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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haben die beiden bloß mit dem guten Dulcan angestellt.« Er betrachtete den Ohnmächtigen, roch an seinem Atem und krauste die Nase. Ein bitterer Medizingeruch wehte ihm entgegen. Dann entdeckte er den Einstich in der Armvene – er war blau unterlaufen. »CIA, du hast es gut«, sagte Beutels aus voller Seele. »O Gott, wenn ich so etwas vorgeschlagen hätte! Unser Humanismus erzieht zum Kannibalismus. Es ist doch merkwürdig, daß wir Deutschen das Falsche immer einhundertfünfzigprozentig tun!«
    Er ließ Dulcan ins Krankenhaus bringen, postierte einen Polizisten neben das Bett und einen vor die Zimmertür und wartete auf die nächste Überraschung. Die Großfahndung blies er sofort ab. Für die Presse gab er eine amtliche Mitteilung heraus: Die Hinweise auf die Baader-Meinhof-Gruppe haben sich als falsch erwiesen. Er ertrug es mannhaft, daß die gesamte Presse über ihn lachte und Glossen schrieb. Er opferte sich mit einer Lässigkeit, die selbst der Polizeipräsident bewunderte.
    »Alles für Olympia«, sagte Beutels sarkastisch. »Bei der Eröffnung marschiere ich als 127. Nation ein.«
    Nach drei Stunden wußte Beutels, und auch Holden und Lepkin wußten es, daß das Problem noch nicht gelöst war. Wohl fand man im Ramsacher Moor einige Holzhütten, aber in keiner von ihnen hielt sich Cortone versteckt. Nicht die geringste Spur wies auf ihn. Holden fluchte, stieg in einen der Polizeihubschrauber und flog nach München zurück. Lepkin blieb im Moor. Es war eine Landschaft, in der er sich wohl fühlte, sie spülte Erinnerungen an die Heimat hoch. Außerdem wurde er das Gefühl nicht los, an der richtigen Stelle zu warten. Er ließ sich für eine Woche Verpflegung bringen, richtete sich in einer der Holzhütten ein und genoß die Tage und Nächte der Ruhe, den Vogelsang und den herrlichen weiten Himmel. Vor allem hatte er Ruhe vor Abetjew in Moskau. Nachdem er über Smelnowski die Sache mit Dulcan berichtet hatte, verlangte Abetjew Einzelheiten, einen Bericht, Antwort auf Fragen. Als ob das jetzt wichtig war … aber Abetjew war, trotz seines Rangs als Oberst, so sehr Beamter geworden, daß ihn das Gewissen quälte, wenn er am Tag nicht eine genügende Anzahl von Papieren vollschreiben konnte. Das Anlegen neuer Akten war fast ein Geschlechtsakt für ihn – sagte Lepkin.
    Aber Cortone tauchte nicht auf.
    Noch einmal verhörte Holden im Krankenhaus den armen Dulcan, der beim Anblick Holdens konvulsivisch zu zucken begann. Trotz Protests von seiten Beutels' und vor allem der Ärzte injizierte Holden erneut sein Wahrheitsserum.
    »Ich werfe Sie alle aus dem Zimmer, wenn Sie mich stören!« rief Holden empört, als man drohte, einige starke Pfleger zu holen. »Lassen Sie Ihre Kanaken nur kommen! Sir –« er wandte sich an Beutels – »will die Polizei die Ermittlungen der Polizei verhindern?!«
    »Holden, man kann mich jetzt im Arsch lecken!« sagte Beutels deutlich. »Ich bin die drei heiligen Affen in einer Person. Ich höre, sehe und spreche nicht! Wenn Sie Dulcan umbringen … Ihre Sache, er ist Amerikaner, verantworten Sie das drüben beim CIA!«
    Er verließ das Krankenzimmer und winkte seine Polizisten zurück.
    Aber auch die zweite Injektion erbrachte keine Sensation. Dulcan, am Ende allen inneren Widerstands, nur noch eine Hülle, in der eine Platte ablief, sagte dumpf:
    »In einer Hütte … in einem Moor … in einer Hütte … in einem Moor … in einer Hütte …«
    »Wir müssen warten.« Holden gab damit zu, daß er ebenfalls am Ende war. »Irgendwann taucht er auf. Sein Einsatz war zu groß, als daß er einfach verschwinden könnte.«
    »Und wir fliegen alle in die Luft.«
    »Wäre das nicht eine Erlösung, Sir?«
    Beutels sah Holden eine Weile sprachlos an, dann nickte er, wischte sich über die Augen und sagte leise:
    »Und ich habe immer davon geträumt, nach der Pensionierung faul in meinem Gärtchen in der Sonne zu liegen.«

München
    Der 28. Juli kam … und mit ihm hätte die erste Geldübergabe, die Übergabe der ersten Million kommen sollen.
    Das Geld lag bereit, aber dieser unbekannte Dr. Hassler meldete sich nicht. Beutels empfand das als alarmierend.
    »Wenn ihn das Geld nicht mehr interessiert, hat er den Impulsgeber. Da sitzen wir mit unseren 30 Millionen Dollar, fertig zur Himmelfahrt.«
    Von jetzt an jagten sich die Konferenzen. Es ging nur noch um die Frage: Sollen die Olympischen Spiele stattfinden oder soll man sie absagen? Soll man der Welt mitteilen: Zwei Atombomben liegen
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