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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition)
Autoren: Susannah Kells
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Herzog. Belials Vater war ein Graf. Ihr beide hasst, was euch das Leben geschenkt hat.»
    Es herrschte Schweigen. Hell schimmerten die Kerzen auf dem polierten schwarzen Tisch.
    Das Mädchen schrie wieder, und Luzifers Kapuze bewegte sich ungeduldig. «Was hält ihn auf?»
    «Ein letzter Beischlaf zum Abschied?», sagte Marchenoir in leichtem Tonfall. Dass Luzifer seinen und Larkes aristokratischen Vater erwähnt hatte, hatte seine Stimmung getrübt. Marchenoir nahm ein Messer in die Hand. «Haut wie weiße Seide haben sie. Die baden sicher einmal im Monat.»
    «Einmal am Tag», sagte Luzifer trocken.
    «In Milch», fügte Larke hinzu.
    «Gott im Himmel!» Marchenoir lachte. «Das würde dir endlich austreiben, ins Bad zu pissen.»
    Ihr Lachen wurde von einem neuerlichen Schrei unterbrochen, Füßen, die über den Boden der großen Kammer schleiften. «Ich glaube, es gibt Fortschritte», sagte Luzifer leise.
    Sie standen auf. Ihre Seidengewänder raschelten leise, als die Männer zu ihren kleinen Gucklöchern in den Holztüren gingen. Sie warteten darauf, dass Thammus ihrem Sieg sein Opfer darbrachte. Hinter ihnen auf dem Steintisch schienen die Kerzen auf den schimmernden Stahl von Marchenoirs Skalpellen. Sie warteten.

    Skavadale schleifte sie durch die inneren Türen in die von Kerzen beleuchtete prächtige Kammer, die so seltsam leer wirkte, als warteten all der Marmor und der Porphyr und die Mosaike darauf, dass auf dem runden Fußboden ein prächtiger Sarg abgestellt wurde.
    Sie wehrte sich, schlug mit Fäusten auf ihn ein, doch er war ungeheuer stark, und er zog sie halb, halb trug er sie die Stufen hinunter in die Mitte des Raums.
    Er riss sie herum, sodass sie an die Wand schaute, und zwang ihr die Hände hinter den Rücken, sodass sie sich nicht mehr rühren konnte.
    Sie wartete. Das Lauteste im Raum war ihr eigener Atem. Sie spürte, dass sie beobachtet wurde.
    «Thammus?» Die Stimme war ein unheilvolles Flüstern.
    «Luzifer?» Skavadales Stimme war laut an ihrem Ohr. Ihre Haare waren ihr übers Gesicht gefallen, die Zigeunerkleider zerrissen. Der Ring aus Kerzen warf ihre Schatten in einem überlappenden Muster rund um ihre Füße.
    Wieder erklang das Flüstern. «Sag ihr, was du bist, Thammus.»
    «Ich bin ein Mitglied des Illuminatenordens!», sagte er mit kräftiger Stimme.
    «Sag ihr, wo ihr Bruder ist, Thammus.»
    «In einem Massengrab.»
    «Sag ihr, wer ihn verraten hat, Thammus.»
    «Ich!»
    Sie schluchzte. Er riss ihre Arme höher.
    Das Flüstern schien sie zu verspotten, sie auszulachen und an dem kalten Marmor der großen Kammer widerzuhallen.
    «Wer hat sie verraten, Thammus?»
    «Ich!», rief er. Sein Schrei war ein Triumphgeschrei, und der Schrei schien ein gewaltiges Krachen auszulösen, das klang wie das Ende der Welt, ein schallendes, klirrendes, knirschendes, hämmerndes Krachen, das zwischen den Marmorwänden widerhallte, als würde der Donner sämtlicher Gewitter eines ganzen Sommers sich in einem einzigen Augenblick in einem Raum entladen.
    Mit dem Krachen erlosch das Kerzenlicht und tauchte den Raum in Finsternis, nur winzige Lichtflecken blieben übrig, wo Löcher in den falschen Marmor gebohrt worden waren.
    Sie schrie.
    Der Schrei hallte wider, und sie verstärkte ihn mit einem zweiten Schrei, erfüllte den Raum mit ihrer Angst, schrie gegen das Rattern des großen Eisenladens an, der vor den Kerzen niedergegangen war.
    Obwohl sie in ihrer kleinen Kammer nichts sehen konnten, schauten die drei gewandeten Männer instinktiv nach oben. Marchenoir runzelte die Stirn. «Die Kette muss gerissen sein.»
    «Öffnet die Türen», sagte Luzifer forsch.
    Der Schrei hallte noch nach, als Marchenoir und Larke die Türen aufrissen, sodass ein weicheres Kerzenlicht auf den vertieften Marmorboden fiel, wo das Mädchen, so jämmerlich blass und zerbrechlich, im Griff ihres Bezwingers stand.
    Campion keuchte. Sie sah die Gefallenen Engel an; drei Männer, zwei in schwarz-goldenen Roben und einer in einer prächtigen silbernen. Ihre Gesichter, die unter den tiefen Kapuzen verborgen waren, konnte sie nicht sehen. Sie wusste, dass das alles Firlefanz war, doch sie waren seltsam beeindruckend, als sie sich auf leisen Sohlen der obersten Marmorstufe näherten.
    Luzifers silberne Kapuze rutschte ein wenig nach hinten, als er zu dem Laden hinaufschaute. Sie sah das Glitzern seiner Augen, dann hob er den rechten Arm und bedeutete einem seiner Gefährten mit einer Geste, nach vorne zu treten.
    Unter
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