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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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einigen Jahren so.«
    Leeana nickte dankbar für die Erklärung, doch Dalthys lachte leise.
    »Warte mit deinem Dank für das Zimmer lieber, bis du es gesehen hast«, riet ihr die Stadtoberin. »Sie sind zwar ausreichend groß, aber nicht gerade übermäßig geräumig. Dass ich dir ein Doppelzimmer gebe, das du nicht mit einer Wohngenossin teilen musst, dürfte dies wohl ein wenig ausgleichen. Aber wie ›kostenlos‹ es auch sein mag … ich kann dir versichern, dass du mehr als genug für uns arbeiten wirst, um uns diese Großzügigkeit angemessen zu vergelten.«
    »Ich verstehe … Stadtoberin Dalthys.« Leeana lächelte.
    Dalthys erwiderte das Lächeln. »Selbst wenn du es nicht verstanden hast, nach deiner ersten Schicht im Speisesaal wirst du es begreifen!«
    Sie lachte wieder, holte den Schlüssel für Leeanas neues Zimmer und scheuchte die beiden jungen Frauen aus ihrem Büro.
    Die nächste Station war das Zimmer der Hauswirtschaft.
    Ermath Balcarfressa, die »Hauswirtschaftsleiterin«, ähnelte keiner einzigen Haushälterin, die Leeana je gesehen hatte. Sie glaubte auch nicht, dass Ermath in den letzten Jahren körperlich als Haushälterin gearbeitet hatte, denn ihr Titel bezeichnete einen Rang in der Verwaltung, wie auch der von Dalthys. »Hauswirtschaft« war offenbar eines der größeren städtischen Ämter in Kalatha, dem die Verantwortung für Instandhaltung, Reinigung und Dienstleistungen, einschließlich der Betreuung des Speisesaals oblag.
    Es schien offenkundig, dass Ermath ihre Pflichten sehr wirksam erfüllte, doch Leeana konnte sich nicht so für sie erwärmen wie für Dalthys. Schon körperlich schien Ermath das ganze Gegenteil der Stadtoberin zu sein. Sie war erheblich älter, hatte so weißes Haar, dass es einen blendete, wenn die Sonne darauf schien, und war dürr wie eine Bohnenstange. Zudem hatte sie scharfe Gesichtszüge und eine ebenso scharfe Zunge, leider jedoch besaß sie im Gegensatz zu Dalthys so gut wie keinen Humor.
    »Du bist das also«, sagte sie, als Garlahna mit Leeana in ihr Büro trat.
    Leeana reagierte wohl bestürzter, als sie beabsichtigte, und Ermath lachte. Es klang jedoch mehr nach einem Keckern als einem Lachen, vor allem, wenn Leeana es mit Dalthys liebenswürdigem Kichern verglich.
    »Diejenige, um die so viel Getue gemacht wird, meine ich, Mädchen!«, sagte die Hauswirtschaftsleiterin. »Bei Lillinara! Ich wüsste nicht, wann das letzte Mal so viel Aufhebens wegen einer Neuen gemacht wurde. Jedenfalls nicht, solange ich mich erinnern kann!« Sie keckerte wieder. »Das trifft diesen Mistkerl Trisu jedenfalls genau dort, wo er am lebendigsten ist. Du kannst es mir glauben!«
    Leeana hatte keine Ahnung, wie sie antworten sollte, also beobachtete sie Garlahna aus dem Augenwinkel und nahm sich ein Beispiel an dem regungslosen Gesichtsausdruck ihrer Mentorin. Da sie jedoch diejenige war, die mit Ermath sprach, beziehungsweise
die, der Ermath einen Vortrag hielt, nickte sie nur freundlich und antwortete so wenig wie möglich auf deren Bemerkungen und Fragen. Das Gespräch dauerte nicht sehr lange. Es kam Leeana jedoch fast wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich mit den erforderlichen Formularen für Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen das Büro verließen. Sie hatten auch eine Anweisung für Kleidung für ein Jahr dabei, mit der die Stadt jede neue Kriegsbraut versorgen musste.
    Wenigstens war Leeana daran gewöhnt, dass sie von Schneiderinnen und Näherinnen gemessen, gepiekst und herumgeschubst wurde. Das half ihr bei ihrem nächsten Halt, als Garlahna sie den Händen von Johlana Ermathfressa auslieferte.
    Schon Johlanas Gesicht verriet, dass sie die Tochter der Hauswirtschaftsleiterin war, auch ohne ihren Kriegsbraut-Mutternamen. Sie war höchstens halb so alt wie ihre Mutter, und ihr wacher Verstand und ihre lustigen Augen milderten die scharfen Gesichtszüge erheblich. Leeana war dankbar über diesen Unterschied zwischen Mutter und Tochter, als Johlana mit ihr die Notwendigkeiten der Garderobe von Kriegsbräuten freundlich besprach. Sie kamen schnell auf Fragen wie den Monatszyklus zu sprechen, dann auf Geschlechtlichkeit, Verhütungsmöglichkeiten und auf junge Frauen, die zum ersten Mal außerhalb des Schutzes ihrer behütenden Familien leben. Dabei nahm sie geschäftig Maß an Leeana. Sie schien sich köstlich darüber zu amüsieren, dass Leeana nur wenig begeistert von der Vorstellung war, das Chari und das Yathu zu tragen. Aber sie bemitleidete Leeana
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