden Halbbruder, dem Sohn der Stadthure, dem Halbbruder, mit dem er, im Schatten von Auxigny, in der Kindheit einen Gefährten im Groll gefunden hatte, mit dem er Unfug getrieben und das Vergnügen am Unfug kennengelernt hatte, der zu Bösem wurde. Er sah Toby an. «Das würdest du nicht verstehen!»
    Unter seinem silbernen Handschuh konnte Campion den Knubbel sehen, denn darunter steckte der Ring, der dem Bischof von Bellechasse gehört hatte.
    «Warum?», schrie Toby noch einmal.
    Onkel Achilles achtete nicht auf ihn. Er zeigte auf Campion. «Du! Ich habe dich gewarnt! Ich habe dir gesagt, du sollst nicht herkommen, aber du musstest ja herkommen!» Plötzlich lachte er, es war wie ein Ausbruch von Verrücktheit in einer marmornen Kammer, die für die Verrücktheit gebaut worden war. «Ich wusste, dass du mir nicht gehorchen würdest. Wie oft habe ich es dir gesagt, aber du wolltest ja nicht hören! Gesellschaft? In die möchtest du nicht aufgenommen werden. Du bist eine Frau, aber du arbeitest wie eine Haushälterin! Du bist nicht würdig! Ich habe dich gewarnt, aber du hast ihn vorgezogen!» Er wies auf den Zigeuner und schüttelte in einem angewiderten Krampf den Kopf. «Ich habe versucht, dich zu retten! Ich habe es versucht! Aber du musstest ja deinen Kopf durchsetzen!» Die letzten Worte schrie er ihr entgegen.
    Toby, Campion und der Zigeuner standen ob der plötzlichen Raserei schweigend und wie erstarrt da. In einer seltsamen Geste des Stolzes zupfte Achilles sein Gewand zurecht und sah Toby an. «Weißt du, was deine kostbare Schwester macht? Sie legt sich zu einem Zigeuner! Wusstest du das, Earl of Lazen? Dass deine Schwester von einem aus der Gesindestube besprungen wird? Von einem Bauern! Sie hat ihren Adel mit ihrer Jungfräulichkeit verspielt!» Er zeigte auf Skavadale. «An den da!»
    Toby starrte schweigend auf den tobenden Mann, der stets so freundlich und so zynisch erschienen war, jetzt jedoch seine Worte mit kreischender, schriller Stimme ausspuckte. «Ich habe ihr gesagt, sie soll nicht herkommen, aber sie musste ja ihren Kopf durchsetzen, was?» Er sah Campion an. «Ich habe es immer verstanden, dich zu manipulieren. Ich brauchte dir nur das eine zu sagen, damit du das andere tust. Du hättest Königin werden können, aber nein! Du musstest dich zu dem da legen!»
    «Onkel!», schrie Campion nicht aus Protest, sondern aus Schmerz und Zuneigung, als hätte sie es mit einem kranken Mann zu tun, doch er schüttelte nur den Kopf über sie und hob eine Hand im silbernen Handschuh gegen den zaghaften Schritt, den sie auf ihn zumachte.
    «Nenn mich nicht Onkel! Du bist nicht adlig! In England habt ihr keinen Adel! Es ist uneheliches Blut, besudelt! Ihr wisst nicht, was Kultur ist.» Die Hand wies auf Toby. «Earl of Lazen! Sieh dich an! In Auxigny wärst du nicht mal gut genug, den Fußboden zu putzen!» Plötzlich schrie er auf wie unter starken Schmerzen. «Ich wollte Lazen! Ich hätte es schön gemacht, hätte es in dieser Welt zum Refugium gemacht, zu dem einen Ort, wo Musik und Poesie und Kultiviertheit eine Heimat hätten! Ich hätte England
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