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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stimme war schwächer, als Holden sie kannte. Er hat viel Blut verloren, dachte er zufrieden. Lepkins Nagan hat ihn schrumpfen lassen. Hätte ich genügend Zeit, brauchte ich nur zu warten, bis er zusammenfällt. Aber die Zeit läuft uns davon … sie läuft wie der Fackelträger mit der Olympischen Flamme. Wo ist die Flamme jetzt? Noch in ihrem Nachtquartier im Maximihaneum? Oder schon auf dem Weg über die Maximilianstraße zum Odeonsplatz? »Jetzt soll alles hochgehen, alles!« schrie Cortone. »Ich war immer ein Liebhaber von Feuerwerken!«
    Holden war sich im Zweifel darüber, ob das ein Zugeständnis war, daß Cortone den Impulsgeber wirklich an Dr. Hassler weitergegeben hatte. Wie und wo konnte er Dr. Hassler getroffen haben?
    Es gab kein Zurück mehr. Holden dachte an Lepkin, an den fast kindlich flehenden Blick des Sterbenden. Dann sprang er auf und jagte im Zickzack über die Lichtung.
    Cortone schoß zweimal. Beim zweiten Schuß tauchte er selbst auf, um besser zielen zu können. Aus vollem Lauf heraus hob Holden die Pistole und feuerte.
    Cortone machte einen kleinen Sprung nach rückwärts und schrie auf. Er lag vor einem Busch, als Holden ihn erreichte, und starrte seinen Gegner haßerfüllt an. Auch sein zweiter Arm war unbrauchbar geworden … neben Lepkins Schuß in die linke Schulter blutete jetzt ein Einschuß in der rechten. Cortones Revolver lag vor seinen Füßen, ihn aufzuheben reichte seine Kraft nicht mehr.
    »Endspurt, Cortone«, sagte Holden. »Wo ist der Impulsgeber?«
    Cortone schwieg. Langsam hob Holden seine Waffe.
    »Ich werde Sie stückweise abschießen«, sagte er mit einer Ruhe, wie sie nur eine Grausamkeit jenseits allen Gefühls gebären kann. Und Holden war in diesem Augenblick kalt. Wie Lepkin fühlte er in sich die Kälte immer höher steigen, den Eisatem einer Welt, die noch keinen Namen hat. Denn das, was Holden jetzt empfand, hatte keinen Platz, weder im Paradies noch in der Hölle.
    »Das werden Sie nicht tun«, sagte Cortone rauh.
    Holden drückte ab. Die Kugel fuhr Cortone durch den rechten Fuß. Er brüllte auf, da die Schmerzen ihn fast zerrissen.
    »Wo ist der Impulsgeber?« frage Holden.
    Cortone schwieg.
    Ruhig zielte Holden und drücke ab.
    Der linke Fuß.
    Cortones Gebrüll wurde unmenschlich.

München
    Der Fackelträger hatte den Spiridon-Louis-Ring erreicht.
    Die Menschen am Straßenrand jubelten und klatschten. Nur noch Minuten, und der letzte Läufer würde die Flamme übernehmen und sie hineintragen in das riesige Rund des Stadions.
    81.000 Menschen warteten im Stadion. 150.000 auf dem Gelände des Oberwiesenfelds. Fast eine Milliarde Menschen saßen an den Fernsehschirmen. Sie sahen die Sportler aus 126 Nationen aufmarschieren, die Kaiser und Könige auf der Ehrentribüne, den deutschen Bundeskanzler, den deutschen Bundespräsidenten, die wehenden, im Wind knatternden Fahnen.
    Beutels stand in dem breiten Eingang, durch den gleich der Schlußläufer mit der Fackel kommen würde. Neben ihm stand Oberkommissar Abels, bleich, zitternd. Er blickte auf die Uhr, auf den leise tickenden Sekundenzeiger.
    Auf dem Olympiagelände befanden sich 3.000 Polizisten. 24.000 Helfer standen bereit, 3.000 Ärzte, ebenso viele Sanitäter. Vor den Blicken der Gäste verborgen, warteten in Seitenstraßen und Hinterhöfen 400 Krankenwagen, die Bundeswehr hatte ihre Sanitätsautos und alle Lastwagen alarmiert, sie vollgestopft mit Tragen. Alle Krankenhäuser im Umkreis von 100 Kilometern waren in Bereitschaft, Säle, Turnhallen, Gaststätten, Schulen waren vorsorglich beschlagnahmt … es war eine Aktion gewesen, so blitzschnell, daß selbst die Zeitungsleute nichts mehr an ihre Redaktionen melden konnten. Auf einem provisorischen Flugplatz warteten 200 Hubschrauber. Lastwagen mit Blutplasma, Blutkonserven, Blutersatz und Infusionsflaschen fuhren um das Stadion auf. Die Garnisonen der Bundeswehr und der amerikanischen Armee waren in einem Zustand wie vor einem Kriegseinsatz.
    Noch wenige Minuten.
    Noch 7 Minuten.
    Abels zeigte Beutels seine Uhr. Seine Hand zitterte dabei so stark, daß Beutels keine Ziffer mehr erkennen konnte.
    »Was nützt das alles?« sagte Beutels langsam. »Dieses ganze Heer von Helfern fliegt einfach mit in die Luft. Jede Bombe die fünfzigfache Stärke von Hiroshima. Das ist gar nicht mehr mit Menschenhirn zu ermessen. Wo ist der Läufer?«
    »Kurz vor dem Stadion!« rief ein Polizist, der über Sprechfunk mit den Begleitwagen in Verbindung stand.
    »Dann –
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