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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge
Autoren: Regina Reitz
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unserem Kampf für das Leben niemals den Tod anderer
in Kauf nehmen dürfen.“
    „ Ich glaube dir kein Wort.
Auch du wirst schon mit dem Tod gespielt haben.“
    „ Nein, wenn der Tod jemals
Gelegenheit hatte, in meine Nähe zu kommen, dann nur deshalb,
weil ich machtlos war. Unter meiner ärztlichen Obhut ist niemals
ein Mensch gestorben, weil ich es so entschieden habe.“
    „ Ja, eine sehr ehrenhafte
und pathetische Haltung, doch sie hat nichts mit der Wirklichkeit zu
tun. Deine Überzeugung entspringt lediglich den unbedeutenden
Worten eines längst überholten Eids, an dem sich die
Feiglinge und Heuchler dieser Welt krampfhaft festklammern.“
    Schweigen füllte den
schrecklichen Ort und dann rannte Franziska los. Sie erreichte die
Tür, die aus dem Bunker hinaus führte, doch Eno hatte sie
bereits eingeholt. Sie schrie entsetzt auf. Brutal schlug Eno ihr die
Handkante gegen den Hals.
    Franziskas Schrei verstummte und
sie sackte zusammen.
    Nüchtern stellte sie fest,
dass ihre Zeit gekommen war. Der Schlag war zwar nicht direkt tödlich
gewesen, doch er machte sie wehrlos. Röchelnd versuchte sie, die
Luft durch den eingedrückten Kehlkopf einzuatmen.
    „ Bring es zu Ende“,
sagte Esther und verließ den Bunker.

Kapitel 26

    „ Franziska!“
Wellingers Stimme hallte von den hohen Wänden der Empfangshalle
wider. Erschrocken sprang die Hausangestellte zur Seite, als der
Kommissar, gefolgt von mehreren Beamten, in die Villa eindrang. Aus
einem Raum vernahmen sie Stimmengewirr und Gelächter. Die Köpfe
der Gäste fuhren zu den Eindringlingen herum, aber schon im
nächsten Augenblick schritt Professor Grünwald auf die
Polizisten zu und versperrte ihnen den Weg. „Meine
Herrschaften, Sie sehen mich empört. Was soll dieser Überfall?
Auf der Stelle verlange ich zu wissen, wer die Verantwortung dafür
zu tragen hat.“
    „ Wo ist sie?“,
schleuderte Wellinger ihm entgegen.
    Grünwald verzog das Gesicht.
„Ich glaube, Sie haben sich in der Tür geirrt, mein Herr.
Auf der Suche nach einer Partnerin ihres Kalibers, sind Sie hier ganz
sicher falsch.“
    Spöttisches Gelächter
erhob sich, doch Wellinger ignorierte es. „Sie sagen mir jetzt
auf der Stelle, wo Frau Doktor Stein ist.“
    Einen Moment spiegelte sich
Überraschung auf Grünwalds Gesicht. „Ah, nach dieser
Dame suchen Sie. Hätten Sie ihr Anliegen von Anfang an in einem
zivilisierten Ton vorgetragen, hätte ich Ihnen sofort helfen
können. Zu meinem Bedauern hat Frau Doktor Stein die
Veranstaltung vorzeitig verlassen.“
    „ Das glaube ich nicht!“,
fuhr Wellinger ihm grob dazwischen. „Sie sagen mir jetzt, wo
sie ist, sonst ist diese Veranstaltung nämlich umgehend
beendet.“
    „ Chef!“, rief Ricarda
und wies mit dem Finger nach draußen in den Garten.
    Wellinger folgte ihrem Hinweis.
Ein heller Fleck schimmerte durch das Laub der Bäume. Ihm wurde
übel.
    Grünwald, der
zwischenzeitlich seine Fassung wieder gefunden hatte, trat näher
an Wellinger heran. „Ich gebe Ihnen einen Rat, den Sie für
die Zukunft beherzigen sollten. Niemand, aber auch wirklich niemand,
droht mir.“
    „ Ach, ist das so?“,
entgegnete Wellinger.
    Grünwald kniff die Augen
zusammen. „Ich habe hervorragende Verbindungen zum
Innenministerium. Sie können sich jetzt schon als vom Dienst
suspendiert betrachten.“
    „ Na, dann“, nickte
Wellinger. Seine Faust landete im Gesicht des Professors.

    Amaziah war die Jägerin.
Lautlos schlich sie durch den dunklen Garten, drängte sich dicht
an die mächtigen Stämme der Bäume und wurde eins mit
den dunklen Schatten. Ihre Schuhe hatte sie längst abgestreift,
so dass die Energie der Erde durch ihre nackten Füße in
sie hinein strömen konnte. Sie tastete nach der langen Klinge,
die sie fest an ihr Bein gebunden hatte. „Jalia, ich komme“,
flüsterte sie heiser. Der Name ihrer Tochter wurde von den
langen Fingern der Dunkelheit ergriffen und davongetragen. Immer
tiefer drang sie in den Garten ein. Dann vernahm sie ein Geräusch.
Es kam aus der Richtung des Hügels, der einem großen,
schlafenden Tier glich. Amaziahs Herz klopfte laut, als sie weiter
vorwärts schlich und die Umrisse eines Mannes erblickte. Der
Mann zerrte etwas über den Boden. Nun beugte er sich hinab und
zog einen Dolch. Es war die Klinge, die auch Bashashas Kehle
durchschnitten hatte.

Kapitel 27

    Ihr Schrei trug nichts
Menschliches in sich. Amaziah preschte voran. Eno riss seinen Kopf
hoch und umgehend verlor er sich im Schimmer der
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