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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030
Autoren: Alexander Golfidis
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Kapitel 1
    Vorwort
     
    Auf den ersten Blick wirkte München wie vor noch nicht allzu langer Zeit. Sonnenstrahlen tauchten die asphaltierte Theresienwiese in ein angenehmes warmes Licht. Es war seit Tagen das erste Mal, dass wieder schönes Wetter war. Der ganze Platz flirrte im Licht der Sonnenstrahlen wie im Hochsommer. Die Bäume die den Platz einfassten waren noch kahl, doch in den Wiesen in denen sie gepflanzt waren, sah man vereinzelt Schneeglöckchen hervorkommen. Es lag zwar an schattigen Stellen noch Schnee, doch der würde sich, wenn die Temperaturen so blieben, nicht mehr lange halten können. Auf einer Parkbank am Rande der Theresienwiese befand sich eine liegengebliebene Zeitung. Ihr Datum, der 01.02.2030, zeugte vom Tag zuvor. »Rentnerbande macht Münchens Vororte unsicher«, war das Thema einer, in fetten Lettern gedruckten Schlagzeile. Schräg unter dem Artikel befand sich eine Werbeanzeige, die Rollatoren mit Diebstahlschutz und integrierten GPS-System anbot. Eine in Klammern gesetzte Zeile unter der Abbildung des ferrariroten Rollators machte darauf aufmerksam, dass das Navigationsgerät eine auf Senioren abgestimmte Software besaß. Ein weiterer Blickfang war der ins Bild gezoomte Touch-Bildschirm – mit dem Hinweis, dass die zusätzliche Funktion »MediMemorie« an die pünktliche Medikamenteneinnahme erinnere. Doch der besondere Clou des Rollators war ein am Griff befestigter Multifunktionsschlagstock mit integrierten 500.000-Volt-Teaser und Pfefferspray zur Abwehr von Langfingern und sonstigem Gesindel, welches einem nicht wohlgesonnen war.
     
    Die Veränderungen, die in den letzten zwanzig Jahren stattgefunden hatten, wurden erst bei einem genaueren Hinsehen sichtbar – doch dafür umso aussagekräftiger. Der Demografische Wandel, die Überalterung der Gesellschaft, hatte in Germoney noch weitaus schlimmer stattgefunden, wie es von der Wissenschaft und den Medien vorausgesagt worden war. Die Überalterung war überall präsent. Die jüngsten Personen die man in Münchens Straßen sah, waren über sechzig und die ältesten hundert und älter. Senioren wohin man sein Auge schweifen ließ. Senioren in den Bussen und U-Bahnen. Senioren in den Einkaufszentren und Kaufhäusern. Senioren hinter den Kassen, und Senioren die in den Läden die Regale einräumten. Senioren bei der Müllabfuhr, und Senioren bei der Straßenreinigung. Alte wohin man kam. 

Kapitel 2
    Victor
     
    Victor Roller, von seinen halbseidenen Kollegen im Rollatorgewerbe auch spöttisch »Rolli-Hood« genannt, starrte auf die Zeitung. So einen Rollator würde er doch auch bauen können, überlegte er sich.
                »Lass bloß die Finger von meiner Zeitung!«, hörte Victor eine erbost klingende Stimme hinter sich. »Such dir eine eigene Zeitung zum Zudecken.«
    Victor drehte sich um und sah sich einem ausgemergelten Alten gegenüber, der drohend seinen Stock hob.
                »Ja, schon gut!«, fauchte Victor ärgerlich. »Ich will deine Zeitung gar nicht, du alter Griesgram!«
    Victor wandte sich ab und ließ den Alten, der in drohenden Gebärden mit seinem Stock fuchtelte, stehen. Diese Obdachlosen wurden immer unverschämter, dachte er, zum Glück war er nicht so weit heruntergekommen, schließlich erstritt er sich seinen Unterhalt nicht mit Betteleien, sondern mit Rollatordiebstahl.
     
    Victor Roller war Jahrgang 1960, ein rüstiger Rentner der in ein paar Monaten seinen Siebzigsten feiern würde. Victors Leben war nicht immer ganz geradlinig verlaufen. In den 80ern war er noch Mitglied bei den Hells Angels. Er hatte zu der Zeit eine kleine, illegale Motorradreparaturwerkstatt betrieben, weil ihm zu einem ordentlichen Betrieb der Meistertitel fehlte. Doch dann hatte er sich unsterblich in die Braut eines anderen Hells Angels verliebt und war mit ihr durchgebrannt. Und weil die beiden vom Stadtleben sowieso die Nase voll hatten, waren sie aufs Land gezogen. Dort hatten sich die Gelegenheit ergeben einen heruntergewirtschafteten Bauernhof anzumieten, wo Victor in einer Scheune, nun wiederum gesetzwidrig, eine Werkstatt aufmachte, in der er kaputte Traktoren reparierte. Während Susann, seine Geliebte, Gemüse am Wochenmarkt verkaufte, das sie im Garten vor dem Haus aufzog. Bis schließlich ein paar Jahre später die Werkstatt aufflog. Eine konkurrierende Landmaschinenwerkstatt hatte Victor hingehangen, da ein Bauer am Stammtisch dem Mechanikermeister der Landmaschinenwerkstatt steckte, Victor
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