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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Martin Suter
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-Spezialisten des Landes aus einer Vorlesung der Handelshochschule herausholen und übertrug dessen Agentur das Mandat der Krisenkommunikation für Geiger, von Berg, Minder & Blank. Er nahm ihm das Versprechen ab, daß er die Sachbearbeitung persönlich übernehmen und gleich nach der Vorlesung vorbeikommen werde.
    Als erste konkrete Maßnahme wurde die Entlassung von Petra Decarli beschlossen, die das Schlamassel mit dem Drucker angerichtet hatte. Bei Christoph Gerber ließ man es bei einer scharfen Rüge bewenden. Er wußte zuviel.
    Nach der Sitzung versuchte Dr. Geiger vergeblich, Pius Ott unter dessen Geheimnummer zu erreichen. Er sei auf der Jagd, informierte ihn seine Sekretärin.
    Blank lag im Farn am Waldrand. Er setzte das Fernglas hin und wieder ab, damit sich die Augen erholen konnten.
    Seit über einer Stunde beobachtete er das Haus. Es war früh am Morgen. Der Bauer war nicht weit von hier am Gülle-Ausführen. Man konnte den Motor seines Traktors hören. Zweimal – in Abständen von etwa fünfzehn Minuten – war er schon zurückgekommen, um den Gülleanhänger zu füllen. Der Sennenhund, der ihn mit hängender Zunge begleitete, legte sich unterdessen auf seine Decke vor der Haustür. Wenn der Traktor wieder wegfuhr, folgte er ihm.
    Vor zehn Minuten war die Bäuerin mit einem Haraß Äpfel herausgekommen und hatte ihn in einem Kombi verstaut, der vor der Tür stand. Das ließ Blank hoffen, daß sie vorhatte, wegzufahren.
    Jetzt kamen zwei Kinder aus dem Haus, beide mit Schultaschen. Sie stiegen in den Kombi. Die Mutter folgte mit einem zweiten Haraß, lud ihn ein, stieg in den Wagen und fuhr los.
    Fast im gleichen Moment kam der Traktor in Sicht. Er fuhr vor das Haus. Der Bauer schaltete den Motor ab und stieg ab. Er ging ins Haus. Es sah aus, als hätte er die Arbeit beendet.
    Aber kurze Zeit später kam er kauend wieder heraus, fuhr den Traktor zum Güllerohr und schloß es an.
    Zehn Minuten mußte Blank warten, bis der Tank voll war und der Traktor wieder davontuckerte. Als er außer Sicht war, stand Blank auf und ging auf das Haus zu. Der Bauer ließ ihm eine Viertelstunde Zeit, aber er wußte nicht, wie weit die Schule war und wann die Bäuerin zurücckam.
    Die Haustür führte direkt in die Küche. Sie war warm und roch nach Kaffee und heißer Milch. Auf dem Küchentisch stand noch das Frühstücksgeschirr. Auf einem grünen Kachelofen lag eine getigerte Katze. Als sie Blank sah, stand sie auf, machte einen Buckel und fauchte. Dann sprang sie hinunter und verschwand in einer Tür. Blank schaute durch den Türspalt. Er sah eine Treppe, die in den oberen Stock führte.
    Eine zweite Tür war geschlossen. In die obere Füllung waren Belüftungslöcher gebohrt. Er öffnete die Tür. Zwei Stufen führten hinab in einen fensterlosen Raum. Er machte Licht.
    Eine große Tiefkühltruhe stand an der Wand. Zu ihren beiden Seiten waren Gestelle und Schränke, manche mit festen Türen, manche mit Fliegengittern. Blank hatte auf Anhieb den Vorratsraum gefunden.
    Er durchsuchte einen Schrank nach dem anderen und nahm nur das Nötigste. Fett, Öl, Zucker, Mais, Mehl, eine Packung Waschpulver als Seifenersatz.
    Er öffnete die Tür eines alten Nußbaumschrankes. Er hing voll Geräuchertem. Blank nahm sich eine Seite Speck und packte sie zu den anderen Dingen in den Rucksack.
    In der Küche waren Schritte zu hören.
    Es war zu spät, um das Licht zu löschen. Es blieb ihm gerade genug Zeit, sich und seinen Rucksack hinter dem größten Speiseschrank zu verstecken.
    Er klappte das Messer auf und hielt den Atem an.
    Emma Felder war es nicht gewohnt, tagsüber im Bett zu liegen. Auf einem Bauernhof gab es immer Arbeit. Aber ihre Schwiegertochter hatte darauf bestanden, daß sie im Bett blieb. »Ich habe dich lieber zwei Tage mit einer Erkältung im Bett als zwei Wochen mit einer Lungenentzündung im Spital«, hatte sie gesagt. Mit Lungenentzündung konnte man Emma erschrecken. Ihr Mann war vor vier Jahren an einer gestorben.
    Sie blieb also im Bett und hörte auf die Geräusche. Auf den Traktor ihres Sohnes, auf die Kinder und die Schwiegertochter in der Küche, auf den Hund. Dabei mußte sie eingeschlafen sein.
    Als sie erwachte, war es still geworden. Die Schwiegertochter mußte die Kinder in die Schule gebracht haben. Sie zog den Morgenrock an und ging in die Küche hinunter. Sie wollte sich einen Kaffee wärmen. Ohne Kaffee fühlte sie sich noch kränker.
    Daß die Tür zur Speisekammer offenstand und Licht
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