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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition)
Autoren: Susannah Kells
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eine Aristokratie gegeben, euer Bauernland geblendet, euren ungehobelten König, euer vom Bier aufgedunsenes Volk, eure versoffenen Frauen, eure Schlampen, eure Huren, euch fuchsjagende Narren!» Die letzten Worte spie er förmlich aus. Angewidert blickte er Campion an. «Sieh sie dir an! Eine echte Engländerin, was? In einen Zigeuner verliebt! Sie taugt nicht mal dazu, die Beine für einen Affen breitzumachen. Ich hätte Lazen groß gemacht!»
    Marchenoir schaute zu dem Mann auf, seinem Halbbruder, der in der Bitterkeit der Knabenjahre sein Gefährte gewesen, der sein Bischof gewesen war. «Es war alles für dich? Nur für dich?»
    «Sei kein Narr, Bertrand.» Achilles’ Stimme war plötzlich seltsam liebevoll. «Ich habe dir gegeben, was du wolltest. Ich habe dir Auxigny gegeben!» Plötzlich lachte er, und seine Augen strahlten. «Auxigny hätte mir zugestanden. Ich war seiner würdig! Ich hätte aus Auxigny das strahlendste Juwel der edelsten Aristokratie in der Welt machen können, aber nein! Ich war der jüngste Sohn! Der Affe, der bei der Geburt hätte ersäuft werden sollen! Ich wurde an die Kirche abgeschoben!» Wieder schrie er und wies auf Toby. «Du verdienst Lazen nicht! Und die da auch nicht! Sie ist eine Hure! Macht mit einem Zigeuner das Tier mit den zwei Rücken! Wo bleibt der Anstand? … Na, sag schon?», fuhr er ihn heftig an.
    Toby wirkte entsetzt. «Du bist verrückt!»
    «Verrückt? Ich habe euch alle zum Narren gehalten!» Er unterbrach sich, sein Blick wanderte von einem zum andern, und dann schüttelte er plötzlich ruckartig den Kopf, denn auch er war genarrt worden. «Verrückt? Sieh sie dir an! Sie ist verrückt! Verliebt in einen Bauern! Liebe?» Achilles lachte. «Schmutzige Liebe? Schweiß auf den Laken? Ergießende, klebrige, schmutzige, glitschige, widerliche, verschwitzte Liebe?» Zorn wallte wieder in ihm auf. «Deine Aufgabe war es, schön zu sein! Eine Frau zu sein, ein Geheimnis, eine Geste mit einer juwelengeschmückten Hand, ein Lächeln! Und nicht, dich auf einen Bauern zu werfen und in seinem Schleim zu rutschen!»
    Kopfschüttelnd ging Toby die Stufen hinunter. «Du hättest in Lazen leben können, Onkel.»
    «Leben! Um mir euer endloses Gequassel über Pferde anzuhören? Pferde! Was glaubt die englische Aristokratie, was sie ist? Denkt ihr denn an nichts anderes als an Pferde und Landwirtschaft?» Er trat von Toby weg. «In England gibt es keine Manieren, keine Eleganz, kein Raffinement. All das hätte ich euch geben können! Ich hätte es zu euch bringen können wie ein Geschenk, und ihr hättet in der Welt strahlen können wie eine prächtige Krone, Erbe all dessen, was diese Scheißkerle uns hier weggenommen haben. Und ihr habt es verdorben!», schrie er in verrückten Qualen in dieser marmornen Halle, die für die Verrücktheit erbaut worden war.
    Campion starrte ihn entsetzt an. «Du hast den Auftrag gegeben, mich zu vergewaltigen!»
    «Jesus Christus!» Mit reiner Verachtung sah er sie an. «Du hast Lazen weggeworfen! Deine Diener flegeln sich herum! Es musste gerettet werden!» Wieder steigerte sich seine Lautstärke. «Es muss einen Ort geben, wo die Besten unserer Welt leben, wachsen und funkeln können. Verstehst du das nicht? Wenn du in die Gesellschaft gegangen wärst, Mädchen, wenn du versucht hättest, deiner Stellung würdig zu sein, hätte ich dich leben lassen! Wie viele Chancen habe ich dir gegeben? Wie viele? Geh nach London, habe ich gesagt, aber nein!» Das letzte Wort jaulte er mit zitterndem Kopf, und dann starrte er auf das Entsetzen in ihren Augen und stieß ein irres Kichern aus. «Vergewaltigt? Ja. Ja. Du hättest vergewaltigt werden sollen. Dein Bruder sollte tot sein. Aber ich hätte mich um dich gekümmert!» Er nickte Campion eifrig zu. «Es war ein kleiner Preis für den Ruhm Lazens, verstehst du das nicht? Aber mit einem Zigeuner? Einem Bauern?»
    Bertrand Marchenoir, dessen Gewand steif war vor Blut, starrte zu Luzifer hinauf. «Meine Mutter war Bäuerin!»
    «Sei kein Narr, Bertrand!» Achilles lachte. «Bei Männern ist das etwas anderes! Männer können besteigen, was sie wollen, aber bei Frauen ist das etwas anders!»
    Marchenoir schüttelte den Kopf. «Du hast mich hintergangen!»
    «Hintergangen? Dich? Hintergangen? Ich habe dir Frankreich gegeben, Bertrand. Alles, was ich wollte, war Lazen!»
    Toby trat näher. «Du bist verrückt, Onkel, du bist wie dein Vater.»
    Achilles starrte Toby voller Verachtung an und musterte ihn von
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