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Die drei !!! Kuss-Alarm (Ausrufezeichen) - Wich, H:  drei !!! Kuss-Alarm

Die drei !!! Kuss-Alarm (Ausrufezeichen) - Wich, H: drei !!! Kuss-Alarm

Titel: Die drei !!! Kuss-Alarm (Ausrufezeichen) - Wich, H: drei !!! Kuss-Alarm
Autoren: Henriette Wich
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Dabei hatte alles so schön angefangen: Sie hatten sich einen gemütlichen Abend gemacht, Herr Grevenbroich hatte seinen leckeren Auberginenauflauf zubereitet, und sie hatten in aller Ruhe zusammen Abend gegessen und geredet.
    In Gedanken spulte Marie die Zeit noch mal zurück und rief sich jedes einzelne Wort des Gesprächs in Erinnerung.
    »Und, worauf hast du jetzt Lust?«, fragte Herr Grevenbroich, während er Messer und Gabel auf dem Teller zusammenschob. »Sollen wir uns eine DVD ansehen? Einen spannenden Krimi vielleicht?«
    Marie schüttelte den Kopf. »Nein, das hab ich erst gestern gemacht.«
    »Oder unsere letzten Urlaubsfotos?«, fragte er weiter.
    Marie zögerte. Unschlüssig sah sie sich im Wohnzimmer um. Neben dem DVD-Regal gab es noch ein weiteres Regal mit Büchern und jeder Menge Fotoalben. In der unteren Reihe blieb ihr Blick hängen. »Sehen wir uns mal wieder das alte Album mit den Fotos von Mama an?«
    Das Lächeln ihres Vaters verschwand. »Ich weiß nicht ...«
    Marie wusste sofort, woran er jetzt dachte: an den tragischen Autounfall vor vielen Jahren, bei dem seine Frau ums Leben gekommen war. Marie war damals erst zwei Jahre alt gewesen und konnte sich nicht mehr erinnern – weder an den Unfall noch an ihre Mutter, die sie nur von den Fotos her kannte. Schon bald würde wieder ihr Todestag sein: am 10. Februar, und Marie wurde jetzt schon ganz traurig, wenn sie nur daran dachte. »Bitte!«, sagte sie, weil sie genau wusste, dass ihr Vater sie verwöhnte und ihr selten einen Wunsch abschlagen konnte.
    Diesmal zögerte er ungewöhnlich lange. Er redete nicht gerne über den Unfall und über die Vergangenheit, aber schließlich gab er doch nach. »Na gut, du weißt ja, wo das Album ist.« Schnell lief Marie zum Regal hinüber, griff nach dem alten grünen Album mit dem Ledereinband und trug es hinüber zum Sofa. Ihr Vater nahm seinen Rotwein mit zum Couchtisch und schenkte seiner Tochter noch ein Glas Wasser ein.
    Mit zitternden Fingern öffnete Marie das Album. Jedes Mal war es wieder unglaublich schön und gleichzeitig unglaublich traurig. Das Album war die einzige Verbindung zu ihrer Mutter, die sie hatte, und sie kannte jedes Foto in- und auswendig. »Da habt ihr geheiratet«, sagte sie feierlich und zeigte auf die erste Seite, auf der das große Hochzeitsfoto prangte. Ihre Mutter sah wunderschön aus in ihrem bodenlangen, fließenden Kleid aus Satin und Spitze und dem zarten Schleier im Haar. Herr Grevenbroich nickte. »Ich war so aufgeregt, dass ich nicht mehr bis drei zählen konnte. Alleine hätte ich nie und nimmer den Weg zur Kirche gefunden und die Trauringe komplett vergessen. Zum Glück hat Tante Florentine alles super organisiert.« Marie kannte die Geschichte über die fabelhafte Florentine schon, aber sie hatte ihre Tante nur ein paarmal getroffen, weil sie lange in Australien gelebt hatte.
    Langsam blätterte Marie weiter. »Und hier bin ja schon ich!« Endlich lächelte ihr Vater wieder. »Unsere Prinzessin! Du warst das schönste Baby auf der ganzen Welt.«
    Marie zog die Stirn kraus. Das konnte sie wiederum nicht ganz nachvollziehen. Sie fand, dass sie auf dem Foto ziemlich pummelig aussah. Außerdem hatte sie kaum Haare auf dem Kopf. Später wurde es dann zum Glück besser, zumindest die Haare wurden mehr. Im Fotoalbum entwickelte Marie sich im Zeitraffer vom Baby zum zweijährigen Kleinkind. Und ihre Mutter wurde etwas schmaler im Gesicht, immer zerbrechlicher, aber immer schöner.
    Marie ließ das Album auf ihren Schoß sinken und sah ihren Vater traurig an. »Wie war das eigentlich damals mit dem Unfall? Du hast nie groß davon erzählt.«
    »Da gibt es auch nicht viel zu erzählen«, antwortete Herr Grevenbroich und wich ihrem Blick aus. »Es war alles sehr tragisch. Anne ist mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Baum gefahren, sie war sofort tot. Ich habe damals gerade in Italien gedreht und bin natürlich sofort zurück nach Deutschland geflogen, als ich die schreckliche Nachricht bekommen habe.« Er räusperte sich und nahm einen Schluck Rotwein. »Aber lass uns jetzt wieder von was anderem reden, ja? Man soll nicht dauernd in der Vergangenheit leben, sondern jetzt, in der Gegenwart. Und unsere Gegenwart ist doch sehr schön, oder?« Er drückte seine Tochter kurz an sich.
    Marie nickte. »Ja, schon ...«
    Plötzlich hatte sie einen dicken Kloß im Hals. Einerseits wusste sie, dass ihr Vater recht hatte, andererseits brannten ihr noch tausend Fragen auf der Seele:
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