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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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auch.
    »Bei Lillinara, du musst sie doch nicht die ganze Zeit anlegen, Leeana!«, schalt sie die Kriegsjungfer, wie sie die Kriegsbräute in der Probezeit nannten. »Ich weiß, ich weiß! Du findest sie skandalös, schlicht unanständig! Aber nur so lange, bis du dich an sie gewöhnt hast. Du wirst sie praktischer finden, als du dir jetzt vorstellen kannst. Und wenn du nicht übst oder schwere körperliche Arbeit leistest, brauchst du dich nicht zu ›uniformieren‹,
sondern kannst tragen, was du willst. Wir liefern dir auch zwei Hosen und Hemden oder Kleider in der Farbe, die dir gefällt. Sobald du eine Möglichkeit gefunden hast, hier den einen oder anderen Kormak zu verdienen – was alle Mädchen tun, stimmt’s, Garlahna? -, kannst du das Geld nach eigenem Gutdünken ausgeben. Wir mögen ja Kriegsbräute sein, aber wir sind auch Frauen. Glaub mir, es gibt sogar hier in Kalatha einen regen Markt für hübsche Kleinigkeiten!«
    Garlahna nickte begeistert und Leeana lächelte. Schließlich sammelte Johlana ihre Aufzeichnungen über Leeanas Körpermaße ein.
    »Du bist ziemlich dünn«, bemerkte sie. »Ein Glück, dass Charis und Yathus leicht anzupassen sind!« Sie schüttelte den Kopf. »Dein größtes Problem dürfte sein, dir das Yathu so eng zu schnüren, dass es gut sitzt, bis du es endlich richtig ausfüllst, Mädchen! Naja, wenigstens hast du keine Schwierigkeiten, das Chari auf den Hüften zu halten. Stammst wohl aus einer recht fruchtbaren Familie, was?«
    Leeanas Gesicht hatte mittlerweile eine reizvolle Rotfärbung angenommen. Johlana lachte.
    »Achte nicht auf mich, Leeana, das tut keine, so viel ist sicher! Und jetzt geh nur. Morgen früh habe ich etwas fertig, mit dem du Erlis unter die Augen treten kannst.«
    Sie scheuchte sie mit beiden Händen weiter, Leeana und Garlahna verabschiedeten sich hastig.
    Als sie Johlanas Büro verließen, stellte Leeana verblüfft fest, dass die Sonne schon untergegangen war. Doch ihre Überraschung schwand, als sie merkte, wie müde sie war. Kaeritha und sie waren den ganzen Morgen über scharf geritten, um Kalatha rechtzeitig zu erreichen. Und seit sie vom Pferd gestiegen war, hatte sie keine Sekunde Ruhe gehabt. Ganz zu schweigen von der Aufregung, die sie in den letzten zwölf Stunden durchgemacht hatte. Sie war mehr als nur »ausgelaugt« und hätte vor Erschöpfung am liebsten geweint, als ihr klar wurde, dass Garlahna und sie noch ihre Bettwäsche zu
ihrem Zimmer schleppen und das Bett machen mussten, bevor sie endlich hineinfallen konnte.
    Später hatte sie begriffen, dass Garlahna genau wusste, wie sie sich fühlte. Doch ihre Mentorin hatte sich nichts davon anmerken lassen. Sie marschierte zielstrebig weiter und setzte einfach voraus, dass Leeana neben ihr dahintrottete. Aus genau diesem Grund blieb dieser auch keine andere Wahl, als die Erwartungen ihrer Mentorin zu erfüllen.
    Irgendwie schaffte sie es, ihr Zimmer einigermaßen bewohnbar zu machen, wenn auch mit beträchtlicher Hilfe von Garlahna. Leeana vermutete, dass eine Mentorin auch dafür da war, den Neuen zu helfen. Anschließend jedoch hatte Garlahna nicht etwa zugelassen, dass Leeana auf der dünnen, harten Matratze und der schmalsten Pritsche, die sie je gesehen hatte, einfach zusammenbrach. Stattdessen führte sie eine taumelnde, todmüde Leeana in den Speisesaal, pflanzte sie auf eine Bank und befahl einer der Küchenhelferinnen, ihr trotz der späten Stunde eine riesige Schüssel mit einer köstlicher, dicker Gemüsesuppe zu servieren. Leeana hatte in ihrem ganzen Leben noch nie etwas so Schmackhaftes gegessen. Sie wünschte sich nur, wach genug zu sein, um sich später daran erinnern zu können.
    Der nächste Morgen ließ sich keinen Deut besser an.
    Garlahna entpuppte sich als einer dieser entsetzlichen Menschen, die fröhlich und putzmunter sind, sobald sie die Augen aufschlagen. Leeana hatte zwar nicht geradezu eine Abneigung gegen den Morgen, war aber gewöhnlich höflich genug, der Sonne den Vortritt zu lassen, bevor sie selbst aufstand. Garlahna hatte sie jedoch eine gute Stunde vor Sonnenaufgang aus den Federn gescheucht, vielmehr aus dem Stroh, und dies ohne die höchst willkommene Tasse heißer Schokolade, die Marthya ihr gewöhnlich servierte. Dafür half sie Leeana beim Anlegen der neuen Gewänder, die eine von Johlanas Näherinnen offenbar noch in der Nacht vor Leeanas Tür abgelegt hatte.

    Leeana stellte fest, dass es einen großen Unterschied machte, das Chari und das Yathu an
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