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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Autoren: Alexandre Dumas
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lächelnd die Hand der Frau von Montespan ergriff und küßte. Dann schmückte er ihren Hut mit der ersten Feder, die er dem Reiher ausgerissen hatte. Sie lächelte ebenfalls und küßte nun auch ihm die Hand. Da errötete der König vor Freude, und aus seinen Augenleuchtete Liebe und Verlangen. – »Und was schenken Sie mir?« fragte er. – Sie brach ein Zweiglein von der Zypresse und bot es dem von seliger Hoffnung berauschten König dar.
    »Das ist ein trauriges Geschenk,« murmelte Aramis, »denn die Zypresse beschattet ein Grab.« – »Ja, und zwar das Grab Rudolfs von Bragelonne,« setzte d'Artagnan hinzu, »der hier neben seinem Vater schlummert.« – Ein Seufzer erklang in der Stille dieses Ortes; Luise von Lavallière sank ohnmächtig über das Grab hin. – »Arme Frau!« murmelte d'Artagnan, »wie groß wird ihr Leid in Zukunft sein!«
    Am Abend saßen d'Artagnan und d'Herblay an der königlichen Tafel. Der König war sehr zuvorkommend gegen Madame, denn man trieb zu dieser Zeit hohe Politik. Man stand kurz vor der Eröffnung des Krieges mit Holland. Der spanische Unterhändler war zu dem Zweck herübergekommen, um ein Neutralitätsbündnis zwischen Spanien und Frankreich abzuschließen, und von Madame erwartete Ludwig nichts Geringeres als ein gleiches Bündnis mit England. Es ward ihm nicht schwer, sie zu einer Reise nach London zu bestimmen, und sie verlangte als Gegendienst nichts weiter, als daß er ihr versprechen sollte, den Grafen von Guiche, der seit langem vom Hofe verbannt war, zurückzurufen und an seiner Statt den ihr verhaßten Chevalier von Lorraine, der beständig zwischen ihr und Monsieur Feindschaft säte, ins Exil zu schicken. Damit hatte Ludwig sich ihre Fürsprache am englischen Hof leichten Kaufs erworben.
    Ludwig XIV. sah sich um, und sein königlicher Blick fiel auf Monsieur, seinen Bruder, der mit Mißtrauen nach ihm und seiner Frau geschaut und sich über ihrlanges angelegentliches Gespräch gewundert hatte. – »Mein lieber Bruder,« sprach der König, »ich bin mit dem Chevalier von Lorraine sehr unzufrieden. Sie werden ihm den Rat geben, ein paar Monate auf Reisen zu gehen.« – Diese Worte fielen wie eine Lawine über den armen Herzog von Orléans her, der seinen Günstling vergötterte und ohne ihn nicht leben zu können glaubte. – »Wodurch hat der Chevalier Ihr Mißfallen erregt?« fragte er. – »Das werde ich Ihnen sagen, wenn er abgereist ist,« antwortete Ludwig, »und während Madame in England ist.« – »Was? Madame geht nach England?« rief Monsieur erstaunt. – »Ja, in acht Tagen, lieber Bruder,« erwiderte der König, lächelte seinem Bruder zu und wandte sich an Colbert und Aramis, die inzwischen miteinander verhandelt hatten.
    »Nun,« rief er, »werden wir auf Spaniens Neutralität rechnen können?« – »Frankreich mit Holland zu entzweien, entspricht ganz unserer Politik,« antwortete der Herzog von Alameda. »Aber ein Krieg mit Holland wird ein Seekrieg, und in einem solchen wird Frankreich nur obsiegen können, wenn England sich neutral verhält.« – »Dafür ist gesorgt,« sagte Ludwig lächelnd. – »Und dann gehört dazu eine stärkere Flotte, als Frankreich sie besitzt,« fügte Aramis hinzu. – Colbert zog eine Liste aus der Tasche und antwortete: »Hier ist ein Verzeichnis der französischen Schiffe. Wir verfügen über 35 Kreuzer. Daraus werden jetzt schon drei Geschwader gebildet. Bis zum Ende dieses Jahres aber werden wir 50 Linienschiffe haben.« – »Potzwetter!« rief d'Artagnan und riß die Augen auf. »Das ist viel, Herr Colbert. Aber wie steht es mit der Ausrüstung? Wir haben keine Gießerei in Frankreich.«
    »Ah,« antwortete der Staatsmann lächelnd, »in anderthalb Jahren habe ich es dahin gebracht, daß wir das alles in Frankreich haben. Sie kennen Herrn d'Infreville nicht? Er gießt jetzt Kanonen für mich in Toulon. Und Sie kennen Herrn Forant nicht? Er hat, die Zeit des Friedens benützend, in Holland selbst für mich Blei, Pulver, Holz, Lunten, Granaten, Schiffsteer und dergleichen in großen Mengen aufgekauft. Das ist um sieben Prozent billiger gewesen, als wenn ich es hier selbst hergestellt hätte. Und Sie kennen auch Herrn Destouches nicht? Das ist ein Mann, der den Schiffsbau aus dem Grunde versteht, und er überwacht jetzt die Herstellung von sechs Schiffen zu je 78 Kanonen. Sie sehen also, ich weiß meine Leute zu finden, und der König wird, wenn es zum Kriege kommt, über eine sehr tüchtige Flotte
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