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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leben Sie wohl, Abels.« Beutels drückte dem Mann aus Wiesbaden die Hand. »Wenn's einen Himmel gibt, grüßen Sie mir Petrus. Ich sehe ihn nie … ich habe auf Erden zuviel Mist gemacht!«
    »Wo wollen Sie denn hin?« stotterte Abels.
    »An die Säule, unter der die uns bekannte Bombe liegt. Ich habe dem Polizeipräsidenten versprochen, an der Spitze zu fliegen. Das beruhigt ihn zwar nicht, aber für mich ist es eine Notwendigkeit, mit gutem Beispiel voranzugehen.«
    Er wandte sich ab und ging. Vornübergebeugt, zum erstenmal ohne Zigarre, mit hängenden Schultern. Abels bekämpfte einen Krampf in seiner Kehle und blickte auf die Uhr. Noch 4 Minuten …

Ramsacher Moor
    Cortone war nach dem dritten Schuß, der ins rechte Knie ging, ohnmächtig geworden. Außerdem hatte er keine Stimme mehr … wenn er schreien wollte, kam nur noch ein Röcheln aus seinem Mund.
    Holden sah ein, daß er den Wettlauf mit der Zeit verlor. Es spielte jetzt auch keine Rolle mehr … hatte Dr. Hassler den Impulsgeber, war alles verloren. Holden wehrte sich gegen jeden Gedanken an die Größe der Katastrophe … er sah nur Cortone, dieses jämmerliche, zusammengeschossene Stückchen Mensch, das dies alles mit seinen Millionen ermöglicht hatte. Diesen Menschen, den Geldgier zum vernichtenden Gott werden ließ, wie andererseits Haß und Rache einen Dr. Hassler zum zerstörerischen Dämon machten.
    Holden riß Zweige von dem Busch und begann, Cortones Gesicht zu peitschen. Es dauerte lange, bis der erwachte zu blicklosem Stieren. Mit dem Bewußtsein kam der Schmerz zurück … Cortone wimmerte wie ein junger Hund.
    »Wo ist der Impulsgeber?« fragte Holden hart.
    Cortone öffnete die Lippen, sie sprangen auseinander wie eine aufplatzende Wunde. »Wasser …« stammelte er. »Wasser …«
    »Wo ist er?«
    »Nein.«
    Holden schoß. Das linke Knie. Cortone, zu schwach, um zu schreien, begann, sich vor Grauen zu erbrechen. Holden beugte sich über ihn und zog ihn wie damals Dulcan an den Haaren zu sich heran.
    »Hören Sie, Cortone«, sagte er ganz langsam. »Ich mache es wahr: Ich schieße Sie Stück für Stück zusammen. Als nächstes ist Ihre linke Hand dran. Verstehen Sie mich?«
    Er ließ den Kopf los, und Cortone nickte.
    »Wo ist der Impulsgeber?«
    »Ich … ich habe gar keinen …«
    Holden war es, als schlage ihm jemand mit einem Knüppel in die Kniekehlen. Er wußte, daß jetzt, in dieser Lage, Cortone nicht mehr log. Er fiel auf die Knie und stützte den vornübersinkenden Oberkörper Cortones.
    »Und die Bomben?« schrie er ihm ins Ohr.
    »Es gibt sie nicht –«
    »Cortone –«
    »Ich habe Dr. Hassler belogen, alle habe ich belogen. Aber die Drohung allein genügte. Es wäre so schön gewesen, ein risikoloses Geschäft. Die Bomben waren ein Mißerfolg … nach einem Jahr gab ich es auf … Wir bekamen die Kontrolle der kritischen Werte nicht in den Griff …«
    »Und die 12 Kilogramm Plutonium?«
    »Liegen in New Jersey in einem Bleibehälter. In einem Keller. Ich schwöre es Ihnen: Es … es gibt gar keine Bombe. Alles Bluff … O Himmel!«
    Er schrie plötzlich wieder auf, hell wie ein Fanfarenstoß, fiel mit dem Gesicht gegen Holden und spuckte Blut.
    Holden war es, als sei er selbst nur ein Haufen Müll, alle Kraft war aus ihm gewichen, er fühlte sich ausgeblasen wie ein Ei, dem jetzt die Schale zerreißt … mit Cortone an der Brust fiel er nach hinten ins Gras, ohne Gedanken und ohne Willen, nur das Blut, das aus Cortones Mund über sein Gesicht lief, spürte er.

München
    Der letzte Läufer hatte das Stadion erreicht. Unter dem Jubel von 81.000 Menschen loderte das Olympische Feuer auf. Olympias Sonne hatte München erreicht.
    Hinter dem Mikrofon stand der deutsche Bundespräsident.
    Schmal, elegant, weit entfernt von Heroismus, eher ein Vater, der über eine reiche Kinderzahl blickt.
    Seine Stimme war klar, und die Welt hörte es:
    »Hiermit eröffne ich die XX. Olympischen Spiele zu München.«
    Am riesigen Stahlmast stieg die Fahne mit den fünf Ringen empor.
    »Ich rufe die Jugend der Welt – –«
    An dem 80 Meter hohen Dachträger stand Beutels, die Uhr in der Hand und wartete. Es war 10 Minuten nach 15 Uhr, und er lebte immer noch. Da wandte er sich ab, holte aus der Brusttasche eine lange, helle Sumatra, biß die Spitze ab und zündete sie an. Am Aufgang zu der Ehrentribüne stieß er auf einen bleichen, aber strahlenden Polizeipräsidenten.
    »Na, Beutels«, rief er. »Wer hat recht behalten?! Wo ist Ihr
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