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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes
Autoren: Susan Krinard
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Bedrohlichkeit wieder zuwendete.
    Gwen setzte sich aufrechter hin und drückte unter der viel zu großen Jacke ihre Schultern durch. “Gewisse Aktivitäten fallen in der Dunkelheit weniger auf”, sagte sie. “Ich wollte nicht gesehen werden.”
    “
Jemand
hat Sie gesehen.”
    “Aber niemand von denen, die mich nicht sehen sollten.”
    “Und wer wäre das genau, Miss Murphy?”
    Plötzlich krampfte sich Gwens Magen vor Übelkeit zusammen. “Das ist streng vertraulich”, sagte sie. Ihre Knöchel wackelten bedenklich, als sie versuchte aufzustehen. “Ich glaube, ich … sollte mir lieber ein Taxi rufen.”
    Black sprang mit der Grazie eines Athleten auf und packte ihren Arm, als sie schwankte und fast hinfiel. “Sie sind nicht in der Verfassung, um alleine zu gehen, Miss Murphy. Ich werde Sie bis zum nächsten Telefon begleiten.”
    “Wirklich, es geht mir gut.”
    Ohne zu antworten, zog er sie näher an die trockene Wärme seines Körpers und führte sie einige zögerliche Schritte vorwärts. Die Übelkeit nahm zu und stieg in ihren Hals. Es musste von einer Kombination aus mehreren Ursachen kommen: Das dreckige Wasser, das sie aus Versehen geschluckt hatte, die Kopfverletzung und der Schock, fast ums Leben gekommen zu sein. Sie sollte darüber hinwegkommen können. Sie war Eamon Murphys Tochter, verdammt noch mal …
    Black hielt an: “Sie werden es nicht schaffen”, sagte er offen.
    “Doch, werde ich. Ich brauche nur noch etwas mehr Zeit.”
    Ihr Retter warf einen Blick gen Osten, wo die Sonne über Queens aufzugehen begann. “Keine Zeit”, murmelte er. Dann hob er seine Stimme wieder. “Sie kommen mit mir.”
    Gwen fuhr mit der Hand über ihr Gesicht, um einen drohenden Kopfschmerz zu vertreiben. “Wohin soll ich mit Ihnen kommen?”
    “An einen Ort, wo Sie sich ausruhen können.”
    Ihre Haut kribbelte, wie um sie zu warnen. “Ich bin Ihnen dankbar. Das bin ich wirklich, Mr. Black. Ich werde Ihnen sicher …”, Galle presste sich in ihren Hals, “ich würde mich Ihnen gern erkenntlich zeigen, aber ich muss zurück. Wenn Sie nur vielleicht …”
    Die Welle der Übelkeit schlug über ihr zusammen. Sie riss sich von Black los und entleerte ihren Magen. Die Peinlichkeit war schmerzhaft. Sie war keine verdammte Anfängerin, die mit der kleinsten Unwegsamkeit nicht umgehen kann.
    Eine Hand berührte ihren Ellenbogen, um sie zu stützen. Sie schob sie von sich.
    “Es geht mir gut”, sagte sie.
    “Sie kommen mit mir, Miss Murphy.”
    Sie schüttelte den Kopf, und plötzlich sah sie Sterne. Ihre Lungen füllten sich mit Zement. Sie konnte nicht atmen. Wieder die Dunkelheit, die sie in sich hinabzog wie die hinterlistigen Strömungen des Flusses.
    Das Wasser schlug über ihrem Kopf zusammen, und dieses Mal gelangte sie nicht wieder an die Oberfläche.
    Sie wurde von Stimmen geweckt. Das Erste, was Gwen bemerkte, war, dass sie auf einer einigermaßen weichen Unterlage lag. Sie horchte einen Augenblick, ehe sie die Augen öffnete, und erkannte die ihr seit Neuestem bekannte Stimme des rätselhaften Fremden, der sich Dorian Black nannte. Die andere Stimme war älter und nicht so fest, Alkohol gab ihr etwas Lallendes, und sie war auf freundliche Art geschwätzig. Das Gespräch war zu leise, um es verstehen zu können, und als Gwen die Augen öffnete, sah sie nur ihren dunkelhaarigen Retter, der im Licht einer altmodischen Gaslampe kauerte.
    Seine Augen waren grau. In der Nacht waren sie ihr farblos erschienen, und doch hatte sie an Stahl denken müssen. Sie hatte richtig geraten. Sein granitharter Blick verschonte niemanden und verlangte auch nicht, geschont zu werden.
    Gwen versuchte, sich aufzusetzen. Black drückte sie zurück auf die Unterlage. Seine Hand presste auf ihre Brust, ohne auf ihren Körperbau Rücksicht zu nehmen. Das Gefühl seiner Handfläche auf ihrer Brust, sein Fleisch von ihrem nur durch den dünnen Georgettestoff ihrer Bluse getrennt, erschreckte sie so sehr, dass sie ganz ruhig wurde.
    Anscheinend hatte er beschlossen, dass sie es ohne ihre Jacke bequemer haben würde, aber wenigstens hatte er ihr sonst bis auf die Schuhe nichts ausgezogen. Ihr Rock, ihre Strümpfe und ihre Bluse waren fast trocken, was auf die Länge ihres Aufenthalts in Blacks Gewahrsam schließen ließ.
    Sie hasste schon allein die Vorstellung, so hilflos gewesen zu sein.
    “Wo bin ich?”, verlangte sie zu wissen.
    Er erwiderte ihren Blick mit aufreizender Ruhe. “An einem sicheren Ort.”
    Tolle Antwort,
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