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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge
Autoren: Regina Reitz
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goldenen Frau! Das
göttliche Wesen hatte ihn aufgespürt. Ihr Fuß
schnellte voran und traf seinen Arm, so dass der Dolch im hohen Bogen
davon flog. Dann erst sah Eno in ihrer Hand das Messer. Die Klinge
stieß vor und versank in seinem Körper. Erstaunt schaute
er auf seinen Bauch, aus dem das Blut hervor quoll. Lautlos ging er
in die Knie. Der Kampf war entschieden.
    Von jetzt auf gleich war der
Garten voller Leben. Hektisches Rufen klang zu ihnen rüber. Die
Göttin wandte sich in die Richtung, aus der die Rufe erklangen.
Das löste den Bann. Eno sprang auf und verschmolz mit der Nacht.

    Es war Wellingers ganz
persönlicher Albtraum. Er erreichte den Bunker, noch vor den
anderen, und sah, wie eine hohe Gestalt die Stufen erklomm.
Paralysiert schaute er auf die schöne Kriegerin! Sie trat ihm
entgegen. In den Armen hielt sie zwei Säuglinge, die sie fest an
ihre Brust drückte.
    Dann erst sah er Franziska, die
mit verrenkten Gliedern auf der Erde lag. Er lief zu ihr und fiel auf
die Knie. Alles war umsonst gewesen. Er war zu spät gekommen.
Starke Hände ergriffen seine Schultern und zogen ihn von
Franziska fort. Er wehrte sich, doch die Griffe waren unerbittlich.
Zwei Männer rannten ihnen entgegen. Neben Franziskas reglosem
Körper ließen sie sich nieder. Still und routiniert taten
sie ihre Arbeit und fügten den Tubus ein. Ein Geräusch, als
würde jemand ein Ventil öffnen.
    Wellinger weinte hemmungslos.

Kapitel 28

    „ Was hat denn der Spinner
vor? Hey lass das! Komm da runter! Einer sollte mal die Polizei
rufen!“
    Eno lächelte. Den
pulsierenden Schmerz in seinem Bauch nahm er nur noch betäubt
war. Er balancierte auf dem schmalen Geländer und richtete sich
auf. Schließlich hatte er es doch noch geschafft und war an
seinem Ziel angekommen. Er keuchte. Das Atmen fiel ihm immer
schwerer. Unaufhaltsam quoll das Blut aus der Wunde, die die Göttin
ihm zugefügt hatte. Sie hatte versucht, sein Leben zu stehlen,
aber sie würde ihn nicht besitzen. Niemals! Er würde ihr
zuvor kommen. Eno schaute hinab, in die mächtige Strömung.
Unaufhaltsam floss das Wasser unter ihm hinweg. Es rief ihn, war
bereit, ihn aufzunehmen, versprach Erlösung. Eno öffnete
die Arme und fiel.

Kapitel 29

    Franziska saß aufrecht im
Bett und strahlte Wellinger entgegen, der mit einem riesigen
Blumenstrauß ins Krankenzimmer getreten war.
    „ Die sind von Lennart. Ich
soll dich ganz lieb grüßen. Du hast ihm einen gehörigen
Schrecken eingejagt.“
    Franziskas Lächeln wurde
noch eine Spur breiter und sie nickte eifrig. Mit ihrem Finger zeigte
sie auf einen Block, den Wellinger ihr reichte.
    Eifrig schrieb sie eine Notiz und
hielt ihm das Papier unter die Nase. Lennart
ist wundervoll!
    „ Das ist er. Er ist der
beste Sohn, den ich mir wünschen kann.“
    Der Kommissar setzte sich auf das
Bett und ergriff Franziskas Hand, doch sie entzog sie ihm. Ihre
Finger legten sich auf seine Narbe.
    Verlegen senkte Wellinger den
Blick. „Lass gut sein“, sagte er, doch ihre Finger
schoben sich unter sein Kinn und zwangen ihn, den Kopf zu heben.
    Wellinger wand sich, suchte einen
Fluchtweg und dann, nach all den Jahren, gab er seinem Herzen endlich
einen Ruck. „Es war der schlimmste Tag meines Lebens“,
flüsterte er. „Ich habe ihn ganz tief in mir vergraben und
keiner Menschenseele davon erzählt.“
    Franziska strich ihm über
die Wange. Das gab ihm Mut.
    „ Lennart war noch kein Jahr
alt. Er war gerade dabei, Laufen zu lernen, krabbelte überall
herum und zog sich an allem hoch, was er zu fassen bekam. Wenn er es
geschafft hatte, auf seinen krummen Beinen zu stehen, krähte er
vor Stolz und Vergnügen.“
    Franziska lächelte bei der
Vorstellung, aber Wellingers Gesicht blieb reglos. Schon längst
war er in die Erinnerung abgetaucht.
    „ So war es auch an diesem
Abend. Es war noch früh. Christine war nicht einkaufen gewesen.
Sie hatte den ganzen Tag im Bett verbracht. Migräne, hat sie
gesagt. Normalerweise passte meine Mutter auf Lennart auf, aber in
dieser Woche war sie mit ihren Kegelschwestern unterwegs. Tagsüber
wurde Lennart von einer Bekannten betreut, aber abends war er
natürlich zu Hause. Wie auch immer, der Kühlschrank war
leer. Ich dachte, ich laufe schnell los und besorge etwas zum
Abendbrot. Christine schien guter Dinge zu sein und hat sogar über
Lennarts Laufversuche gelacht. Fahr
nur , hat sie gesagt,
ich pass auf ihn auf. Ich war so dumm und habe ihr vertraut.“
In Wellingers Gesicht spiegelte sich die
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