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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge
Autoren: Regina Reitz
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schadenfroh.
„Man begegnet sich immer zweimal im Leben.“

    „ Ja!“ Wellinger hielt
das Handy dicht an sein Ohr gedrückt. Ricarda, die neben ihm saß
und den Wagen einparkte, schielte neugierig zu ihm rüber.
    „ Papa, hier ist Lennart.“
    Überrascht horchte Wellinger
auf. Hatte sein Sohn soeben tatsächlich Papa gesagt? „Was ist los?“, frage er alarmiert.
    „ Weißt du, wo
Franziska ist?“ Die Frage des Jungen beunruhigte Wellinger noch
mehr.
    „ Nein, wieso willst du das
wissen?“
    „ Weil sie gerade bei mir
angerufen hat. Sie hat geweint und ich glaube, sie hat Angst. Ich
habe es ganz deutlich gehört. Papa, was ist denn los? Ist alles
in Ordnung mit Franziska?“
    „ Von wo hat sie angerufen?“
    „ Ich weiß es nicht.
Sie war ganz außer sich und hat nach dir gefragt, aber bevor
ich ihr antworten konnte, war die Verbindung unterbrochen. Ich habe
versucht, sie zurückzurufen, aber es meldet sich immer nur diese
doofe Stimme vom Band, die sagt, dass der Teilnehmer nicht erreichbar
ist.“
    Da war sie wieder, die grässliche
Faust, die sich in seine Eingeweide krallte. „Lennart, hör
zu! Du tust jetzt, was ich dir sage. Versuch weiter, Franziska zu
erreichen. Ich stehe mit Ricarda vor dem Präsidium und frage bei
den Kollegen nach. Vielleicht wissen die etwas.“
    „ Okay, mach ich Papa und
wenn ich sie erreicht habe, sage ich dir sofort Bescheid.“
    „ Ja, so machen wir das,
mein Junge! Los jetzt! Ruf sie an. Du versuchst es so lange, bis sie
sich meldet. Versprich mir das!“
    „ Versprochen Papa.“
    Wellinger beendete das Gespräch
und warf einen Blick auf das Display seines Handys. Er heulte laut
auf, als er sah, dass Franziska auch versucht haben musste, ihn zu
erreichen. Wie so oft, hatte er das Klingeln im fahrenden Auto
überhört. „Verdammte Scheiße!“, schrie er
und rief hektisch eine Kurzwahl auf. „Wellinger hier! Wer hat
heute den Personenschutz für Frau Doktor Stein übernommen?“
Angespannt lauschte er, dann brach ein Sturm los. „Ihr
inkompetenten Arschlöcher! Denjenigen, der das zu verantworten
hat, mache ich fertig!“ Im hohen Bogen warf er das Handy gegen
die Hauswand, dann stürmte er ins Präsidium hinein. Ricarda
angelte Wellingers Mobiltelefon aus dem Gebüsch und folgte ihm
dicht auf den Fersen.
    Thorsten fuhr in seinem Stuhl
zusammen, als sein Chef ins Büro brauste.
    „ Hat Franziska Stein
angerufen?“
    „ Vielleicht“, gab
Thorsten betont gelangweilt zur Antwort.
    Nur mit äußerster
Anstrengung beherrschte Wellinger seine Angst. „Was hat sie
gesagt?“
    „ Ist egal. Es machte eh
keinen Sinn.“
    Wellinger sprang vor und zerrte
Thorsten aus seinem Stuhl hoch. Noch nie hatte er die Grenzen
dermaßen überschritten. „Rede endlich!“
    „ Ist ja schon gut“,
stammelte Thorsten. „Sie hat so leise gesprochen, ich habe sie
ja kaum verstanden.“
    „ Ich will wissen, was sie
gesagt hat!“
    „ Na ja, es war halt
vollkommen irre. Sie sagte, sie hätte herausgefunden, wo der
Engel steht und vor allem wüsste sie nun auch, warum er blutige
Tränen weint.“
    Die stählerne Faust
schleuderte Wellinger zu Boden.

Kapitel 23

    Sie hatten sich geirrt. Alle
hatten sich so schrecklich geirrt. Carsten, sie selbst, die gesamte
Soko. Franziska schluchzte unkontrolliert auf. So schnell wie möglich
musste sie von hier verschwinden und dem Martyrium ein Ende setzen.
Bei dem Versuch anzurufen, hatte sie das Handyakku schmählich im
Stich gelassen.
    Schwindel erfasste sie. Mit der
flachen Hand schlug sie sich ins Gesicht. Das half gegen die
Benommenheit, aber nicht gegen die erbärmliche Angst. Auf Händen
und Füßen kroch sie die Treppe hinauf, doch gleich einer
unheilvollen Macht, zerrte das dunkle Loch sie zurück. Ein Loch,
das in Wirklichkeit ein Grab war.
    Wie eine magische Formel,
beschwor Franziska den Namen ihres Bruders. „Was ich nicht bin,
bist du gewesen, was du nicht werden konntest, versuche ich zu sein“,
schluchzte sie. Doch immer gieriger sog das Grab sie zurück. Die
Bilder, die sie gesehen hatte, fraßen sich in sie hinein und
vergifteten lähmten sie aufs Neue. Nur allein der Gedanke an
Mike verlieh ihr die notwendige Kraft und endlich erklomm sie die
oberste Stufe. Sie taumelte vorwärts und stolperte in die Nacht
hinein. Ihr ganzer Körper schrie Flucht. Nur fort! Fort von
hier!
    Sie war blind für den
dunklen Schatten, der auf sie zuraste. Ihr Kopf explodierte.

Kapitel 24

    „ Wo ist sie?“
Wellinger blickte verzweifelt in die
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