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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition)
Autoren: Susannah Kells
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seinem widerspenstigen Haar bis hinunter zu seinen schäbigen Stiefeln. «Ich bin ein Duc», sagte er mit großer Würde, dann hob er die Hand, um auf Campion zu zeigen. «Und sie ist eine Hure.»
    «Sie sind nur ein verrückter Schweinehund.» Das waren die ersten Worte, die Christopher Skavadale seit Minuten gesprochen hatte, und der Klang seiner starken, unbekümmerten Stimme schien Onkel Achilles zu erschüttern. Er blickte auf die große Waffe in den Händen des Zigeuners, und plötzlich wirbelten seine silbernen Gewänder um ihn herum, und er lief zu den Türen des Schreins. «Colonel! Colonel!» Seine Stimme hallte durch die Eingangshalle, wo er sich an der Tür mit dem großen Eisenring abmühte. «Colonel!»
    Mit der für ihn typischen katzengleichen Geschwindigkeit durchquerte Skavadale an der Blutspur vorbei den tiefliegenden Fußboden, blieb an den inneren Türen stehen und hob die Pistole. «Luzifer!»
    Luzifer drehte den Kopf und starrte in die seltsam hellen Augen des Mannes, von dem er geglaubt hatte, er würde ihn für seine Ziele benutzen. Er schüttelte den Kopf, und der Zigeuner schoss.
    Die Eisensplitter hoben Achilles förmlich hoch und ließen ihn gegen die großen Bronzetüren knallen, die sein verrückter Vater hatte einbauen lassen.
    Das silberne Gewand legte sich flach über seinen Leichnam. Es war mit scharlachroten Tropfen gesprenkelt.
    Sein Kopf, dessen silbernes Haar mit seinem Blut verschmiert war, fiel nach hinten.
    Seufzend glitt er hinunter, und seine zuckenden behandschuhten Hände zogen eine schmierige Spur durch das Blut an den Bronzetüren.
    Im Fallen rollte er auf den Rücken, sein Bauch sah dort, wo die Eisensplitter ihn aufgerissen hatten, aus, als hätten Hunde ihn zerfetzt. Er war von unten bis zum Hals aufgerissen, Fetzen aus Seide, Blut, Knochen und Fleisch. Er war der letzte Duc d’Auxigny, der geglaubt hatte, er wäre Luzifer, und er war tot.

    Colonel Tours, der auf der anderen Seite der Zugbrücke stand, hörte den Schuss und hörte das Scheppern von Metall gegen die Bronzetüren. Ein Hauptmann runzelte die Stirn. «Sollen wir nachsehen gehen?»
    «Himmel, nein!» Tours zitterte. Er hatte den Befehl, sich über nichts zu wundern, nichts zu tun, zu warten. Seine Männer standen in dichten Reihen um den kleinen Wassergraben. Die Wolken über ihm wurden vom schmalen Mond versilbert.
    «Wir warten, Hauptmann.» Er fragte sich, wer die junge Frau war. Wenn ich in der Hierarchie der Macht hoch genug steige, dachte er, dann kann ich mir vielleicht auch so ein Mädchen leisten.
    Sie warteten.

    Christopher Skavadale warf die Pistole zu Boden. «Ich ziehe meine eigenen Sachen an.»
    Toby nickte. Er starrte noch auf seinen Onkel, als Skavadale die Kammer verließ.
    Erst als Skavadale gegangen war, wandte er sich um. Er ging an dem verletzten, blutenden Marchenoir vorbei und stieg die Stufen zu seiner Schwester hinauf. «Stimmt das?»
    «Was?»
    «Du und Gitan?»
    Sie sah ihm unsicher in die Augen. «Ja.»
    Toby runzelte die Stirn. Plötzlich war er der sechste Earl of Lazen, das Oberhaupt der Familie, und in seiner Stimme lag Erstaunen. «Du bist seine Geliebte?»
    «Ich werde ihn heiraten», sagte sie trotzig.
    Toby schwieg einige Sekunden lang. Seine Miene war grimmig. «Gitan heiraten?»
    «Ich werde ihn heiraten», sagte sie. «Es ist mir egal, was die Welt darüber denkt. Ich werde ihn heiraten.»
    «Weißt du, was du da tust?»
    «Ja.»
    «Wirklich? Hast du dir das gut überlegt?»
    «Verdammt gut!» Plötzlich war sie wütend. «Ich liebe ihn!»
    Er schien zu seufzen und schüttelte den Kopf. «Du weißt nicht, was du da tust, Schwester, wirklich nicht.»
    «Sag’s mir», erwiderte sie scharf.
    «Du heiratest einen Mann von niederer Abstammung.» Er sah, wie sie sich versteifte, achtete aber nicht darauf. «Der keinen Namen hat, abgesehen von dem Namen, den ihm ein exzentrischer Lord gegeben hat. Ein Mann ohne Vermögen und ohne Ansehen.» Er unterbrach sich. «Ist es nicht so?»
    Sie zuckte die Achseln. «Das ist mir gleichgültig.»
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern, doch sie schüttelte sie ab. «Du heiratest den stärksten Mann, den ich kenne», fuhr er in demselben Tonfall fort, «der sich nicht zu Boshaftigkeit oder Gewöhnlichkeit herablässt. Andere Männer, die sich an ihm messen, befinden sich für unzureichend.» Er lächelte in ihr aufwärtsgewandtes Gesicht, in dem langsam die Erkenntnis dämmerte, dass er sie auf den Arm genommen hatte. «Du
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