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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unter dem Stadion. Die Lage der einen kennen wir, aber die zweite genügt auch! Außerdem ist auch an die bekannte Bombe nicht heranzukommen! Das hatte der Computer mittlerweile berechnet: Das gesamte Zelt müßte wieder abgebaut werden.
    »Wir haben als Gastland die Sorgfaltspflicht für alle Gäste übernommen!« sagte der Bundesinnenminister. »Mein Gott, ich weiß jetzt auch nicht mehr, was man tun soll! Warum ist die Polizei so lahmarschig?«
    »Die Polizei!« Beutels erhob sich beleidigt. »Was hat Ihre Sonderkommission vom Bundeskriminalamt bisher getan? Gelbe Kunststoffhelme getragen und die Bauarbeiter belästigt! Herr Minister, es ist jetzt Sache der Bundesregierung, die letzte Entscheidung zu fällen! Die Polizei ist am Ende! Ob das nun ein Armutszeugnis ist, ist mir wurscht! Wir haben die Grenze unserer Möglichkeiten erreicht. Von mir aus nennen Sie diese sehr eng … bitte, machen Sie es besser, Herr Minister. Wir lernen gern von Ihnen!«
    Er verließ die Konferenz und hörte noch, wie der Polizeipräsident sich für ihn entschuldigte. »Er ist mit den Nerven fertig, Herr Minister«, sagte er. »Tag und Nacht auf den Beinen und das seit Wochen … wer hält das ohne Schaden aus?«
    Mit einem mißbilligenden Schnaufen warf Beutels die Tür hinter sich zu.
    Der 29. Juli.
    Der 1. August.
    Der 10. August.
    Nichts. Nichts. Nichts.
    München füllte sich wie ein Wassersack, platzte fast, die Zusammenballung der Menschen war fast bedrohlich. Aber die Organisation lief lautlos und perfekt, es war erstaunlich, ja geradezu unheimlich, was die Stadt an Menschen schlucken konnte, ohne sich zu erbrechen.
    Die Ehrengäste waren nun vollzählig eingetroffen.
    400 Könige, Ministerpräsidenten, Minister, Staatschefs, kirchliche Würdenträger. Ein Heer von Diplomaten. Die Gewinner von Eröffnungskarten aus der Olympialotterie. Sämtliche Athleten waren in den Olympischen Dörfern eingetroffen. Die Bauarbeiten waren termingerecht abgeschlossen. Die ersten Überblicke lagen vor, von Computern errechnet:
    400 Architekten hatten geplant und gezeichnet, 130 Baufirmen mit 6.500 Arbeitern hatten 3 Millionen Kubikmeter Erde bewegt, 450.000 Kubikmeter Beton vergossen, 45.000 Tonnen Baustahl verbraucht, 20.000 Raummeter Holz verzimmert, 4.000 große Bäume waren gepflanzt, 180.000 Sträucher und Büsche in die Erde gesetzt worden. In dem künstlichen See schwammen Tausende von Goldfischen und japanischen Zierfischen. Fast zwei Milliarden Mark waren ausgegeben worden für eines der schönsten Sportgelände der Welt. 2.000 Millionen. In Nullen las es sich so: 2.000.000.000 Mark.
    »Und alles fliegt in die Luft«, sagte Beutels. »Einen Trost habe ich allerdings … zwei Milliarden Mark, das ist weniger als der jährliche Kirchensteuerumsatz in Deutschland. So etwas beruhigt. Gottes Liebe ist doch noch teurer.«
    Es war ein galliger, ja blutiger Humor.
    Mittlerweise war der 23. August herangekommen!
    In Bonn beruhigte man sich damit, daß nach dem Ausschalten von Ted Dulcan die Gangsterorganisation anscheinend zusammengebrochen war. Dulcan selbst saß in einem nicht genannten Zuchthaus. Seine Verhöre durch Holden ergaben nie etwas Neues, ja, er verstand selbst nicht, warum Cortone noch nicht aufgetaucht war. Lepkin saß noch immer im Ramsacher Moor in seiner Holzhütte.
    »Das macht ihm keiner nach«, sagte Holden voll Bewunderung. »Soviel Vertrauen in eine Idee … das kann nur ein Russe haben.«
    Die Fackelträger mit der Olympischen Flamme hatten längst Deutschland erreicht, sie liefen über Garmisch-Partenkirchen, Oberammergau, Murnau, Schlehdorf, Bad Tölz, Rottach-Egern, Tegernsee, Gmünd nach Holzkirchen. Hier flackerte jetzt die Flamme in den Kruppschen Stahlfackeln, gasgespeist, gegen Wind und Regen geschützt, von einer Polizeieskorte umringt, damit niemand das geheiligte Feuer ausblies.
    Als die Fackelträger durch Murnau kamen, verließ sogar Lepkin seine Hütte im Moor und stellte sich an die Chaussee. Er schob die Unterlippe vor, beteiligte sich nicht an dem Klatschen der Menge, sondern blickte versonnen dem Symbol der Brüderlichkeit und des Friedens nach.
    Noch ein paar Tage, dachte er. Dann wird auf dem Oberwiesenfeld die große Flamme auflodern. Und Minuten später kann Mitteleuropa untergehen durch lächerliche 12 Kilogramm Plutonium.
    Was ist denn diese Welt noch wert?
    Voll tiefer Traurigkeit – nur ein Russe kann so abgrundtief traurig sein – fuhr er zurück in das Ramsacher Moor. Vorher rief er noch
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