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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Autoren: Alexandre Dumas
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Zimmer hinaus tot umfallen. Der Alte kauerte sich vor dem Bette seines toten Herrn nieder und saß dort regungslos – er hätte nicht sagen können, wie lange. Da erklang eine Stimme, vibrierend wie Stahl. »Athos! Athos!« – Grimaud erhob sich und ging dem Manne entgegen, der mit kriegerischem Schritt herangestürmt kam. »Herr d'Artagnan!« rief er.
    »Wo ist Athos?« rief der Musketier. – Grimaud nahm ihn bei der Hand und führte ihn stumm ans Bett, von dessen weißem Tuch schon die fahle Farbe des Leichnams abstach.
    D'Artagnan schrie nicht auf – er röchelte nur dumpf. Er preßte die Fäuste auf die Brust und senkte tief das Haupt. Dann kniete er nieder und legte das Ohr aufdas Gewand des Toten. Kein Laut – kein Atemzug! – Grimaud setzte sich ans Fußende und drückte die Lippen auf das Laken, das über den starren Füßen seines Gebieters lag. Der in Tränen zerfließende, in stummem Schmerz hingesunkene Greis bot das rührendste Schauspiel dar, das d'Artagnan je in seinem vielbewegten Leben gesehen hatte.
    Der Musketier küßte Athos auf die Stirn und drückte ihm mit zitternden Fingern die Augen zu. Dann setzte er sich ans Kopfende, ohne Scheu vor diesem Toten, der zu Lebzeiten dreißig Jahre lang liebreich und wohlwollend gegen ihn gewesen war. Er versenkte sich in die Erinnerungen, die das edle Antlitz des Grafen in ihm wachrief, von denen die einen freundlich waren wie das Lächeln des Toten, die andern starr, finster und düster, wie der Tod selbst.
    Da stand er auf – mit einem Male übermannte ihn der Schmerz, er brach in herzzerreißendes Schluchzen aus und stürzte hinaus, die Faust gegen die Lippen pressend, um das Weinen zu unterdrücken. Nach einer Weile ging er wieder hinauf und rief Grimaud an, der regungslos an derselben Stelle geblieben war. Der treue Mensch kam heran und folgte d'Artagnan.
    »Grimaud«, sprach der Musketier, den Greis bei den Händen nehmend, »ich fand den Vater tot – nun sage mir, wie der Sohn starb.«
    Grimaud nahm einen Brief aus der Tasche, der an Athos gerichtet war. D'Artagnan kannte die Schrift des Herzogs von Beaufort, erbrach das Siegel und las im ersten Schein des dämmernden Tages, was der Herzog in seiner steifen, unbeholfenen Schülerschrift an Athos schrieb. – »Lieber Graf! Inmitten eines großen Triumphes trifft uns ein großes Unglück: der König hateinen seiner tapfersten Offiziere verloren, ich einen Freund, Sie einen Sohn. Herr von Bragelonne hat einen glorreichen Tod gefunden. Empfangen Sie meinen traurigen Gruß, lieber Graf! Der Himmel verhängt über uns die Prüfungen je nach der Größe unseres Herzens. Die Prüfung, die jetzt Ihnen zuteil wird, ist sehr schwer, aber nicht über Ihre Kraft. – Ihr Freund Herzog von Beaufort.«
    An diesen Brief schloß sich ein vom Sekretär des Prinzen geschriebener Bericht: eine rührende, getreue Schilderung der Episode, die den Faden zwischen zwei Herzen zerschnitt. Gewöhnt an Schlachten und Kriegsgeschichten, gefeit gegen wehmütige Vorfälle, erschauerte d'Artagnan dennoch, als er nun vom Tode Rudolfs las, vom Tode des geliebten Kindes, das auch er wie einen Sohn gehalten hatte:
    »Am frühen Morgen erging der Befehl zum Angriff. Die Soldaten der Normandie und der Picardie besetzten die Stellung an den grauen Felsen, an deren Abhängen sich die Bastionen von Gigelli erheben. Die Artillerie eröffnete die Schlacht; die Lanzenknechte gingen mit erhobenen Piken vor, die Musketiere hatten die Gewehre im Arm. Der Prinz folgte mit einer starken Reserve den Vorrückenden.
    Neben ihm ritten die ältesten Kapitäne und die Adjutanten.
    Herr von Bragelonne erhielt den Befehl, an der Seite Seiner Hoheit zu bleiben.
    Die feindlichen Kanonen hatten sich nach einigen mißlungenen Schüssen besser gerichtet, und ein paar Kugeln trafen jetzt Leute aus der Umgebung des Prinzen. Die Regimenter rückten gegen die Wälle vor und erlitten einen übeln Empfang. Der Ansturm geriet ins Stocken,zumal unsere Artillerie die Truppe mangelhaft unterstützte. Sie mußte von unten nach oben schießen, was für die Tragweite wie für die Treffsicherheit ungünstig war. Der Prinz sah dies und befahl den in der kleinen Bucht ankernden Fregatten, von dort aus ein regelmäßiges Feuer gegen die Festung zu eröffnen. Diesen Befehl zu überbringen, erbot sich Herr von Bragelonne; allein Monseigneur weigerte sich, ihm den Auftrag zu erteilen. Der Sergeant, der abgeschickt wurde, war glücklich bis an das Gestade des Meers gelangt,
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