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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Autoren: Alexandre Dumas
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hörte der Feuerwechsel auf, das Handgemenge begann und währte zwei Stunden. Um fünf Uhr aber waren wir Herren an allen Punkten, der Feind ergriffauf der ganzen Linie den Rückzug, und auf der höchsten Stelle des Berges wehte das Banner der Lilie.
    Nun konnten wir erst Herrn von Bragelonne betrachten; er hatte acht Schußwunden, allein er atmete noch. Der Herzog ließ sofort seine Aerzte kommen und versprach jedem tausend Louisd'ors, wenn sie ihn retteten. Sie sondierten die Wunden. Dabei schlug Herr von Bragelonne noch einmal die Augen auf und sah die Aerzte mit starren Blicken an. Und nun schien er ganz bei Bewußtsein und zu hören, wie die Aerzte zu Monseigneur sagten: Drei Wunden seien allerdings tödlich, da aber der Kranke eine kräftige Natur habe und die Barmherzigkeit Gottes unendlich sei, so bestehe noch Hoffnung, daß der Totgeglaubte am Leben erhalten würde. Aber man dürfe ihn nicht einmal mit den Fingern anrühren; schon daran könne er sterben.
    Der Herzog rief erfreut: ›O, Bragelonne, wir werden dich retten!‹ – Ein düsteres Lächeln huschte über die Lippen des Verwundeten. – Eines Abends nun, als man glaubte, der Kranke sei aus dem Schlummer erwacht, trat einer der Lazarettgehilfen in das Zelt und kam mit lautem Geschrei herausgestürzt. Wir eilten herzu, der Prinz mit uns, und wir sahen Herrn von Bragelonne auf der Erde liegen, in einer Blutlache schwimmend. Er bewegte sich nicht mehr. Man hob ihn auf und fand in seiner rechten Hand eine blonde Haarlocke.«
    An diesen Bericht schlossen sich mehrere Mitteilungen über den Verlauf der Expedition und die Unterwerfung der Araber. D'Artagnan las das nicht mehr. Für ihn hatte der Brief nach der Schilderung von Rudolfs Tode kein Interesse mehr. »Unglückliches Kind!« stöhnte er. »Ein Selbstmord!« Und indem er zu denFenstern hinaufsah, hinter denen Athos den ewigen Schlaf hielt, sagte er: »Sie haben einander Wort gehalten. Sie sind im Tode vereint.«
    Am folgenden Tage kamen die Landleute und die Edelherren der Umgebung an, um an der Leichenfeier teilzunehmen. D'Artagnan schloß sich ein – er wollte mit niemand sprechen. Der sonst so unbeugsame Geist war durch diese zwei Todesfälle niedergeschmettert. Er schrieb an den König und bat um Verlängerung des Urlaubs. Nur von Grimaud ließ er sich bedienen, sonst durfte niemand zu ihm.
    Der treue Alte trat ein und winkte dem Chevalier, ihm zu folgen. Er führte ihn in das Zimmer des Grafen und deutete auf das leere Bett, dann schritt er mit ihm zum Salon, wo der Landessitte gemäß der Tote aufgebahrt worden war. Doch d'Artagnan blieb betroffen stehen, denn er erblickte zwei Särge, und in dem einen sah er Athos, in dem andern Rudolf von Bragelonne liegen.
    »Rudolf war hier!« rief der Gaskogner. »Und das hast du mir nicht gesagt, Grimaud!« – Der Alte schüttelte den Kopf, hob sacht das Laken und zeigte d'Artagnan die Wunden, aus denen das Leben des Jünglings entflohen war.
    Der Kapitän wandte sich schluchzend ab. Und da Grimaud nichts weiter sagte, so fragte er auch nicht. Später dachte er daran, daß der Sekretär Beauforts noch vieles geschrieben, was er nicht mehr gelesen hatte. Er nahm den Bericht noch einmal zur Hand und las nun alles bis zu Ende. Da stand im letzten Abschnitt folgendes:
    »Der Herzog hat Bragelonnes Leiche nach arabischer Weise einbalsamieren lassen und ein Schiff beordert, dasden Sarg unter Obhut des treuen Dieners, der dem jungen Manne gefolgt war, auf der Stelle nach Frankreich bringt.«
    »Nun, so werde ich auch dir die letzte Ehre erweisen können, armer Junge,« sprach d'Artagnan zu sich. »Ich alter nichtsnutziger Mann werde den Staub auf deine Stirn streuen, die ich vor zwei Monaten noch geküßt habe. Gott hat es so gewollt. Du selbst hast es gewollt. Ich habe kein Recht zu weinen. Du hast dir den Tod gewählt, weil du ihn dem Leben vorzogst.«
    Eine große Menge Volkes, Landleute, Edelherren und Bürger nahmen an dem Begräbnis teil. Die kleine Kapelle, die Athos zu seiner letzten Ruhestätte bestimmt hatte, lag im äußersten Teil des Parks, von Pappeln und Maulbeerbäumen, Flieder und Weißdorn umstanden. Bienen umschwärmten das blühende, und duftende Gesträuch, Finken und Rotkehlchen sangen in den Zweigen ihre lieblichen Melodien.
    Schweigsam bewegte sich der Leichenzug nach dieser Stätte, und als man die Särge hinabgesenkt in die ehrwürdige alte Gruft, als man den Toten das letzte Lebewohl zugerufen, zerstreute sich die Menge,
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