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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Autoren: Alexandre Dumas
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tiefergriffen, und leise sprachen die Leute untereinander von den Tugenden des Vaters, von den Hoffnungen des Sohnes und von seinem traurigen Ende. Der Klang des Glöckleins, das der Ministrant läutete, verlor sich in der Ferne.
    D'Artagnan blieb allein zurück. Er lehnte an einem Baum und starrte nach der kleinen Kapelle hin, die so viel Teures in sich schloß. Da sah er eine Frauengestalt am Boden knien. Sie preßte weiße Hände mit schlanken Fingern vor das Gesicht. D'Artagnan trat geräuschlos näher, um diese Betende nicht zu stören und gleichwohl zu erkennen, wer sie sei. Da er jenseits des Parkzaunsjetzt eine Kalesche mit Kutscher und Dienern halten sah, deren Anfahrt er in seiner Träumerei nicht gehört hatte, erriet er, daß es eine Dame von Stand sei. Sie betete inbrünstig, und d'Artagnan hörte ein paarmal von ihren Lippen leise, doch eindringlich das Wort: »Verzeih! verzeih!«
    Er wollte hinzutreten, um sie anzusprechen und ihrer Trauer zu entreißen, da sah sie auf, und er erkannte Luise von Lavallière. Sie hob ihr von Tränen überflutetes Gesicht zu ihm empor und nannte ihn beim Namen. – »Sie hier?« sprach der Kapitän dumpf. »Ich hätte lieber ihn und Sie mit Blumen geschmückt im Hause des Grafen de la Fère gesehen. Die beiden da hätten weniger Tränen vergossen – auch Sie und ich.«
    »Mein Herr!« schluchzte sie. – »Denn Sie, nur Sie,« fuhr der Unerbittliche fort, »haben diese beiden Männer unter die Erde gebracht.«
    »O, schonen Sie meiner!« rief sie. – »Fern sei es von mir, eine Frau zu beleidigen oder sie für nichts zum Weinen zu bringen, aber es muß gesagt werden,« setzte er hinzu, »für den Mörder ist kein Platz am Grabe seiner Opfer.« – Sie wollte antworten. – »Was ich Ihnen da sage,« sprach er hart, »das würde ich dem König selbst sagen.« – Sie faltete die Hände und antwortete: »Ich weiß, ich habe Herrn von Bragelonne in den Tod getrieben. Gestern erfuhr man es bei Hofe. Ich bin die vierzig Meilen hergeeilt, um den Grafen um Verzeihung anzuflehen, da ich ihn noch am Leben glaubte, um auf Rudolfs Grabe Gott zu bitten, daß er mir alles Ungemach schicken möge, das ich verdiene. Und nun muß ich sehen, daß der Tod des Sohnes auch den Tod desVaters nach sich gezogen hat, daß ich mir somit zwei Verbrechen vorzuwerfen habe und doppelter Strafe verfallen bin!«
    »Soll ich Ihnen wiedersagen, Fräulein, was Herr von Bragelonne mir in Antibes sagte, als er schon ans Sterben dachte?« sagte der Musketier. »Stolz und Koketterie haben sie schlecht gemacht, ich verzeihe ihr, während ich sie verachte. Wenn sie aus Liebe fiel, so vergebe ich ihr mit der Beteuerung, keiner hat sie je so geliebt wie ich!«
    »Sie wissen, ich wollte mich einmal schon aus Liebe ins Kloster zurückziehen,« erwiderte sie. »Sie wissen, was ich damals gelitten habe; heute aber leide ich noch viel mehr, denn damals hoffte und wünschte ich immer noch. Heute aber habe ich nichts mehr zu hoffen und zu wünschen. Mit diesem Toten sinken alle meine Freuden ins Grab. Vor Gewissensbissen getraue ich mich nicht mehr zu lieben, und ich fühle es, der, den ich liebe, wird mich – o, es ist gerechte Vergeltung – alle Martern empfinden zu lassen, die ich dem andern bereitet habe. O, klagen Sie mich nicht an, Herr d'Artagnan, ich beschwöre Sie! Ich bin ein vom Stamme gerissener Zweig – ich habe keinen Halt mehr auf dieser Welt. Ich liebe noch immer bis zur Raserei, und so gottlos bin ich in dieser Liebe, daß ich sie noch jetzt auf dem Grabe dieses Toten bekenne. Diese Liebe ist für mich wie eine Religion. Nur noch kurze Zeit wird mein Glück währen, vielleicht besteht es schon heute nicht mehr. Sie werden mich bald verlassen, bestraft sehen, wie Sie es nicht schlimmer wünschen können. Vielleicht ist dieser Doppelmord schon jetzt gesühnt.«
    Ein königlicher Offizier, in welchem d'Artagnan vonSaint-Aignan erkannte, kam zu Pferde, hielt jenseits des Zaunes an und erklärte, er sei beauftragt. Fräulein von Lavallière zum König zurückzuholen, der vor Ungeduld und Eifersucht außer sich sei. Luise entließ ihn mit einer Handbewegung, und er ritt zu dem Kutscher.
    »Sie sehen, Fräulein,« sprach d'Artagnan, den Saint-Aignan nicht bemerkt hatte, da er von dem dichten Laub eines Strauchs verdeckt war, »Sie sehen, noch währt Ihr Glück.«
    »Sie werden es eines Tages bereuen,« antwortete die Lavalliere, »daß Sie so schlecht über mich dachten. Sie werden mich so viel leiden
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